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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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ihn mit seiner Steinschleuder getroffen hatte. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Es war ... es war Simon Heap.
    Wolfsjunge wusste, dass Simon ihn nicht erkannt hatte. Simon hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt und unterhielt sich jetzt leise mit der Frau. Wolfsjunge überlegte. Sollte er sich hinausschleichen und das Risiko eingehen, dass Simon ihn bemerkte, oder sollte er noch bleiben und so tun, als wolle er noch etwas kaufen? Da die warmen Pasteten in seiner Tasche förmlich darum bettelten, gegessen zu werden, hätte er sich am liebsten davongemacht, bevor er erkannt wurde, aber etwas in Simons Stimme – eine Art Verzweiflung – hielt ihn davon ab.
    »Ich kann sie nirgends finden, Maureen. Es ist, als hätte sie sich in Luft aufgelöst.«
    »Das ist unmöglich«, lautete Maureens vernünftige Antwort.
    Simon, der von solchen Dingen mehr verstand, als Maureen ahnen konnte, war sich da nicht so sicher. »Es ist meine Schuld«, sagte er traurig. »Ich hätte sie zum Markt begleiten sollen.«
    Maureen versuchte, ihn zu trösten. »Nicht doch, Simon, du darfst dir keine Vorwürfe machen. Lucy ist immer so schnell aufbrausend. Das wissen wir doch beide.« Sie lächelte. »Wahrscheinlich ist sie nur beleidigt abgezogen. Du wirst sehen. Als sie hier gearbeitet hat, war sie einmal eine ganze Woche weg.«
    Aber Simon war nicht zu trösten. Er schüttelte den Kopf. »Aber sie war nicht beleidigt. Alles war in Ordnung. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache, Maureen. Ach, wenn ich doch nur Spürnase hätte.«
    »Wen? ... Ach du liebe Zeit, sie verbrennen!« Maureen sprang davon, um die nächste Ladung Pasteten zu retten.
    Simon sah zu, wie sie mit einem Geschirrtuch den Rauch wegwedelte. »Ich will noch ein letztes Mal versuchen, ihre Spur zu finden, aber dann ist Schluss. Dann hilft nur noch Spürnase.«
    »Wer oder was ist denn Spürnase? Ein neues Detektivbüro?«, fragte Maureen und inspizierte eine verkohlte Pastete mit Würstchen und Tomaten. »Das letzte hier in der Gegend ist niedergebrannt. Sah noch schlimmer aus als die Pasteten hier.«
    »Nein, Spürnase ist mein Fährtenleserball«, sagte Simon. »Marcia Overstrand hat ihn gestohlen.«
    Schockiert schaute Maureen von ihren Pasteten auf. »Die Außergewöhnliche Zauberin hat einen Ball gestohlen?«
    »Nun ja ... nicht direkt gestohlen«, sagte Simon in dem Bemühen, seinem Vorsatz treu zu bleiben, immer die Wahrheit zu sagen. »Sie hat ihn wohl eher beschlagnahmt oder so. Aber Spürnase ist kein gewöhnlicher Ball, Maureen. Er ist ein Zauberball. Er kann Menschen aufspüren. Wenn ich Marcia dazu bringen kann, mir Spürnase zurückzugeben, kann ich ihn auf Lucys Fährte ansetzen. Ich bin mir sicher, dass er sie finden würde.«
    Mit einem Seufzer des Bedauerns kippte Maureen den gesamten Inhalt des Blechs in den Mülleimer.
    »Hör doch, Simon, mach dir keine allzu großen Gedanken. Lucy wird schon wieder auftauchen. Ganz bestimmt. Ich an deiner Stelle würde den ganzen Zauberkrimskrams vergessen und mich hier in der Gegend nach ihr umsehen. Du weißt ja, was man sagt – wenn man am alten Kai nur lange genug wartet, kommt irgendwann jeder vorbei, den man kennt. Es gibt Schlimmeres.«
    »Ja ... vermutlich hast du recht«, grummelte Simon.
    »Ganz bestimmt sogar«, sagte Maureen. »Wie wär’s, wenn du gleich damit anfängst? Nimm eine Pastete mit.«
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Wolfsjunge, wie sich Simon eine Pastete mit Schinken und Ei schnappte und dann den Laden verließ. Durch das beschlagene Schaufenster sah er, wie Simon langsam an der Hafenmauer entlangstrich und dabei gedankenversunken in seine Pastete biss. Simon hatte sich seit ihrer letzten Begegnung sehr verändert. Verschwunden waren der verschlagene, drohende Ausdruck in seinen Augen und der Hauch schwarzer Magie, der ihn umgeben hatte. Wäre ihm die Stimme nicht bekannt vorgekommen, so dachte Wolfsjunge bei sich, hätte er ihn wohl gar nicht wiedererkannt.
    Wolfsjunge verließ den Laden und ging ein paar Stufen zum Wasser hinunter, wo er sicher sein konnte, dass er Simon nicht in die Arme lief. Er setzte sich, sah ein paar kleinen Krabben zu, die im nassen Sand wühlten, und aß, sich wiederholter Angriffe der berüchtigten Porter Möwen erwehrend, nacheinander eine Pastete mit Käse und Bohnen, eine mit Rindfleisch und Zwiebeln und eine besonders leckere mit Gemüse und Bratensoße. Anschließend verstaute er die restlichen zwei im Rucksack und zog die Karte zurate. Es wurde Zeit, sich

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