Septimus Heap 05 - Syren
Kopf zurück und blähte die Nüstern. Einen schrecklichen Moment lang spürte Beetle, wie er nach hinten rutschte. Er bekam den Stachel vor ihm zu fassen und zog sich nach vorn, während Feuerspei den Kopf senkte, wieder in die Waagrechte ging und weiterflog.
Septimus’ Zuversicht schwand. Er vernahm jetzt anhaltendes Donnergrollen, und vor sich sah er ganze Garben von Blitzen über den Wolken flackern. Es gab kein Entrinnen. Milo hatte recht gehabt – sie flogen in ein Unwetter hinein.
Jenna tippte ihm auf die Schulter. »Können wir nicht außen herumfliegen?«, schrie sie.
Septimus drehte sich um und spähte nach hinten. Im selben Moment zuckte ein verästelter Blitz herab und verfehlte nur knapp Feuerspeis Schwanz. Es war zu spät – auf einmal war das Unwetter überall um sie herum.
»Ich gehe tiefer ... dichter über dem Wasser ... nicht so stürmisch ...«, war alles, was Jenna verstand, da der Wind Septimus’ Worte verschluckte.
Gleich darauf spürte Beetle, dass Feuerspei wie ein Stein fiel. Er war überzeugt, dass ein Blitz den Drachen getroffen hatte, und die Schlange in seiner Magengrube begann, sich zu einem dicken Knoten zu verschlingen. Er machte fest die Augen zu, und als das Tosen der Wellen lauter wurde und ihm salzige Gischt ins Gesicht peitschte, wartete er auf das unvermeidliche Platsch. Als es ausblieb, öffnete er vorsichtig die Augen – und bereute es sofort. Eine Wasserwand, hoch wie ein Haus, kam direkt auf sie zu.
Auch Septimus hatte sie gesehen. »Hoch, Feuerspei! Hoch!«, schrie er und gab dem Drachen zwei kräftige Tritte in die rechte Flanke. Feuerspei brauchte keine Aufforderung – oder Tritte. Für Wasserwände hatte er ebenso wenig übrig wie seine Passagiere. Er schoss gerade noch rechtzeitig nach oben, und die riesige Welle wälzte sich unter ihnen durch und bespritzte sie mit Gischt.
Septimus ließ Feuerspei noch etwas höher gehen, bis sie außer Reichweite der Gischt waren, und blickte aufs Meer hinab. So etwas hatte er noch nie gesehen – tiefe Wellentäler und rollende Wasserberge, deren Kämme der Wind zu waagrechten Gischtstreifen verwehte. Septimus schluckte. Die Lage war ernst.
»Weiter so, Feuerspei!«, schrie er. »Weiter so! Bald haben wir es hinter uns.«
Aber sie hatten es nicht bald hinter sich. Septimus hatte noch nie darüber nachgedacht, wie groß so ein Unwetter war, flächenmäßig gesehen. Unwetter zogen immer nur über einen hinweg. Nun aber begann er sich zu fragen, wie viele Kilometer breit das Unwetter wohl sein mochte und, was noch wichtiger war, ob es in ihre Richtung zog oder nur ihren Weg kreuzte.
Sie setzten ihren Schlingerflug fort. Der Wind heulte, und die Wellen tosten und lärmten wie Armeen mitten im Kampfgetümmel. Heftige Böen zerrten an Feuerspeis Flügeln, die, wie Septimus jetzt zu Bewusstsein kam, nicht besonders stabil waren – nur dünne Drachenhaut und ein leichtes Knochengerüst. Jedes Mal wenn ein Windstoß Feuerspei erfasste, wurden sie zur Seite geworfen oder, was noch schlimmer war, nach hinten – was viel schwieriger zu korrigieren war und Beetle vor Schreck den Atem verschlug. Septimus merkte, dass Feuerspeis Kräfte erlahmten. Der Drache ließ den Kopf hängen, und seine Muskeln fühlten sich unter seinen Händen verkrampft und müde an.
»Weiter, Feuerspei, weiter!«, schrie Septimus wieder und immer wieder, bis er heiser wurde. Sie stemmten sich gegen Sturm und strömenden Regen, zuckten bei jedem Blitzstrahl und Donnerschlag zusammen.
Auf einmal meinte Septimus in der Ferne das Leuchtfeuer eines Leuchtturms zu erblicken. Er sah genauer hin, um sich zu vergewissern, dass es nicht nur ein Blitz war, aber das Licht, das den Horizont erhellte, war kein Blitz – es leuchtete gleichmäßig hell. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance. Septimus rief sich in Erinnerung, was ihm Nicko über ihre Route gesagt hatte, änderte den Kurs und ließ Feuerspei auf das Licht zufliegen – gegen den Wind.
Hinten auf dem Drachen bemerkte Beetle, dass sie den Kurs änderten, und fragte sich nach dem Grund, bis er vor ihnen einen Lichtschimmer sah. Er fasste wieder Mut – das musste der Doppeldünen-Leuchtturm sein. Und nicht weit dahinter lag Port. Wohlige und freudige Gedanken an die einladende Stadt durchströmten ihn, und er nährte sogar die Hoffnung, dass vielleicht, mit etwas Glück, der Pastetenladen noch offen hatte und einer seiner Cousins sich dazu überreden ließ, ihnen allen ein Bett für die Nacht zur
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