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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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stieß einen Schrei aus.
    »Mein Licht! Seht weg, seht weg!«
    Lucy und Wolfsjunge hielten sich schützend die Hände vor die Augen, und Miarr senkte seine Lichtlider. Wie ein riesiges Pendel schwang die grelle Lichtsphäre ins Blickfeld, eingehüllt in ein Netz aus Tauen, die mit Knoten, die nur ein Seemann zu knüpfen verstand, zusammengebunden waren.
    »Sie stehlen mein Licht«, stieß Miarr fassungslos hervor und rang nach Atem.
    Langsam wurde das Licht an ihnen vorbei herabgelassen, schwang vor dem Fenster hin und her und prallte dabei immer wieder gegen die Mauer des Turms. Bei jedem dumpfen Schlag zuckte Miarr wie vor Schmerz zusammen. Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er warf sich zu Boden, zog sich den Seehundmantel über die Augen und rollte sich zu einer Kugel zusammen.
    Lucy und Wolfsjunge waren aus härterem Holz geschnitzt. Sie stürzten ans Fenster, aber Miarr hob den Kopf und stieß ein warnendes Zischen aus. »Ssss! Wartet, bis das Licht weiter weg ist. Und dann haltet euch die Hände vor die Augen und seht zwischen den Fingern durch. Schaut nie direkt ins Licht. Und dann ... ach bitte, sagt mir, was sie mit meinem Licht tun.« Er rollte sich wieder zusammen und zog sich den Mantel über den Kopf.
    Ungeduldig warteten Lucy und Wolfsjunge, bis die Stöße gegen die Außenwand leiser wurden, dann hielten sie sich die Hände vor die Augen und blickten, zwischen den Fingern hindurchspähend, aus dem Fenster. Über sich sahen sie, dunkel gegen den Himmel abstechend, die beiden Insektenaugenköpfe der Crowe-Zwillinge, die sich aus den beiden Augen des Leuchtturms lehnten und Miarrs geliebte Lichtsphäre behutsam abseilten.
    Dann blickten Lucy und Wolfsjunge vorsichtig in die Tiefe. Weit unter ihnen standen Kapitän Fry und Jakey. Der Skipper schwenkte die Arme wie eine verrückt gewordene Windmühle ihre Flügel und dirigierte die Lichtsphäre zu der gewünschten Stelle, bis sie auf den Felsen direkt oberhalb der Plünderer zu liegen kam.
    Instinktiv zogen Lucy und Wolfsjunge die Köpfe ein, und das Sirren der Taue, die von der Turmspitze herabfielen, erfüllte die Schlafkammer. Dann setzte wieder das metallische Scheppern auf der Treppe ein. Ein zorniges Fauchen Miarrs ging im Klirren der Stahlkappenstiefel unter, als die Crowes draußen vorbeistapften, ohne einen Blick in die Kammer zu werfen.
    In der nächsten halben Stunde schilderten Lucy und Wolfsjunge Miarr genau, was draußen geschah. Jede Beobachtung wurde mit einem leisen Stöhnen bedacht. Die immer noch in Taue gehüllte Lichtsphäre wurde bis zum Rand der Felsen gerollt und dann ins Meer gestoßen. Sie fiel klatschend ins Wasser, tauchte wie der Korkschwimmer eines Anglers wieder auf und ließ das Wasser um sie herum mit ihrem Licht in einem schönen Grün erstrahlen. Dann befestigten die Crowes die Taue, an denen das Licht hing, am Heck der Plünderer , und als Kapitän Fry mit dem Ergebnis zufrieden war, kletterten sie an Bord. Zuletzt machte Jakey die Leinen los und sprang ebenfalls auf das Boot. Er setzte die Segel, die Plünderer nahm Fahrt auf, und ihre seltsame Beute hüpfte wie ein riesiger Wasserball hinter ihr her.
    Lucy und Wolfsjunge sahen ihr nach. »Sieht aus, als hätten sie den Mond gestohlen«, flüsterte Lucy.
    Miarr hörte es. »Die Sonne haben sie gestohlen«, jammerte er. »Meine Sonne.« Er brach in ein verzweifeltes Jaulen aus, das Lucy und Wolfsjunge eisige Schauder über den Rücken jagte.
    »Aieeeeeeeeeeeeeeeeeeee!«, jaulte er. »Ich möchte lieber sterben als zusehen, wie sie mein Licht stehlen.«
    Lucy wandte sich vom Fenster ab und kniete neben Miarr nieder, der immer noch zu einer kleinen Seehundkugel zusammengerollt war und aussah wie ein großer Igel, dem die Stacheln ausgefallen waren.
    »Seien Sie nicht albern«, sagte sie zu ihm. »Natürlich möchten Sie das nicht. Und gesehen haben Sie es ja nicht. Sie haben dagelegen und die Augen zugehabt.«
    »Ich brauche es nicht zu sehen. Ich spüre es. Hier.« Miarr drückte sich die Faust an die Brust. »Sie haben mir das Herz herausgerissen und sind damit losgesegelt. Ach, am liebsten wäre ich tot. Tot!«
    »Aber Sie sind nicht tot«, erwiderte Lucy. »Und wenn Sie tot wären, könnten Sie es nicht zurückholen. So aber können Sie es, nicht wahr?«
    »Aber wie denn?«, heulte Miarr. »Wie?«
    »Wir können Ihnen dabei helfen, habe ich recht?« Lucy blickte zu Wolfsjunge.
    Wolfsjunge riss die Augen auf, als wollte er sagen: Hast du den Verstand

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