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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Sie unbesorgt – ich werde keinerlei Ansprüche stellen. Wir werden lediglich Geschäftspartner sein. Ich brauche Geld, um die Kingfisher auf See zu bringen, und Sie brauchen die Kingfisher für den Transport Ihrer Waren. Es ist nichts weiter als ein Handel, Serafina.«
    Er sah das Mißtrauen in ihren Augen verblassen und spürte, wie ihre verkrampften Finger sich in seinen Händen entspannten. Dann nickte sie fast unmerklich. Diesmal verlangte sie nicht nach Schreibzeug, um den Vertrag schriftlich festzulegen, wie sie es früher getan hätte. Offenbar hatte sie begriffen, daß ihre Beziehung an einem Punkt angelangt war, an dem das nicht mehr angemessen gewesen wäre.

NEUNTER TEIL
     
    1596
UNMÖGLICHES
WIRD ERMÖGLICHT
     
Es schien unmöglich, die Mauern von Jericho zum Einsturz zu bringen. Solche Unmöglichkeiten kann Gott möglich machen.
266 Christen aus türkischer Gefangenschaft befreit:
Richard Hakluyt

 
 
     
    Jacopo Capriani starb Mitte April. Seine Frau nahm nicht an der Beerdigung teil, da sie drei Tage zuvor niedergekommen war. Serafina erlebte die langwierige, schmerzhafte Geburt als entwürdigend. Als die Hebamme ihr das Kind, nachdem sie gewaschen und umgezogen worden war, in den Arm legte, würdigte sie es zunächst keines Blickes. Es war ein Junge, hatte die Frau ihr begeistert erklärt, und er war kerngesund. Eine tiefe Erleichterung erfüllte sie. Das Kind sicherte ihr den Caprianischen Besitz. Hätte sie es verloren oder wäre es tot geboren worden, hätte sie wieder mittellos dagestanden. Sie hatte noch nicht einmal eine Mitgift in die Ehe eingebracht, die sie nach Jacopos Ableben hätte zurückfordern können. Das kleine, schlafende Geschöpf in ihrem Arm war die Garantie für ihre Zukunft – und der Lohn für all ihre Bemühungen und Opfer: Ein triumphierendes Lächeln erhellte ihr Gesicht.
    Die Hebamme mißdeutete es als mütterlichen Stolz. »Ja – er ist wirklich ein Prachtkerl«, strahlte sie, als sei sie dafür verantwortlich. »Ein schöner kleiner Bursche. Zu schade, daß sein Vater ihn nicht mehr sehen kann.«
    Die Frau mußte sich irren – schließlich wußte jedermann, daß alle Neugeborenen häßlich waren! Serafina hatte ihren Sohn noch immer nicht angeschaut – doch jetzt regte sich ihre Neugier. Es kostete sie unendlich Mühe, den Kopf zu drehen, die Hand zu heben und das Tuch wegzuziehen, das über das Gesichtchen gefallen war. Das Kind streckte sich, fuhr ziellos mit seinen winzigen Fäusten durch die Luft und öffnete die Augen. Sie waren blau! Serafinas Herz begann zu hämmern – doch dann erinnerte sie sich daran, gehört zu haben, daß alle Kinder anfänglich blaue Augen hatten. Es bedeutete nicht, daß Thomas Marlowe der Vater war. Aber natürlich hatte sie Pläne für den Fall gemacht, daß irgend etwas eindeutig darauf hindeute, denn sie wußte, daß Leute wie Galeazzo Merli ihr mit Genuß das Leben zur Hölle machen würden, wenn sie Verdacht schöpften: Sie würde das Kind aufs Land geben, bevor die bösen Zungen ihr Zerstörungswerk beginnen könnten. Sie durfte auf keinen Fall riskieren, daß ihr das Capriani-Vermögen von irgendeinem entfernten Verwandten ihres Mannes streitig gemacht würde.
    Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, daß ihr Sohn durchaus nicht häßlich war. Sein Kopf war kahl und die Nase ein wenig gequetscht, aber allgemein war er durchaus ansehnlich. Wie aus weiter Ferne hörte sie die Hebamme fragen: »Wie werden Sie ihn nennen, Signora?«
    Serafina reichte das kleine Bündel der wartenden Amme. »Francesco«, antwortete sie – und lächelte schon wieder.
    Anfang Februar hatte Thomas Marlowe die Instandsetzung der Kingfisher in Angriff genommen – und je weiter die Arbeiten fortschritten, um so schwächer wurde die Angst vor der See, die ihn schon zweimal beinahe das Leben gekostet hätte.
    Im März war der Konvoi der Levant Company aus Aleppo zurückgekehrt. Edward Whitlock hatte die Garland befehligt, John Keane die Legacy. Letzterer hatte die Geldübergabe Thomas Marlowes an seinen Erzfeind überwacht, um sicherzustellen, daß keiner der beiden zum Messer griffe, um dem anderen die Kehle durchzuschneiden. Vierzehn Tage später war der Konvoi nach London aufgebrochen.
    Die, Rückkehr des Konvois bedeutete auch die Rückkehr von William Williams und seines Lehrlings Cristofano. William wollte keinen Fuß mehr auf englischen Boden setzen, solange die alte Königin lebte. Bei einem Becher Glühwein in einer Hafenkneipe erzählte

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