Septimus Heap 05 - Syren
fragte sich, ob Milo mit seiner Warnung vor einem heraufziehenden Unwetter nicht richtig lag. »Vielleicht hat Jenna recht, Sep. Vielleicht sollten wir heute Nacht noch hierbleiben.«
Milo mischte sich ein. »Ihr müsst bis morgen warten. Die Mannschaft wird den Drachen heute Nacht am Hauptmast festketten ...« Beetle, Septimus und Jenna tauschten einen entsetzten Blick. »Dann kann er nichts anstellen. Und morgen früh veranstalten wir an Deck ein großes Frühstück, um euch stilvoll zu verabschieden. Was haltet ihr davon?«
Septimus wusste genau, was er davon hielt. »Nein danke. Fertig machen , Feuerspei!« Feuerspei breitete die Flügel aus und neigte sich vor in den Wind. Die Cerys legte sich bedenklich nach Steuerbord, und jemand an Land schrie auf.
»Vorsicht!«, rief Milo und hielt sich an einem Handlauf fest.
Septimus blickte zu Jenna hinab. »Kommst du nun mit, Navigatorin?«, fragte er.
Jenna schüttelte den Kopf, doch in ihrem Gesicht lag ein Bedauern, das Beetle Mut machte. »Jenna«, sagte er, »komm doch mit!«
Jenna war hin- und hergerissen. Sie wäre gern mitgeflogen, aber sie hatte mit Milo vereinbart, auf der Cerys zurückzufahren. Und Nicko war ja auch noch da. Sie wollte bei ihm sein, wenn er nach Hause segelte. Unschlüssig schaute sie zu ihm hinüber. Er lächelte sie gequält an und legte den Arm um Snorri.
»Bitte komm mit uns, Jenna«, sagte Beetle einfach nur, ohne sie zu bedrängen.
»Sie kommt selbstverständlich nicht mit«, erklärte Milo barsch. »Ihr Platz ist hier, auf ihrem Schiff. Und bei ihrem Vater.«
Das gab den Ausschlag. »Allem Anschein nach ist es doch nicht mein Schiff«, sagte Jenna und funkelte Milo an. »Und du bist nicht mein richtiger Vater. Das ist Dad.« Damit schlang sie die Arme um Nicko. »Tut mir leid, Nicko. Ich gehe. Gute Reise. Wir sehen uns dann in der Burg.«
Nicko grinste und reckte die Daumen nach oben. »Ich wünsch dir was, Jenna«, sagte er. »Pass auf dich auf.«
Jenna nickte. Dann fasste sie nach oben, ergriff den Navigatorenstachel und zog sich hoch auf den Platz direkt hinter Septimus. »Es kann losgehen, Sep.«
»Warte!«, schrie Milo. Aber Feuerspei hörte nur auf seinen Piloten und manchmal – wenn er gut aufgelegt war – auf seine Navigatorin. Aber mit Sicherheit nicht auf jemanden, der vorgeschlagen hatte, ihn über Nacht in Ketten zu legen.
Alles in Hafen Zwölf blieb stehen, um Feuerspeis Start mitzuverfolgen. Hunderte Augenpaare beobachteten, wie sich der Drache aus dem Schiff lehnte, die Flügel in die Höhe streckte und sich dann mit einem Abwärtsschlag langsam in die Lüfte erhob. Ein kräftiger Abwind aus heißer, nach Drache riechender Unterflügelluft fegte über das Deck. Milo und seine Seeleute husteten und würgten, während vom Kai her Beifall aufbrandete.
Feuerspei hob abermals die Flügel und gewann mit langsamen kräftigen Schlägen stetig an Höhe. Dann legte er sich in den Wind, beschrieb eine weite Kurve, drehte knapp über Masthöhe eine Runde über dem Hafen und flog über die Mole hinaus. Für einen kurzen Augenblick brach der Mond zwischen den Wolken hervor, und ein Ausruf des Erstaunens ertönte vom Kai her, als die Silhouette des Drachen mit drei kleinen Gestalten darauf gemächlich vor der weißen Scheibe des Mondes vorüberglitt und der offenen See zustrebte.
Milo sah ihnen nach, dann befahl er den Matrosen lauthals, Klarschiff zu machen. Schließlich verschwand er unter Deck. Nicko und Snorri blieben oben, während das Reinemachen begann.
»Hoffentlich stößt ihnen nichts zu«, flüsterte Snorri.
»Ja, hoffentlich«, erwiderte Nicko.
Sie blickten so lange zum Himmel, bis der Drache als schwarzer Punkt in einer Wolke verschwand und nicht mehr zu sehen war. Als sie sich schließlich abwendeten, war das Deck aufgeräumt, geschrubbt und menschenleer. In dem kalten Wind, der vom Meer herwehte, kuschelten sie sich aneinander und sahen zu, wie die Laternen des Handelspostens erloschen und die Lichterkette, die sich an der Küste hinzog, immer spärlicher wurde, bis nur noch die Fackeln brannten. Sie lauschten den Stimmen, die nach und nach verstummten, bis nur noch das Knarren der Planken, das Glucksen der Wellen und das Sirren der gespannten Taue, wenn der Wind über sie hinwegstrich, zu hören waren.
»Morgen stechen wir in See«, sagte Nicko und blickte sehnsüchtig aufs Meer.
Snorri nickte. »Ja, Nicko. Morgen stechen wir in See.«
Und so blieben sie bis tief in die Nacht sitzen, eingewickelt
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