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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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fallen, die sie in der Faust zerdrückt hatte. »Ich habe die Nase voll vom Feiern, Thomas.«
    Ihr Tonfall bescherte ihr einen prüfenden Blick. Thomas legte das Werkzeug weg. »Wo ist Signor Merli?«
    »Als ich ihn zuletzt sah, saß er in einem Ruderboot auf dem Arno. Ich hoffe, er ist ertrunken!«
    Der Steuermann rutschte vom Fensterbrett und trat zu ihr. Er spürte kaum Schmerzen – der Schnaps hatte seine Wirkung getan. »Dieses Haus gehört Signor Merli«, gab er vorsichtig zu bedenken.
    »Dann gehe ich eben ins Kloster!« erklärte sie wütend und hob die Fäuste. Plötzlich schien alle Kraft aus ihr zu schwinden. Sie sank auf einen Stuhl am Tisch und barg das Gesicht in den Händen.
    »Er hat Sie verletzt«, sagte er.
    Sie schaute nicht auf. »Nicht mich«, antwortete sie undeutlich durch ihre Finger. »Mich könnte er nicht verletzten. Nein – er hat … jemand anderen verletzt.«
    Thomas verstand natürlich nicht, wovon sie sprach. Er hob die Maske vom Boden auf und strich die zerknitterte Seide glatt.
    Constanza nahm die Hände vom Gesicht. »Signora Capriani.« Sie richtete sich auf. »Er hat Signora Capriani verletzt.« Ihre Stimme war leise und hart.
    Allein den Namen zu hören bereitete ihm Qualen. »Doch nicht meine Serafina«, sagte er kalt. »Nicht Jacopo Caprianis Serafina.«
    »Signor Capriani liegt im Sterben.« Die Kurtisane schaute zu ihm auf. Ihre grauen Augen sprühten vor Empörung, als sie hinzusetzte: »Aber es ist gut möglich, daß seine Frau noch vor ihm stirbt.«
    Er starrte sie verständnislos an. Constanza faltete die Hände vor sich auf dem Tisch. »Signora Capriani hat einen alten Mann geheiratet – wegen seines Geldes und seiner Firma – und bemüht sich, sein Geschäft zum Erfolg zu führen. Wahrhaft verbrecherisch, finden Sie nicht?« Jedes Wort troff von Sarkasmus.
    Thomas holte die Flasche vom Fensterbrett und stellte sie auf den Tisch. »Sie heiratete ihn wegen des Geldes – und aus einigen anderen Gründen«, erwiderte er langsam. »Keiner davon ist besonders ehrenhaft.«
    »Was hätte sie, Ihrer Meinung nach, denn sonst tun sollen? Eine Hure werden wie ich?«
    Thomas hatte sich gerade etwas eingießen wollen, doch jetzt erstarrte die Hand mit der Flasche mitten in der Bewegung. »Es hätte noch eine andere Möglichkeit gegeben«, sagte er leise.
    »Ach ja? Welche?«
    Er goß sein Glas randvoll. »Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht«, erinnerte er sie.
    »Das stimmt«, nickte sie. »Aber wann? Als sie allein und mittellos war – oder als sie ihr Leben bereits im Griff hatte?«
    Seine Hände begannen so stark zu zittern, daß er es nicht wagte, das Glas zum Mund zu führen.
    »Sie sind heute bei ihr gewesen, nicht wahr?« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    Er wußte, daß sie sich damit nicht auf Serafina bezog, sondern auf die andere geliebte »Sie«, die schwer beschädigt im Hafen von Livorno lag. Thomas nickte, nahm das Glas in beide Hände und trank einen großen Schluck. Es war das erste Mal seit der Auseinandersetzung mit Edward Whitlock, daß er die Kingfisher gesehen hatte. Seine Erinnerung an den Kampf und die Zeit danach wies große Lücken auf. Da war John Keane gewesen, und Antonio – und später Constanza. Zuerst ein heißer, stickiger Raum in Livorno, und dann kühle Laken und ein luftiges Zimmer in Pisa. Es dauerte Wochen, bis er aufstehen und herumlaufen, und noch viel länger, bis er wieder reiten konnte. Heute hatte er sich gezwungen, sich seinen schlimmsten Vorstellungen und Alpträumen zu stellen – und festgestellt, daß sie der Wahrheit entsprachen. »Er hat den Besanmast umgehackt, die Reling und die Treppe zertrümmert und Löcher in das Achterdeck geschlagen«, berichtete er.
    »Die Schäden müssen doch zu beheben sein.«
    Thomas schüttelte den Kopf. »Nur mit viel Geld, und ich habe keines. Whitlock kommt etwa in einem Monat aus Aleppo zurück, und dann wird er seine Drohung wahrmachen und mein Schiff zu Feuerholz zerkleinern lassen.« Er trank noch einen Schluck, um die Bilder loszuwerden, die durch seinen Kopf geisterten. Drei Dinge spielten eine Rolle in seinem Leben: sein Schiff, das Meer und die Frauen. Das Meer hatte ihn zweimal beinahe getötet, wegen einer Frau hatte er sein Schiff verloren, und eine andere vergiftete sein Dasein.
    »Was werden Sie tun?« fragte Constanza in seine Gedanken.
    Er sah sie an, als sei er gerade aus einem Traum erwacht. »Amerika«, sagte sie leise. »Die Westindischen Inseln. Ich

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