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Septimus Heap - Fyre

Titel: Septimus Heap - Fyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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ein Kokon. Septimus sah begeistert zu – er hatte noch nie eine echte Einkapselung gesehen. Ein solcher Zauber war nur sehr schwer richtig hinzubekommen. Septimus hatte ihn ein paarmal an kleineren Gegenständen geübt, aber die Kapseln waren entweder in sich zusammengefallen wie ein geplatzter Luftballon oder hatten am Ende ausgesehen wie eine verschrumpelte Kartoffel. Aber Marcias Kapsel war perfekt. Sie bedeckte die Hütte gleichmäßig und glatt, und während die Hülle hart wurde, verblasste der lila Glanz und ging in ein zartes Blau über. Bald würde die Farbe vollends verschwunden sein, und eine durchsichtige, glasartige Substanz würde die gesamte Hütte bedecken und ein undurchdringliches Hindernis bilden, durch das nicht einmal ein Geist hindurchgelangen konnte.
    Doch bis die Kapsel alle Farbe verloren hatte, war sie noch durchlässig. Angespannte Minuten folgten. Für alle Fälle postierte Marcia Septimus auf der Rückseite des Häuschens, während sie die Vorderseite im Auge behielt.
    Plötzlich rief es hinter der Hütte hervor: »Da … da kommt etwas durch …«
    Erschrocken umrundete Marcia die Kapsel, rannte zu Septimus und sah gerade noch, wie sich ein großer lila Geist durch die aushärtende Hülle zwängte.
    Sie atmete erleichtert auf. »Das ist ein alter Außergewöhnlicher«, murmelte sie. »Wie … außergewöhnlich. «
    Zum Vorschein kam eine elegante Gestalt mit kurzem grauem Haarschopf und dem altmodischen Stirnband eines Außergewöhnlichen Zauberers, einem hageren, scharf geschnittenen Gesicht und einer Hakennase, die ihm das Aussehen eines Raubvogels verliehen.
    »Oh«, rief Septimus. »Das ist Julius Pike.«
    »Er kommt genau richtig«, meinte Marcia.
    Während sich Julius Pike nach dem unangenehmen Passieren der Kapsel wieder zusammensetzte, verlor die den letzten Rest ihrer bläulichen Färbung und wurde vollkommen klar. Marcia lächelte. Jetzt würde sie nichts mehr durchdringen können.
    Julius vollführte vor Marcia eine altmodische förmliche Verbeugung. »Außergewöhnliche«, begann er, »verzeihen Sie, dass ich Sie bei der Ausübung Ihres höchst vortrefflichen Zaubers gestört habe. Ich bedaure, Ihre Übungsstunde unterbrochen zu haben.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, erwiderte Marcia.
    Wenn ein lebender Außergewöhnlicher Zauberer und der Geist eines Außergewöhnlichen Zauberers sich zum ersten Mal begegneten (Versammlungen zählten nicht), war es Brauch, dass sich der Lebende zuerst vorstellte und sich dann, was merkwürdig war, nach dem gesundheitlichen Befinden des Geistes erkundigte. Da im Moment keine unmittelbare Gefahr mehr bestand, stellte Marcia also erst sich vor und dann Septimus.
    An dieser Stelle unterbrach sie der Geist von Julius Pike. »Nicht nötig, Außergewöhnliche, denn Septimus und ich haben uns bereits miteinander bekannt gemacht. In einer anderen Zeit – zu meinen Lebzeiten.« Der Geist lächelte Septimus wohlwollend an. »Ich bin sehr froh, dich unbeschadet hier zu sehen, Lehrling. Bei unserer letzten Begegnung war mir, wie ich betonen möchte, nicht bekannt, was dir widerfahren war. Ich hielt dich für einen leicht verwirrten Alchimielehrling wie all die anderen.« Der Geist wandte sich wieder an Marcia. »Zu der Zeit war Marcellus Pye ein sehr guter Freund von mir, nur leider tat er Dinge, die ich nicht billigen konnte.«
    »Tatsächlich?«, fragte Marcia.
    »Zum Beispiel hat er einen Jungen aus einer anderen Zeit entführt.«
    »Allerdings«, stimmte Marcia zu. Mit jedem Wort, das der Geist sprach, nahm er sie mehr für sich ein. Marcia besann sich auf ihre Manieren. »Ich hoffe, es geht Ihnen gut?«, erkundigte sie sich.
    Julius gab die übliche Antwort: »So gut, wie es einem Geist nur gehen kann.« Dann fuhr er fort: »Ich bin gekommen, um Sie zu warnen, denn …«, wie jeder, der von den Ringzauberern sprach, senkte er die Stimme zu einem Flüstern, »… in diesem Augenblick kommen zwei äußerst verruchte Schwarzkünstler durch den Schmugglerschlund in Richtung Burg. Es ist eine überaus glückliche Fügung, dass Sie ausgerechnet diesen Hof für Ihre Einkapselungsübung gewählt haben.«
    »Von einer glücklichen Fügung kann keine Rede sein«, erwiderte Marcia. »Es geschah in voller Absicht.«
    »Aha. Dann sind Sie also im Bilde? Dann ist es Ihr Skorpion, der ihnen folgt?«
    »Meiner, um genau zu sein«, sagte Septimus.
    »Sieh mal einer an!« Julius war beeindruckt. Wieder wandte er sich an Marcia.

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