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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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durchschneiden, als in die Hände der Ragusa-Piraten zu fallen.«
    »Zakynthos steht doch unter dem Schutz Venedigs«, sagte Thomas.
    »Ah ja – die Serenissima …«
    Wieder wurden die Gläser gefüllt. Hieronymo bedeutete Cristofano, sich auf die Kissen zu seiner Rechten zu setzen. Der Junge gehorchte mit sichtlichem Widerwillen. »Die Probleme von Zakynthos sind die gleichen wie die Venedigs – natürlich im kleinen. Venedig hatte in den letzten Jahrzehnten unter dem Neid der Welt zu leiden der christlichen wie der islamischen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist der Handel Venedigs mit dem Norden in bestürzendem Maße zurückgegangen. Weder England noch die Niederlande brauchen Venedig. Sie haben selbst Schiffe und Seeleute.«
    Seine diversen Kinne wabbelten in Richtung des Hafens, der inzwischen gänzlich in der Dunkelheit versunken war. Mit einer protzig beringten Hand bedeutete Carcandella dem Diener, die Fensterläden zu schließen, wodurch die Hitze und die schweren Düfte des Orients im Raum eingeschlossen wurden.
    Der Malvasier war stark, doch Thomas hatte immer noch einen klaren Kopf. »Ich bin hierhergekommen, um Geschäfte zu machen, Signor Carcandella – ohne jegliche Hintergedanken. Solange die Garland unter meinem Kommando steht, werden unsererseits keine Angriffe erfolgen, ich werde die Kanonen nur zu unserer Verteidigung einsetzen, nicht zur Piraterie.«
    Hieronymo lachte dröhnend und beugte sich schnaufend vor, um Thomas' Knie zu tätscheln. »Sie sind ein Mann nach meinem Geschmack. Von mir droht Ihnen keine Gefahr. Zakynthos ist auf Handel angewiesen. Und manchmal haben Ihre Schiffe ganz reizende Dinge an Bord.« Er berührte vielsagend die scharlachrote Kappe auf Cristofanos Kopf. »Sie und ich haben übrigens etwas gemeinsam: Wir stammen beide von einer Insel. Ich bin zwar zur Hälfte Venezianer, aber hier geboren.«
    »Ach ja?« Thomas lehnte sich in seinem Sessel zurück und leerte sein Glas. Seine Lider wurden schwer – die Hitze und der Wein hatten ihn müde gemacht. Im Augenblick lag das Wohl der Garland in den Händen des Schiffszimmermanns, des bullenstarken Oberkanoniers und eines weiteren Mannes, den William ausgesucht hatte. Für ihn selbst gab es im Moment nichts zu tun.
    William Williams und der Oberkanonier Samuel saßen beim Kartenspielen. »Wenn wir Schwierigkeiten bekommen«, hatte Thomas irgendwo zwischen Livorno und Zakynthos gesagt, »dann wird das Zinn der Grund sein.« Zinn war einer der Hauptbestandteile von Bronze und entsprechend begehrt. Aus Bronze konnte man Kanonen gießen!
    Die beiden Männer hatten es sich auf dem Orlogdeck gemütlich gemacht – zwischen Kanonendeck und Laderaum. Es lag unterhalb der Wasserlinie. So konnte kein Licht nach draußen fallen, das den Venezianern ihre Anwesenheit verraten hätte, und es führte nur eine Leiter nach oben. Die Luft war abgestanden. Überall lagen zusammengefaltete Segel, Ankertrossen, Munition und Waffen. Die Männer trugen Messer bei sich, und Samuel hatte darauf bestanden, eine Steinschloßpistole schußbereit zu machen. Wenn ich ihn gelassen hätte, dachte William Williams und stach das As des Oberkanoniers, hätte er auch noch ein Falkonett mit heruntergebracht.
    Die einzige Lichtquelle war eine Kerze, die auf einem Faß stand, die einzigen Geräusche waren das Schlappen der kleinen Wellen an den Schiffsrumpf und das leise Schnippen der Karten, die abgelegt wurden. Die Ratten und Kakerlaken hatten sich offenbar zur Ruhe begeben. Es war bereits nach Mitternacht. William unterdrückte ein Gähnen. Er beneidete Thomas nicht um die Einladung beim Gouverneur, wenn er vor die Wahl gestellt worden wäre, hätte William es vorgezogen, den Abend allein zu verbringen, nicht mit schwerem Wein und krampfhafter Konversation.
    Der Oberkanonier nahm einen großen Schluck aus einer Flasche Aquavit und reichte sie William, während er mit der freien Hand in seiner Tasche nach Münzen kramte. Doch sie kamen nicht dazu, ein neues Spiel zu beginnen, denn die Stille wurde plötzlich unterbrochen. Der dritte Mann kam die Leiter heruntergeklettert. Unten angekommen flüsterte er aufgeregt: »Da ist eine Pinasse – mit einem halben Dutzend Männern …«
    Thomas' weise Voraussicht würde sich bezahlt machen. Samuel, dessen Gesicht von diversen Auseinandersetzungen gezeichnet war, zog grinsend sein Messer aus der Scheide. William Williams spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten. Er blies die Kerze aus.
    Zwei Mann würden

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