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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Hatte er es bereits herausgefunden – und wenn ja, was würde er tun? Vielleicht waren er und seine Freunde so spurlos verschwunden, weil sie etwas im Schilde führten. Constanza wußte, daß ihr reicher Liebhaber eine Schwäche für bösartige Scherze hatte, und diese Nacht des Übermuts könnte sich durchaus inspirierend auf ihn auswirken. Constanza beschleunigte ihre Schritte, als sie sich daran erinnerte, wie er auf dem Weg zum Fluß einem Musiker Geld gegeben hatte. Sie zog die Kapuze ihres Capes tief ins Gesicht, um sich gegen den Schnee zu schützen, den der kalte Wind ihr entgegentrieb, und eilte ihrem Ziel entgegen.
    Es war schon spät in der Nacht, als ein Klopfen an der Haustür Serafina hochschrecken ließ. Sie hatte in dem Sessel am Fenster geschlafen, war jedoch immer wieder von schneidenden Schmerzen in Leib und Rücken geweckt worden. Jetzt stand sie auf, stützte sich auf das Fensterbrett und spähte auf die Straße hinunter. Es war niemand zu sehen. Noch immer klang aus der Ferne der Lärm des Karnevals herüber. Dicke Schneeflocken trieben vorbei. Wieder klopfte es – laut und fordernd. Jacopo räkelte sich im Schlaf und grunzte.
    Serafina blies die Kerze aus, die den Raum notdürftig erhellt hatte, und verließ den Salon. Die Bediensteten mußten entweder fest schlafen oder zum Karneval gegangen sein. Sie raffte die Röcke und hastete die Treppe hinunter. Das Ziehen in ihrem Rücken machte jeden Schritt zu einer Qual, und das Kind in ihrem Bauch schien Purzelbäume zu schlagen. Als sie die Haustür öffnete, lösten sich mehrere maskierte Gestalten aus dem Schutz der Hauswand. Eine von ihnen kam gebückt daher wie ein alter Mann, und aus der Kaufmannsrobe ragte ein grotesker Phallus. Eine zweite, grellweiß geschminkt und mit blutroten Lippen, trug ein Kleid, unter dem sich ein künstlicher dicker Bauch abzeichnete. Die dritte, in die Capriani-Farben gekleidet, schlug die Trommel und trug ein Gedicht vor.
    Die Worte der Spottverse trafen Serafina wie auf sie niederprasselnde Schläge: Sie handelten von einer jungen Frau, die einen Greis geheiratet hatte, und nun ein Kind unter dem Herzen trug. War ihr altersschwacher Gatte der Vater, oder hatte sie sich nebenher einen Zuchtbullen gesucht?
    Serafina lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, denn die Schmerzen waren jetzt krampfartig und so stark, daß sie die obszöne Posse der Gestalten, deren Fratzen im Licht der mitgebrachten Fackeln gespenstisch leuchteten, zur Bedeutungslosigkeit verblassen ließen. Ich habe gesündigt, dachte Serafina, als sie langsam an der Hausmauer herunterrutschte. Aber meine Sünde war nicht, daß ich Jacopo heiratete.
    Sie rannten gerade davon, als Constanza um die Ecke bog, und angesichts des Schneegestöbers nahm sie sie nur schemenhaft wahr – aber das genügte ihr: Sie brauchte die Gesichter nicht zu sehen, um zu wissen, wer die Männer waren.
    Neben der offenstehenden Haustür lag etwas; das wie ein weggeworfenes Bündel Kleider aussah. Die Kurtisane eilte darauf zu. Sie erinnerte sich daran, wie sie Serafina das erste Mal erlebt hatte – auf dem Bankett der Merlis –, an ihr ausdrucksstarkes, hochmütiges Gesicht, das Intelligenz und Durchsetzungsvermögen verriet. Sie konnte gut verstehen, daß diese Frau Thomas Marlowe faszinierte, doch sie war ein harter Brocken für einen Mann mit einer konventionellen Einstellung gegenüber Frauen: Diese würde ihre Erfüllung nicht darin finden, eine Horde Kinder großzuziehen, während ihr Mann die meiste Zeit auf See wäre. Als sie gesehen hatte, wie unglücklich er war, hatte sie ihn bemitleidet – jetzt galt ihr Mitgefühl der Frau. Serafinas Gesicht war weiß wie die Schneeflocken, die sich auf ihrem dunklen Haar niederließen – und still wie das einer Toten. Sie trug keinen Umhang, und unter ihrem Kleid zeichnete sich ihr gewölbter Leib ab. Die Kurtisane breitete ihr Cape über die Bewußtlose und ging ins Haus, um die Dienerschaft zu alarmieren.
    Als Constanza eine Stunde später nach Hause kam, saß Thomas in der Küche auf dem Fensterbrett. Weil es ihm unmöglich gewesen war, untätig herumzusitzen, hatte er damit begonnen, den zerbrochenen Fensterriegel zu reparieren, und weil es ihm unmöglich war, sich der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft zu stellen, stand eine Flasche Aquavit neben ihm auf dem Sims.
    »Na – genug gefeiert?« fragte er.
    »O ja – weiß Gott genug!« Sie zog sich das Cape von den Schultern und ließ ihre Maske zu Boden

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