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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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Schiff, Will, und ein französisches!«
    William runzelte die Stirn. »Meinst du, daß da eine Verbindung zu dem Vorfall von letzter Nacht besteht?«
    Thomas zuckte mit den Schultern. Der Tag war damit vergangen, die Ladung zu löschen und Fässer mit Korinthen und Ballast aufzunehmen, um das fehlende Gewicht des Zinns auszugleichen. Und während Thomas Fässer und Stoffballen schleppte, hatte er Zeit zum Nachdenken gehabt. »Ich weiß es nicht. Es erscheint nicht logisch, aber …« Er brach ab.
    »Aber?« hakte William nach.
    »Wenn die Franzosen tatsächlich mit dem Gouverneur im Bunde sind, befinden sie sich bestimmt noch irgendwo in der Nähe. Wir werden sie suchen.«
    »Thomas … «, sagte William vorsichtig.
    »Ich weiß, ich weiß.« Thomas' Gesicht, das vom Mondlicht und der Laterne beleuchtet wurde, die an der Rahnock hing, drückte Ungeduld und Verärgerung aus. »Es wäre viel vernünftiger, sofort nach Livorno zurückzusegeln und John Keane seine Korinthen zu bringen, aber hast du dir schon mal überlegt«, Thomas' Augen waren hart und eisengrau, »was mit der Garland letzte Nacht passiert wäre, wenn sie nicht mehr das Gewicht des Zinns im Bauch gehabt hätte?«
    »Sie wäre gesunken«, antwortete William grimmig. »Und Freund Hieronymo hätte es auf das Alter des Schiffes geschoben, auf morsche Planken oder ähnliches.«
    »Und wir wären unfähig gewesen, seine Behauptungen zu widerlegen. Mein erstes Kommando, und ich hätte das Schiff verloren!« Er strich liebevoll über die Reling. »Ich wette, unsere nächtlichen Besucher treiben sich noch bei Zakynthos herum.« Er fuhr sich durch die wirren Locken. »Und ich muß herauskriegen, wer sie sind, William, sonst wird mich diese Frage mein Leben lang verfolgen.«
    Sie entdeckten das französische Schiff, als der erste Schimmer der Morgenröte den Himmel färbte. Es hatte an der Nordseite der Insel in einer Bucht Anker geworfen, die nur vom Meer aus zugänglich und auf drei Seiten von senkrechten Klippen umgeben war. Nur bei Ebbe wurde der schmale Sandstreifen sichtbar, der bis zu den Felsen reichte. Der elegante Rumpf und die Aufbauten leuchteten zartrosa. Thomas erkannte das Schiff sofort. Als er es das erste Mal gesehen hatte, glänzte es silbern im Mondlicht, doch der schlanke Körper und die vier hohen Masten waren unverwechselbar. Es war das Geisterschiff! Thomas zweifelte keinen Augenblick daran, daß es für den Überfall auf die Garland verantwortlich war. Weder er noch William hatten in dieser Nacht ein Auge zugemacht, doch jetzt wurden alle Anzeichen von Erschöpfung von kalter Wut hinweggefegt.
    Thomas nickte zu der Galeone hinüber. »Wenn sie uns gesehen haben, werden sie annehmen, daß wir nach Kephalonia oder Korfu unterwegs sind. Wir segeln weiter in nördlicher Richtung, aber nur so lange, bis wir einen geschützten Ankerplatz gefunden haben. Und dann werde ich mir das Schiff genauer ansehen.«
    »Und weiter?«
    Thomas' Miene verfinsterte sich. »Ich würde das verfluchte Ding liebend gerne in tausend Trümmer schießen, Will, aber hast du die Bewaffnung gesehen?«
    »Es ist für Krieg ausgerüstet«, sagte William nachdenklich.
    »Richtig«, nickte Thomas. »Aber gegen wen?«
    Etwa anderthalb Meilen weiter warfen sie in einer Bucht Anker, die den Zugang zur Insel ermöglichte. Als Thomas, den Oberkanonier dicht auf den Fersen, die Felsen hinaufkletterte, die sich an der Rückseite der Bucht erhoben, dachte er über seine Chancen nach. Das französische Schiff war viel größer und wesentlich besser bewaffnet als die Garland – es könnte sie versenken, ohne sich in die Reichweite ihrer Falkonette begeben zu müssen. Und auf hoher See würden seine größeren Segel und die schnittigere Form eine Flucht unmöglich machen. Nachdem Thomas begriffen hatte, daß eine Konfrontation nur zu einer Katastrophe für die Garland führen würde, beschloß er, sich auf einen ausführlichen Augenschein zu beschränken und den Namen des Schiffes festzustellen.
    Sein Hemd klebte schweißnaß an seinem Körper, als sie über das Geröll dahinstolperten, das den Kamm der Klippe bedeckte. Hier und da sprenkelten letzte Sommerblumen die Steine mit gelben, weißen, violett- und rosafarbenen Flecken. Thomas' Herz begann zu hämmern, als sie die Bucht erreichten, in der sich sein Feind befand. Auf dem Bauch robbten sie zum Rand der Klippe. Er hätte viel um eine Kanone gegeben, um das Schiff in die Luft zu jagen. Er wischte sich mit dem Handrücken den

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