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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Fry.
    Fat Crowe grinste. »Wird uns ein Vergnügen sein, Boss.«
    Lucy warf Wolfsjunge einen ängstlichen Blick zu. Wolfsjunge wurde ganz flau im Magen. Er hatte recht gehabt. Der Leuchtturm war ein Gefängnis.
    Die Crowe-Zwillinge und Jakey Fry stiegen die Treppe hinauf. »Irgendwann vergesst ihr noch eure Köpfe«, knurrte der Skipper. »Da, nehmt.« Er zog ein wirres Knäuel aus schwarzen Bändern und dunkelblauen ovalen Gläsern aus der Tasche. »Eine für jeden. Ihr wisst, wann ihr sie aufsetzen müsst. Nicht dass ihr mir blind werdet, wenn wir Arbeit bekommen.«
    Thin Crowe streckte seinen knochigen Arm aus und nahm das Knäuel, das tatsächlich wie zwei Schutzbrillen aussah.
    Jakey Fry machte ein besorgtes Gesicht. »Bekomme ich keine, Pa?«, fragte er.
    »Nein, das ist Männerarbeit. Du trägst das Tau und tust, was man dir sagt, verstanden?«
    »Ja, Pa. Aber wofür sind die denn?«
    »Stell mir keine Fragen, und ich erzähl dir keine Lügen. Und jetzt die Treppe rauf, Junge. Aber dalli!«
    Jakey wankte mit der schweren Taurolle los, und Kapitän Fry blieb im Erdgeschoss des Leuchtturms zurück, um Wolfsjunge und Lucy zu bewachen.
    Nach ein paar Minuten angespannten Schweigens, in denen sie dem Wassertröpfeln und dem hallenden Scheppern der sich entfernenden Schritte lauschten, kam Kapitän Fry ein unangenehmer Gedanke – er war in der Unterzahl. Normalerweise hätte Theodophilus Fortitude Fry beim Zählen seiner Gegner ein Mädchen nicht mitgerechnet, doch bei Lucy Gringe machte er vorsichtshalber eine Ausnahme. Und auch der Junge hatte etwas Merkwürdiges an sich, etwas von einem wilden Tier. Dem Skipper kroch eine Gänsehaut den Nacken hinauf und brachte den auftätowierten Papageien zum Zucken. Plötzlich wollte er keine Sekunde länger mit den beiden allein bleiben.
    »So, ihr zwei, ihr steigt jetzt auch die Treppe da rauf«, knurrte er und gab Wolfsjunge einen Stoß in den Rücken.
    Wolfsjunge ließ Lucy vorgehen. Theodophilus Fortitude Fry folgte dicht hinter ihnen, und bald übertönte sein angestrengtes Schnaufen das Scheppern der Treppe weit oben. Es war ein langer, ein sehr langer Aufstieg, und die Kletterei forderte von dem Skipper ihren Tribut. Er blieb immer weiter hinter Lucy und Wolfsjunge zurück.
    Die endlos scheinende Treppe wurde jeweils nach sieben Windungen durch einen Zwischenabsatz unterbrochen. Von jedem Absatz ging eine Tür ab. Lucy und Wolfsjunge waren gerade auf dem vierten Absatz stehen geblieben, um Atem zu schöpfen, als aus der Spitze des Leuchtturms ein blendender Lichtstrahl herabschoss, dem Sekunden später ein furchterregendes – oder von Furcht erfülltes? – Jaulen folgte. In dem grellen blauweißen Licht tauschten Lucy und Wolfsjunge einen entsetzten Blick.
    »Was war das?«, formte Wolfsjunge mit den Lippen.
    »Der Schrei einer Katze«, antwortete Lucy ebenso tonlos.
    »Der Schrei eines Menschen«, flüsterte Wolfsjunge.
    »Oder beides?«, flüsterte Lucy.

* 28 *
    28.  Im Zangengriff
     

    E s war beides. Miarr, ein Mensch, aber seit Generation ein Katzenverwandter, kämpfte um sein Leben.
    Miarr war ein kleiner schmächtiger Mann, der wenig wog – fünfmal weniger als Fat Crowe und zweimal weniger als Thin Crowe. Und das bedeutete, dass ihm die Crowe-Zwillinge zahlenmäßig um das Siebenfache überlegen waren.
    Miarr hatte sich auf der Beobachtungsplattform aufgehalten, als die Crowes und Jakey Fry mit ihren Tauen hereingewankt kamen und ihre Last auf den Boden warfen. Miarr hatte gefragt, wozu die Taue gut seien, und als Antwort erhalten: »Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen – dort, wo du hingehst.«
    Ein Blick in Jakey Frys erschrockenes Gesicht sagte Miarr alles, was er wissen musste. Er kletterte den Fußpfahl (ein Pfahl mit Trittstufen auf beiden Seiten) hinauf, stieß die Falltür auf und flüchtete in einen Raum, in den ihm normalerweise niemand zu folgen wagte – die Lichtarena.
    Die Lichtarena war der kreisrunde Raum in der Spitze des Leuchtturms. In seiner Mitte brannte die Lichtsphäre – eine große runde Kugel aus grellweißem Licht. Um die Kugel herum führte ein schmaler Laufgang aus weißem Marmor. Hinter der Kugel, auf der Inselseite des Leuchtturms, befand sich eine große, nach innen gewölbte Platte aus gleißendem Silber, die Miarr jeden Tag polierte. Auf der Meerseite befanden sich zwei riesige Glaslinsen, die Miarr ebenfalls jeden Tag polierte. Die Linsen waren etwa einen Meter hinter den beiden mandelförmigen

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