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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Öffnungen – den Augen – angebracht, durch die das Licht gebündelt wurde. Die Augen waren viermal so hoch, wie Miarr groß war, und sechsmal so breit. Sie blickten in den Himmel, und als Miarr die Falltür zuschlug und verriegelte, wehte ein frischer, nach Meer riechender Sommerwind herein und stimmte den Katzenmann traurig. Ob er heute Morgen zum allerletzten Mal Seeluft schnuppern würde?
    Seine einzige Hoffnung war, dass die Crowes zu viel Angst davor hatten, in die Lichtarena heraufzukommen. Miarrs Familie hatte sich im Lauf der Generationen an das Licht angepasst und dunkle Zweitlider – Lichtlider – ausgebildet, durch die man sehen konnte, ohne von dem Licht geblendet zu werden. Wer aber ohne diesen Schutz direkt in das Licht blickte, dem versengte die Helligkeit die Augen, und zurück blieben Narben in der Mitte seines Gesichtsfelds, sodass er dort nur noch einen schwarzen Fleck in der Form der Lichtsphäre sah.
    Doch als von unten gegen die Falltür gehämmert wurde, da wusste Miarr, dass seine Hoffnung vergebens war. Er kauerte neben dem Licht nieder und lauschte Thin Crowes Faustschlägen gegen die dünne Metallklappe, die nur lichtundurchlässig, aber nicht Crowe-undurchlässig war. Er wusste, lange würde es nicht dauern.
    Plötzlich flog die Falltür aus den Angeln, und Thin Crowes geschorener Schädel tauchte aus dem Loch im Laufgang auf, auf den Augen zwei dunkelblaue ovale Gläser, mit denen er aussah wie eines dieser Rieseninsekten, die Miarr in seinen schlimmsten Albträumen heimsuchten. Miarr war entsetzt – was immer die Crowes im Schilde führten, sie hatten es sorgfältig geplant. Thin Crowe zog sich in den Laufgang herauf, und Miarr wartete ab, aus welcher Richtung er über ihn herfallen würde – entschlossen, selbst in die andere zu rennen. So konnten sie lange hintereinander herjagen. Doch seine Hoffnungen wurden zunichtegemacht, als auch Fat Crowes Kopf in der Luke erschien, ebenfalls mit Insektenaugen. Mit blankem Entsetzen – und höchstem Erstaunen – beobachtete Miarr, wie Thin Crowe seinen Bruder durch das enge Loch wuchtete und auf den Gang zog, wo dieser erschöpft liegen blieb wie ein wabbeliger Fisch auf dem Trockenen.
    Miarr schloss die Augen. Das war das Ende.
    Jetzt begannen die Crowes mit ihrem Spezialtrick – dem Zangengriff. Diesen Trick hatten sie drüben in Port schon in so mancher dunklen Gasse erfolgreich angewendet. Die Zange begann damit, dass sie sich dem erschrockenen Opfer langsam von zwei Seiten näherten. Das Opfer beobachtete den einen, dann den anderen und überlegte verzweifelt, in welche Richtung es rennen sollte – dann, im entscheidenden Moment, ließen die Crowes die Zange zuschnappen. Zack!
    Und so war es auch mit Miarr. Er wich vor den beiden an die Wand zurück, die der Falltür gegenüberlag, und durch seine Lichtlider beobachtete er, wie seine Albträume wahr wurden: Ein schmales Grinsen auf den Lippen, die Finger zu Krallen gekrümmt, kamen die Crowes, auf dem Marmorfußboden vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, von beiden Seiten auf ihn zu, langsam, ganz langsam und unaufhaltsam.
    Es kam, wie Miarr erwartet hatte: Sie trieben ihn zu den Leuchtturmaugen. Schließlich stand er mit dem Rücken zur Wand in dem Zwischenraum zwischen den Augen und fragte sich, durch welches sie ihn wohl werfen würden. Er spähte kurz zu den Felsen in der Tiefe. Es ging weit hinab – sehr weit. Er wünschte seinem Licht ein stummes Lebewohl.
    Zack! Die Crowes fielen über ihn her. Hand in Hand arbeitend, was sie sonst nie taten, ergriffen sie ihn und rissen ihn in die Höhe. Miarr stieß ein entsetztes Jaulen aus, das noch weit unten auf dem vierten Treppenabsatz zu hören war und Lucy und Wolfsjunge einen Schauder über den Rücken jagte. Die Crowes, die sich den Katzenmann viel leichter vorgestellt hatten, wurden durch ihren eigenen Schwung aus dem Gleichgewicht gebracht. Zappelnd und fauchend – mehr wie eine Schlange als eine Katze – entglitt Miarr ihrem Griff und flog hoch in die Luft, dann durch das linke Auge und hinaus in den leeren Himmel. Einen Wimpernschlag lang, der ihm selbst wie eine Ewigkeit vorkam, schwebte er zwischen Himmel und Erde. Er sah vier seltsame Spiegelbilder von sich in den Insektenaugen der Zwillinge: Er schien gleichzeitig zu fliegen und zu schreien. Er erhaschte einen letzten Blick von seiner geliebten Lichtsphäre, und dann sah er, wie die schwarze Wand des Leuchtturms mit buchstäblich halsbrecherischer

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