Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
Reaktion – nur seine linke Augenbraue begann zu zucken.
    Lucy unterdrückte ein Kichern. Kapitän Frys Augenbraue sah aus wie eine fette pelzige Raupe, und der Papagei an seinem Hals zuckte, als wollte er sie fressen.
    Wolfsjunge hatte weder die Augenbraue noch den Papagei bemerkt. Er konzentrierte sich mit aller Kraft. Tante Zelda hatte ihm in letzter Zeit – wie früher schon Jenna, Septimus und Nicko – ein paar einfache Schutzzauber beigebracht. Er hatte sich damit schwergetan, aber er hatte aufmerksam zugehört und jeden Tag geübt. Und jetzt hatte er zum ersten Mal seinen Unsichtbarkeitsschild zum Einsatz gebracht – und es funktionierte.
    So kam es, dass Theodophilus Fortitude Fry, als er in den Schrank spähte, nichts weiter sah als ein schwaches Wirbeln in der Dunkelheit. Doch er spürte, dass Magie darin war. Der Skipper war in seinem bewegten Leben häufig mit Magie in Berührung gekommen, und sie bewirkte bei ihm etwas Seltsames – sie brachte seine linke Augenbraue zum Zucken.
    Kapitän Fry war seit jeher der festen Überzeugung, dass Probleme praktisch gelöst werden müssen, und so schritt er auch jetzt zur Tat: Er fasste in den Schrank, um festzustellen, ob er tatsächlich so leer war, wie es den Anschein hatte. Doch kaum hatte er die Hand ausgestreckt, ergriff ihn eine unerklärliche Angst – die Angst, eine Wolverine könnte ihm die Hand abbeißen. Theodophilus Fortitude Fry sträubten sich die Nackenhaare, und schnell zog er die Hand wieder zurück. Dann stutzte er. Er wusste genau, dass er ein Quietschen im Schrank gehört hatte. Zu furchtsam, die Hand wieder hineinzustecken, hoffte er, dass es vielleicht die Schranktür gewesen war. Er schwenkte die Tür hin und her. Zuerst gab sie kein Geräusch von sich, aber dann begriff Lucy, was gespielt wurde, und die Tür quietschte zuvorkommend an allen passenden Stellen.
    Theodophilus Fortitude Fry gab auf. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sich über den Verbleib zweier schmuddeliger Kinder den Kopf zu zerbrechen. Sollten sie seinetwegen in dem verflixten Leuchtturm bleiben und verrotten. Wütend knallte er die Tür zu, stapfte aus der Schlafkammer und setzte den langen Aufstieg zur Spitze des Turms fort.
    Wolfsjunge und Lucy stürzten mit einem unterdrückten Kichern aus dem Schrank.
    »Wie hast du das gemacht?«, stieß Lucy hervor. »Das war sagenhaft. Er hat nicht das Geringste gesehen!«
    »Ich habe meinen Ohren nicht getraut, als du zu quieken angefangen hast«, flüsterte Wolfsjunge. »Das war so was von gut!«
    »Ja, das war lustig ...oh, oh, ooooh ...«
    »Pst! Du musst mir es nicht noch mal vormachen. Sonst hört er uns. Autsch! Lass meinen Arm los.«
    »Da ist etwas am Fenster«, zischte Lucy. »Sieh doch!«
    »Oh!«
    Wolfsjunge und Lucy schauderten zurück. Zwei zierliche Hände, blutbefleckt und zerschrammt, mit ehemals langen und gekrümmten, jetzt abgebrochenen und verbogenen Nägeln, hielten das kleine Fensterbrett der Kammer umklammert. Während Lucy und Wolfsjunge hinsahen, schoben sich die Hände Zentimeter für Zentimeter vor, bis die Finger den inneren Sims zu fassen bekamen und ihn umschlossen. Sekunden später erschien Miarrs hübscher Kopf in dem ovalen Fenster, das Gesicht vor Angst verzerrt. Er zog sich herauf, und wie eine Fledermaus, die unter die Dachtraufe schlüpft, zwängte er sich durch das Fenster und fiel zu Boden, wo er als erschöpftes Häuflein Elend liegen blieb.
    Im Nu war Lucy Gringe bei ihm. Sie musterte das leicht pelzige Gesicht, die geschlossenen mandelförmigen Augen und die seltsam spitzen kleinen Ohren, die unter der Seehundmütze hervorstanden, und sie war sich nicht sicher, ob die Mütze ein Körperteil war oder nicht. Sie hob den Blick zu Wolfsjunge. »Was ist das?«, flüsterte sie.
    Wolfsjunge sträubten sich die Haare. Katzengeruch stieg ihm in die Nase, aber die zusammengesackte Gestalt auf dem Boden erinnerte ihn mehr an eine Fledermaus als an alles andere. »Weiß nicht«, flüsterte er. »Wahrscheinlich ein Mensch, schätze ich.«
    Miarrs gelbe Augen klappten auf wie zwei Fensterläden. »Pst...«, machte er und legte sich einen Finger auf die Lippen. Lucy und Wolfsjunge wichen überrascht zurück.
    »Was?«, flüsterte Lucy.
    »Schhhhhhh!«, wiederholte Miarr eindringlich. Er wusste, dass der Schall im Leuchtturm die seltsamsten Wege nahm. Man konnte auf der Beobachtungsplattform stehen und mit jemandem sprechen, der sich im Erdgeschoss aufhielt, und dabei das Gefühl haben, er stehe

Weitere Kostenlose Bücher