Serafinas später Sieg
Schweiß aus den Augen und spähte hinunter.
Dort lag nicht ein Schiff – inzwischen waren es zwei!
Blitzschnell legte er Samuel die Hand auf den Mund, den der Oberkanonier bereits geöffnet hatte. »Türken!« hätte Samuel geschrien, und das Wort wäre zwischen den Felsen hin und her gesprungen!
»Guter Gott!« flüsterte Thomas. Sein Blick glitt von der türkischen Galeere zu dem französischen Schiff. Wäre er ein habgieriger Mensch gewesen, hätte ihm jetzt vor Neid geschwindelt. Doch so zog er nur scharf den Atem ein und betrachtete voller Bewunderung die eleganten Linien, die vier stolzen Masten, die üppige Vergoldung, die mit der ägäischen Sonne um die Wette strahlte, und verglich den Anblick mit dem Bild, das er von seiner Kingfisher im Kopf hatte.
»Das da ist die Pinasse«, hörte er Samuel flüstern. »Da bin ich ganz sicher, Sir«, und er sah das kleine Boot, das längsseits an der Galeone vertäut lag. Die Segel der Galeone waren gehißt, die Ruder der Galeere hoben sich in perfektem Einklang, ihr Bug, den ein Kranz aus blauen Blüten schmückte, zeigte auf die Mündung der Bucht. In goldenen Lettern prangte der Name des französischen Schiffes am Bug. Fiametta. Thomas hatte genug gesehen. Er robbte ein Stück rückwärts, rappelte sich auf und kehrte mit Samuel zur Garland zurück.
»… weil Venedig keinen Wert darauf legt, den Türken Zinn zu verkaufen, damit die dort Kanonen gießen können! Es hat selbst genug Ärger mit den Korsaren – und was wir sahen, war zweifellos ein Korsarenschiff, Will. Aus Algier oder Tunis.«
Kaum wieder an Bord, hatte Thomas auf dem Tisch in der Kapitänskajüte Seekarten ausgebreitet und sich darangemacht, den Kurs für die Heimreise nach Livorno festzulegen. Die Segel waren bereits gesetzt, und der Rudergänger steuerte das Schiff aus der Bucht. Ohne den Blick zu heben, fügte Thomas hinzu: »Ich denke, die Fiametta hat einen netten kleinen Handel zwischen Hieronymo und den Berber-Korsaren arrangiert: Zinn für den Bau von Kanonen im Austausch für die Garantie, daß Zakynthos und seine Schiffe unbelästigt bleiben. Unser französischer Freund fungierte als Vermittler. Keine schreienden Jungfrauen werden in Harems verschleppt, keine Ladungen von Zakynthos landen in Berber-Laderäumen. Hieronymo betrachtet Zakynthos als seine Heimat – nicht Venedig. Venedig hat mit dieser Vereinbarung nichts zu tun, in diesem Süppchen rühren nur Hieronymo, die Fiametta und die Korsaren.« Thomas entrollte eine weitere Karte und beschwerte die Ecken, damit sie offen liegenblieb.
»Und was machen wir jetzt?« fragte William.
»Nichts. Wenigstens vorläufig.« Thomas zog eine Linie über die Karte. »Warum sollten wir? Was haben wir groß verloren? Wir haben wie vorgesehen unsere Ladung verkauft und bringen Korinthen nach Livorno mit. Wir haben überhöhte Abgaben bezahlt – aber in Kreta oder Aleppo wären wir sicherlich nicht billiger weggekommen. Wir haben eine Kiste Zinn verloren, aber eben nur eine, weil die Franzosen sich verrechnet hatten, als sie annahmen, die Garland ungehindert plündern zu können. Nein, Will – im Augenblick werden wir überhaupt nichts unternehmen.«
Der Schiffszimmermann sagte leise: »Aber du wirst die Sache doch nicht einfach auf sich beruhen lassen!?«
Thomas hatte seine Berechnungen beendet, klappte den Kompaß zu und schloß das Tintenfaß. »Sie würden die Garland versenken, Will, wir hätten keine Chance.« Zorn und Rachegefühle verkrampften seine Muskeln. Das Eingeständnis seiner Hilflosigkeit war der Gipfel der letzten Monate voller Sorgen, Rückschläge und Enttäuschungen. Als er die Kajüte verließ, kehrten seine Gedanken zu Serafina zurück. Allmählich begann er ihre Handlungsweise zu begreifen.
»Was ist mit Mr. Keane?« fragte William Williams, der ihm gefolgt war. »Wirst du ihm die Geschichte erzählen?«
Thomas schüttelte den Kopf. »Nein – die Fiametta geht nur uns etwas an.« Die Gerechtigkeit, nach der er dürstete, war ganz allein seine Sache.
An einem kühlen Herbstmorgen lief der Konvoi der English Levant Company im Hafen von Livorno ein.
Es waren drei Schiffe: die Legacy , die Sampson und die Saviour of Bristol. Frischer Wind hatte die Reise beschleunigt, und die Aussicht auf lohnende Geschäfte hatte die Kapitäne über die langweiligen Wochen gerettet, in denen sie sich mit eintönigen Mahlzeiten begnügen mußten und keine Nacht durchschlafen konnten. Der Kapitän der Legacy verschwendete nach
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