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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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suchen. Ihre Schönheit würde ihr Macht verleihen. Wie würde sie diese Macht einsetzen?
    Mit den Dattelkernen in der Hand stand der Arzt auf und verließ die Karawanserei. Er war so erschöpft, als sei auch er wie die Beduinen und ihre Tuareg-Eskorte durch die Wüste und über die Berge geritten. In letzter Zeit ermüdete er rasch.
    Draußen im freien Gelände ließ Kara Ali die Dattelkerne auf die Erde fallen. Irgendwann würden die Früchte der Bäume, die daraus entstünden, andere hungrige Durchreisende sättigen. Auch er war früher viel gereist, doch damit war es nun vorbei.
    Er schaute zu den Sternen hinauf. Eine Begegnung steht bevor, sagten sie. Je älter er wurde, um so besser verstand er die Botschaften des Himmels, doch er wußte, daß er immer nur einen Bruchteil dessen würde lesen können, was dort geschrieben stand. Weisere Männer als er würden die Geheimnisse ergründen, wenn Allah es wünschte. Aber die Ankündigung einer Begegnung erkannte Kara Ali so deutlich, als stünde sie in großen Lettern am samtschwarzen Firmament. Mit einem Seufzer kehrte der Arzt in die Karawanserei zurück.
    Als er seinen Platz wieder eingenommen hatte, waren Tanz und Musik zu Ende, und die Kämpfe hatten begonnen. Die Tuareg kämpften mit zweischneidigen Schwertern und Dolchen und schützten sich mit Lederschilden. Wären es nicht nur Schaukämpfe gewesen, hätten sie auf weißen Kriegskamelen gesessen und Lanzen getragen. Kara Ali lehnte sich zurück und verfolgte mit Genuß die Darbietung. Auf ihre Weise bewegten sich die Kämpfer ebenso graziös wie die Tänzerinnen. Blaue Schleier wirbelten im Feuerschein, kupferfarben glänzte die schweißnasse Haut. Der Arzt ließ sich eine Tasse Pfefferminztee bringen und stellte fest, daß er es nicht bedauerte, zu alt für diese Art der körperlichen Ertüchtigung zu sein.
    Er war kurz davor einzudösen, als der lockenköpfige Mann, der neben der schönen Frau stand, in den Kampf geschickt wurde. Der Arzt wurde wieder aufmerksam, als einer der Tuareg-Krieger zum drittenmal als Sieger vom Platz ging und die Zuschauer heftigen Beifall spendeten. Das Schwert noch in der Hand, die Augen strahlend vor Stolz, sah er sich nach einem weiteren Herausforderer um. Mit einer gebieterischen Bewegung ihrer zierlichen Hand schickte die Tuareg-Frau ihren Liebhaberin die Arena.
    Plötzlich war Kara Ali wieder hellwach. Er setzte sich auf und stützte das Kinn in die Hände. Zuerst hielt er den Mann für einen Araber-Neger-Mischling, was die Locken erklärt hätte, doch dann erkannte er, daß er sich geirrt hatte: Der neue Kandidat hatte blaue Augen! Ein Italiener vielleicht? Oder sogar – der Arzt runzelte die Stirn, als er sich zu erinnern versuchte – ein Ire?
    Welcher Rasse er auch angehören mochte, er war ein exzellenter Kämpfer. Sowohl er als auch der Targi trugen Schwert und Dolch. Der Dolch des Targi war am linken Handgelenk festgebunden, der des Europäers am Gürtel. Die Augen des Targi glänzten voller Vorfreude, als die beiden Männer einander auf dem kleinen Sandviereck umkreisten, um den besten Augenblick für den ersten Schlag abzupassen. Dann blitzte eine Schwertklinge auf, und der Kampf begann.
    Kara Ali erkannte sehr schnell, daß dieses Duell sich von den anderen Zweikämpfen unterschied. Die vorherigen Darbietungen waren eine Zurschaustellung der Klugheit und atemberaubenden Geschicklichkeit der Wüstenfürsten gewesen, spannend und unterhaltsam, ja – doch dieser… Der Herzschlag des Arztes flatterte erneut, während die Schwerter gegeneinanderklirrten und die Füße über den festgetretenen Sand stampften. Dieser Kampf ging weit über eine Demonstration hinaus.
    Der Grund dafür lag auf der Hand. Die Tuareg-Frau saß, gold- und silbergeschmückt, regungslos da, der Schein der Flammen zuckte über ihr feingeschnittenes Gesicht. Der Europäer gehörte ihr – der Targi wiederum wünschte, sie zu besitzen. Die Tuareg behandelten ihre Frauen zwar mit einem in der arabischen Welt unüblichen Respekt, aber der männliche Wunsch nach Besitz saß tiefer als jeder Brauch. Die beiden Männer kämpften wie zwei Hirsche um ein Weibchen.
    Kara Ali hätte auf den Targi gesetzt, wenn er nicht den Ausdruck auf dem Gesicht des Europäers gesehen hätte. Kaum jemals war er einer so grimmigen Entschlossenheit, einem solchen Trotz begegnet. Der Mann wußte, daß er um sein Leben kämpfte, und er wurde nicht von irgendwelchen Regeln edlen Kampfgebarens behindert. Er kämpfte wie ein

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