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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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bedauerte sie es, dass sie Milo in der zweifelhaften Spelunke getroffen hatte. Doch zu dem Zeitpunkt war ihr alles so aufregend erschienen – die Einladung auf das Schiff, Nickos Freude über den Besuch auf der Cerys , das schöne und nach den letzten zermürbenden Tagen so willkommene Gefühl, umsorgt zu werden, in einem bequemen Bett schlafen zu können und am Morgen aufzuwachen und zu wissen, dass man in Sicherheit war. Ganz zu schweigen von ihrer Begeisterung, als ihr Milo eröffnet hatte, dass die Cerys jetzt ihr gehöre, auch wenn er ihr die Freude später etwas verdorben hatte, als er erklärte, dass ihr das Schiff selbstverständlich erst richtig gehören könne, wenn sie fünfundzwanzig werde, also das Alter erreiche, in dem man sich frühestens als Eigner eintragen lassen könne. Das war, wie Jenna dachte, typisch für beinahe alle Geschenke Milos – er behielt immer einen Teil zurück, gab nie etwas ganz aus der Hand. Mit einem Mal schämte sie sich. Sie saß hier mit drei von den Menschen, die ihr am meisten bedeuteten – Snorri zählte sie nicht dazu –, und zwang sie, diese peinliche Vorstellung über sich ergehen zu lassen, und das nur, weil sie sich von Milos Zuwendung hatte blenden lassen.
    Das Bankett ging quälend langsam voran. Milo unterhielt sie mit seinen Seefahrergeschichten, von denen sie viele bereits kannten und die anscheinend immer damit endeten, dass er über andere triumphierte.
    Und während Milo erzählte und erzählte, ließ der Schiffskoch die ausgefallensten Gerichte auftischen, eines kunstvoller garniert und höher auf den Tellern aufgetürmt als das andere, nicht unähnlich den Perücken, die von den Beamten in Hafen Zwölf getragen wurden. Jeder Gang wurde von den Matrosen – die jetzt ihre weißblauen Abenduniformen trugen – unter großem Trara serviert und, was noch schlimmer war, von einer schrecklich peinlichen Rede Milos eingeleitet, der darauf bestand, jedes Gericht einem von ihnen zu widmen, wobei Jenna den Anfang machte.
    Als es an den Nachtisch ging – der Beetle gewidmet war –, war die Menge der Schaulustigen in ausgelassener Stimmung und gab Kommentare ab, die nicht besonders schmeichelhaft waren. Beetle hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, und seine Ohren begannen zu glühen, als er sah, wie ein Matrose aus der Luke auftauchte und stolz den Nachtisch brachte. Es war eine außerordentlich merkwürdige Kreation – eine große Platte mit etwas Schwarzem und Wabbeligem, möglicherweise eine Qualle, aber ebenso gut hätte es ein Pilz sein können, den man unten im Laderaum gepflückt hatte. Ehrfürchtig stellte der Matrose die Platte mitten auf den Tisch. Alle schauten verdutzt und erkannten dann mit Schrecken, dass der Nachtisch wie ein gekochter, geschälter und auf einem Bett aus Seegras angerichteter Riesenkäfer aussah – oder womöglich sogar einer war.
    Milo genoss den Augenblick. Das Glas in der Hand, begleitet von vereinzeltem Applaus und Pfiffen aus der Menge unten, stand er auf, um das Gericht Beetle zu widmen, der sich ernsthaft mit dem Gedanken trug, über Bord zu springen. Doch im selben Moment, als Milo den Mund öffnete und beginnen wollte, machte Feuerspei einen Satz.
    Es war ein Augenblick, den Beetle noch lange, noch sehr lange in Ehren halten sollte.
    Feuerspei war mit einem riesigen Hunger aufgewacht und nicht wählerisch. Ihm war jetzt alles recht. Er schob seine Schnauze an Beetle vorbei und ließ seine lange grüne Zunge über den Tisch schnellen. Snorri, die noch immer nervös war, schrie. Milo sprang auf und schlug mit seiner Serviette nach Feuerspeis Nase, während der Drache mit einem langen geräuschvollen Schlürfen den Käferpudding mitsamt Serviette in sich hineinsaugte. Aber von einem Pudding in Käferform und einem feinen Stück Leinen wurde ein ausgehungerter Drache nicht satt. Und so saugte Feuerspei in der Hoffnung, noch etwas Fressbares zu finden, einfach weiter, und begleitet von einem Geräusch, wie wenn Wasser in einem Gully vergluckert, nur tausendmal lauter, begannen die edlen Gedecke vom Tisch zu verschwinden.
    »Nicht die Kelche! «, rief Milo und riss die nächsten Silberkelche an sich. Eine Lachsalve schallte von der rasch anwachsenden Menge herüber. Als Milo das Leinentischtuch in Feuerspeis sabberndem Maul verschwinden sah, ließ er die Kelche fallen, packte sein Ende des Tischtuchs und zog. Jubel und Anfeuerungsrufe schallten aus der Menge herauf.
    Niemand sonst am Tisch rührte einen Finger. Ein leises

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