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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Frage nicht bald beantwortete, musste er in die grässliche kleine Flasche zurück, und was dann? Er brauchte eine Antwort, und zwar sofort.
    Merrin hatte unterdessen seinen ganzen Mut zusammengenommen und sich aufgesetzt. »Was ... was bist du?«, fragte er stammelnd den Klecks, der sich jetzt auf dem Fußboden niederließ. Der Dschinn beruhigte sich ein wenig – endlich redete der Meister einigermaßen verständlich, und er wusste jetzt, welcher Sprache er sich bedienen musste. Aber die Zeit wurde knapp. Schon spürte er, wie es ihn in die kleine goldene Flasche zurückzog, die der Meister noch in der Hand hielt. Er wusste, dass er geduldig und freundlich bleiben musste – das war seine einzige Hoffnung. Langsam beantwortete er Merrins Frage.
    »Ich bin ein Dschinn.«
    »Ein was?«
    Bei allen guten Geistern! Der Bursche war wahrlich ein Hohlkopf. »Ein Dschinn«, sagte der gelbe Klecks ganz, ganz langsam. »Manche sagen auch Dschinni.«
    Merrins Nase war verstopft, seine Augen tränten und seine Ohren dröhnten noch vom plötzlichen Erscheinen des Dschinn und seinem Seufzerheuler. Er konnte schlecht hören.
    »Du bist Jim Knee?«, fragte er.
    Der Dschinn gab es auf. »Ja«, stimmte er zu. »Wenn du unbedingt willst, Meister. Ich heiße Jim Knee. Aber zuerst musst du meine zweite Frage beantworten. Was ist dein Begehr, oh Meister?«
    »Was für ein Gewehr?«
    Der Dschinn verlor die Beherrschung. »Begehr!«, brüllte er. »Begehr! Was – ist – dein – Begehr, oh Meister! Das bedeutet so viel wie: Was soll ich für dich tun, du Dummkopf!«
    »Nenn mich nicht Dummkopf!«, schrie Merrin zurück.
    Der Dschinn sah ihn verblüfft an. »Ist das deine Antwort – nenn mich nicht Dummkopf?«
    »Ja!«
    »Sonst nichts?«
    »Nein! Doch, doch ... geh weg, geh weg!« Merrin warf sich wieder zu Boden und bekam seinen ersten Wutanfall, seit ihn sein Kindermädchen das letzte Mal in den Schrank gesperrt hatte.
    Der Dschinn konnte sein Glück nicht fassen. Was für eine Wendung! Freudetrunken nahm er menschliche Gestalt an, und eine extravagantere, als er womöglich gewählt hätte, wenn er nicht in einer solchen Hochstimmung gewesen wäre. Bald wurde die Geheimkammer nicht mehr von einem formlosen gelben Klecks, sondern von einer exotischen Gestalt eingenommen, die einen gelben Umhang, eine gelbe Jacke und gelbe Kniehosen trug, und als Krönung des Ganzen auf dem Kopf einen Hut – alle Dschinn hatten einen Hutfimmel –, der auffallende Ähnlichkeit mit einem Haufen in sich zusammenfallender hellgelber Donuts hatte. Den letzten Schliff gaben seinem Äußeren ein, wie der Dschinn fand, höchst geschmackvoller Schnurrbart – er hatte schon immer eine Schwäche für Gesichtsbehaarung – und lange gekrümmte Fingernägel. Er schielte ganz leicht, aber manche Dinge waren nicht zu ändern.
    Der Dschinn konnte sein Glück (er hatte beschlossen, ein Er zu werden – was sonst bei einem Namen wie Jim Knee?) noch immer nicht fassen. Eben noch hatte es ganz danach ausgesehen, als sollte er wieder in die Flasche gesperrt werden, und jetzt genoss er grenzenlose – oder nahezu grenzenlose – Freiheit. Solange er der alten Hexe, die ihn für ein Jahr und einen Tag erweckt hatte, aus dem Weg ging, konnte ihm nichts passieren, und er hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, sich den verderblichen Marschen, in denen er erweckt worden war, zu nähern. Nicht die geringste.
    Der Dschinn betrachtete Merrin, der heulend und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden lag und mit den Füßen strampelte, und schüttelte belustigt den Kopf. Die Menschen waren schon ein sonderbares Völkchen, so viel stand fest, auch wenn er in einer dunklen, fernen Vergangenheit selber mal einer gewesen war. In dem unwiderstehlichen Verlangen, endlich frische Luft zu schnuppern, rauschte der Dschinn aus der geheimen Kammer und verursachte dabei einen solchen Luftzug, dass die Tür mit einem lauten Knall zufiel.
    Im Innern der Kammer endete Merrins Wutanfall abrupt – so wie immer, wenn das Kindermädchen die Schranktür hinter ihm geschlossen hatte. In der jähen Stille stand er langsam auf und versuchte, noch immer ein Brausen in den Ohren, die Wandtäfelung zu öffnen. Sie rührte sich nicht.
    Eine Stunde später hockte Merrin zusammengesackt auf seinen Kissen, heiser vom Schreien, und Sarah Heap saß in der Palastküche und unterhielt sich mit der Köchin.
    »Ich höre etwas hinter der Wandtäfelung«, sagte sie. »Das sind diese armen kleinen Prinzessinnen, von

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