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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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verloren ?
    »Aieeeeeeeeeeeeeeeeeeee!«, jaulte Miarr.
    Lucy wusste, wenn sie einen seelenverwandten Schreihals vor sich hatte, und sie wusste genau, was zu tun war. Mühelos schlüpfte sie in die Rolle, die normalerweise ihre Mutter, Mrs. Gringe, übernahm. »Nun ist aber Schluss, Mr. Miarr«, sagte sie streng. »Seien Sie sofort still. Niemand hört Ihnen zu.« Miarr verstummte verdutzt. Seit dem Tod seiner alten Oma hatte niemand mehr so mit ihm gesprochen.
    »So ist es schon besser«, fuhr Lucy, genau im selben Ton wie Mrs. Gringe, fort. »Jetzt setzen Sie sich auf, putzen sich die Nase und benehmen sich. Dann können wir uns etwas überlegen.«
    Wie ein folgsames Kind setzte sich Miarr auf, wischte sich mit dem Ärmel seines Seehundmantels die Nase ab und sah Lucy erwartungsvoll an. »Wie soll ich denn mein Licht zurückbekommen?«, fragte er, und seine gelben Augen blickten ernst.
    »Nun ja ... äh ... zuerst brauchen wir selbstverständlich das Rettungsboot, und dann brauchen wir ...« Sie blickte Hilfe suchend zu Wolfsjunge.
    »Einen Plan«, sagte er mit einem Grinsen. »Selbstverständlich.«
    Lucy streckte ihm die Zunge heraus. Ein neunmalkluger Schlauberger und ein zu Schreikrämpfen neigender Katzenmann konnten sie nicht davon abhalten, mit zwei blutrünstigen Halunken und ihrem unverschämten Kapitän abzurechnen. Auf gar keinen Fall.

* 30 *
    30.  Die Rote Röhre

    M i arr stand auf, aber seine Beine knickten ein. Zitternd setzte er sich auf den Fußboden der Schlafkammer. »Lasst mich allein«, wimmerte er. »Ich bin dem Tod geweiht.«
    »Also wirklich, Mr. Miarr«, sagte Lucy streng, »mit dieser Haltung werden Sie Ihr Licht niemals retten. Wolfsjunge und ich werden Sie tragen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Wolfsjunge.
    »Ganz sicher«, antwortete Lucy.
    Gesagt, getan. Sie trugen Miarr, der zum Glück viel leichter war, als er aussah, die beängstigend wackelige Treppe hinunter, bis sie im Erdgeschoss des Leuchtturms wieder sicheren Boden unter die Füße bekamen. Behutsam setzten sie ihn ab und verschnauften.
    »Da entlang«, sagte Miarr und deutete auf zwei schmale Türen, die – eine schwarz, eine rot – im Halbdunkel unter der letzten Treppenwindung verborgen waren. »Öffnet die rote und kommt dann zurück und holt mich. Ich muss mich noch einen Augenblick ausruhen.«
    Wolfsjunge nahm eine Lampe aus ihrer Halterung an der Wand und leuchtete Lucy, damit sie die Tür aufschließen konnte. Der Schlüssel drehte sich leicht, und Lucy stieß die Tür auf. Meeresgeruch schlug ihnen entgegen, und weit unten hörten sie Wellen plätschern. Lucy hielt erstaunt den Atem an. Wolfsjunge, der normalerweise nicht leicht zu beeindrucken war, pfiff vor Überraschung.
    »Was ist das?«, murmelte er.
    »Das ist die Rote Röhre«, tönte Miarrs Stimme aus dem Leuchtturm. Sie klang belustigt. »Das ist das Rettungsboot.«
    »Das ist doch kein Boot«, erwiderte Lucy. »Das ist ...« Sie verstummte, denn sie fand keine passende Bezeichnung für die rote Riesendose vor ihr.
    Wolfsjunge trat auf die Rote Röhre zu und stupste sie vorsichtig an. »Sie ist aus Metall«, sagte er.
    »Wie kann sie denn aus Metall sein, wenn sie ein Boot ist?«, fragte Lucy.
    Wolfsjunge kratzte mit dem Fingernagel einen Rostfleck weg. »Aber sie ist es. Irgendwie erinnert sie mich an diese Geschichten über Menschen, die vor Zeiten in solchen Dingern zum Mond geflogen sind.«
    »Jeder weiß, dass sie nicht wahr sind«, sagte Lucy. »Wie soll man denn den ganzen Weg hinauf zum Mond fliegen?«
    »Na ja ... natürlich sind sie nicht wahr. Selbstverständlich nicht.«
    Lucy streckte ihm die Zunge heraus.
    »Ich habe die alten Geschichten früher aber trotzdem gern gehört«, sagte Wolfsjunge und klopfte seitlich gegen das Boot. Es klang wie eine Glocke. »Eine Zeit lang hatten wir einen netten Oberkadetten – bevor sie dahinterkamen, dass er nett war und ihn eine Woche lang in eine Wolverinengrube steckten. Na, jedenfalls hat er uns Geschichten über den Mond erzählt, und die drehten sich immer um solche Dinge.«
    Die Rote Röhre lag zwischen zwei Stahlgitterplattformen, die auf halber Höhe um sie herumführten. Sie war nach Wolfsjunges Schätzung ungefähr fünf Meter lang und hatte eine Reihe dicker grüner Glasfenster an den Seiten und ein großes vorn. Durch die Scheiben konnte Wolfsjunge die Umrisse der hochlehnigen Sitze ausmachen, die ganz anders waren als alle Sitze, die er jemals gesehen hatte.
    Die Rote Röhre ruhte auf zwei

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