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Serafinas später Sieg

Serafinas später Sieg

Titel: Serafinas später Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Lennox
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ausgezeichneten Ruf – also stimmte ich zu.« Auch Keane war aufgestanden und machte sich zum Ausgehen fertig.
    »Thomas?« Edward Whitlock runzelte die Stirn. Seltsamerweise hatte er sich nicht an der Tatsache festgebissen, daß die Garland allein unterwegs war. »Und wie weiter?«
    »Marlowe. Er ist der Eigentümer der Kingfisher , unseres neuen Schiffes«, erklärte John. »Er hat die Reparaturen an der Garland überwacht. Sie wird zurück sein, bevor das Wetter sich verschlechtert. Der Mann versteht sein Handwerk, das kann ich Ihnen versichern, Ned. Er hat früher schon für die Gesellschaft gearbeitet: Er war Steuermann auf der Toby . Erinnern Sie sich – sie strandete 1593 vor Marokko.« Er mißdeutete den Gesichtsausdruck des Kapitäns der Legacy . »Ich glaube, wir wissen alle, daß der Steuermann nicht für den Verlust der Toby verantwortlich war«, fügte er hastig hinzu. »Ich denke, Richard Staper hat eingesehen, daß er einen Mißgriff tat, als er George Goodlay als Kapitän verpflichtete. Thomas wird die Garland heil wiederbringen – daran habe ich keinen Zweifel. Ich erwarte ihn in den nächsten Tagen, mit einer Ladung Korinthen. Dann kann ein anderer Thomas' Platz einnehmen.« Erneut verfluchte er die verfrühte Ankunft des Konvois.
    Edward Whitlock hatte die ganze Zeit wie erstarrt dagestanden – jetzt sagte er leise: »Thomas Marlowe? Ich dachte, der sei tot!«
    Keane hatte sich ein Cape um die Schultern geworfen und seinen Hut aufgesetzt. »Das dachten wir alle.« Und dann wechselte er zu dem schlimmsten Thema, das er wählen konnte: »Und was macht die Familie, Ned? Wie geht es Ihrer reizenden Frau?«
    Entgeistert beobachtete er, wie Edward Whitlock mit einem furchterregenden Brüllen auf die Tür zustürmte, als wolle er sie aus den Angeln reißen.
    Im Herbst wurde Jacopo Capriani krank. Das Fieber sank bald wieder, doch alle Tränke und Arzneien, die Serafina zubereitete, konnten nichts gegen den quälenden Husten ausrichten, der mit der Krankheit einherging. Er schüttelte den Körper des alten Mannes, zerrte an den nach vielen Jahren Sumpffieber geschwächten Lungen. Serafina erinnerte sich, in Kara Alis Notizbuch geschrieben zu haben: »Phthisis = Lungenschwindsucht«, und auch daran, daß Allah ihm nicht die Gnade erwiesen hatte, ein Heilmittel dagegen zu finden. Sie hatte weder die Zeit noch die Kraft, sich die Folgen dieser Diagnose für sich selbst vor Augen zu führen. Je schlechter es um Jacopo bestellt war, um so lästiger wurde er. Seine jammernde Stimme fraß sich in ihre ohnehin in steigendem Maße angegriffenen Nerven, und sein ständiges Verlangen nach Fürsorge hatte ihre diesbezüglich begrenzte Kapazität fast ausgeschöpft. Auch wenn er seine ehelichen Rechte jetzt nicht mehr einforderte, bestand er darauf, daß sie bei ihm lag, ihre Stimme zu hören, wenn er nicht schlafen konnte und über die Vergänglichkeit des Lebens nachdachte, und ihre Hand zu halten, wenn er sich vor der Einsamkeit fürchtete, in die der Tod ihn stürzen würde. Oft fiel es Serafina schwer, die Augen offenzuhalten, wenn sie über den Kontobüchern saß. Manchmal war sie versucht, Amadeo die Begutachtung der Seiden zu überlassen, die neu in Livorno eingetroffen waren, aber jedesmal erinnerte sie sich noch rechtzeitig daran, daß sie sich nur auf ihr eigenes Verhandlungsgeschick und ihren eigenen Blick für Qualität verlassen konnte. Sie hatte sich nicht zu der Ehe mit einem unappetitlichen Greis überwunden, um das Geschäft jetzt aus der Hand zu geben.
    Jacopo verbot ihr, einen Arzt kommen zu lassen. »Strauchdiebe, allesamt!« röchelte er. »Verlangen unverschämte Summen für wirkungslose Arzneien!« Und so blieb es Serafina auch weiterhin überlassen, Kara Alis Rezepturen ihrem Mann zu verabreichen, der von Tag zu Tag unausstehlicher wurde.
    Je länger Jacopos Krankheit andauerte, um so mehr wuchs Serafinas Verantwortung für die Firma ihres Mannes. Sie reiste nach Livorno, kaufte ein und präsentierte mit Amadeo oder Michele, dem neuen Angestellten, die Waren in den vornehmen Palazzi. Noch sah man ihr die Schwangerschaft nicht an. Sie hatte die Oberteile ihrer Kleider erweitert, manche neu genäht, und schnürte sich so fest, daß ihre Taille schlank wie eh und je wirkte. Alle Gedanken daran, was die nächsten Monate bringen würden, schob sie entschlossen beiseite, doch manchmal wurde ihr bewußt, daß sie in einem Kerker saß, aus dem es kein Entkommen gab. Sie befand sich gerade im Palast

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