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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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Champlain. Sie halten ein Schild mit der Aufschrift ›Roberta‹ in die Höhe, damit ihr sie erkennt. Wir rufen täglich an.«
    »Ich war noch nie in einer Reservation«, sagte Hoot mit unverhohlener Neugier.
    »Frische Luft. Wälder. Viel besser als deine Absteige im East Village«, sagte ich. »Sobald ihr in der Reservation seid, häng dich ins Internet. Kannst du dich immer noch in das System von Lenox hacken?«
    »Was soll das heißen, immer noch? Ich habe die Passwörter aller Leute gesammelt. Ich habe ihnen über die Schulter gesehen, wenn sie sich einloggten. Man kann sogar aus dem Anschlag der Tastatur ein Passwort heraushören. Jede Taste klingt anders.«
    »Nun, dann nutze sie, um Verbindungen zwischen Lenox und Colonel Otto zu finden, die wir bis jetzt vielleicht übersehen haben. Und Ray Teaks, Ralph Kranz …«
    »Dieser Nazi!«
    »Außerdem Keating, Dwyer, Carbone. Überprüfe E-Mails. Aufsichtsratsmemos. PR. Gabrielle? Sorg dafür, dass Hoot …«
    »Ich gehe nicht mit nach Kanada«, fiel Gabrielle mir ins Wort und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe es mir anders überlegt. Ich bleibe hier.«
    Ich wollte Einwände erheben, doch Gabrielle wandte sich an Hoot.
    »Sie brauchen doch keinen Babysitter, oder? Wie alt sind Sie? Fünfundzwanzig?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Dann können Sie auch alleine Zug fahren. Sie würden sich doch nicht der Polizei stellen, nach allem, was passiert ist, oder?«
    »Sehe ich aus, als ob ich spinne?«, erwiderte Hoot.
    Gabrielle wandte sich zufrieden wieder zu mir. »Siehst du? Sie kommt ohne mich zurecht.«
    »Sprechen Sie nicht über mich, als wäre ich ein Baby«, fauchte Hoot.
    »Sie sind sozial gehandicapt, meine Liebe«, sagte Gabrielle. »Und du, Mike, du musst mich nicht beschützen. Ich bin ein großes Mädchen.«
    Ihr Meinungsumschwung hatte sicher mit letzter Nacht zu tun, als ich Kim ihr vorgezogen hatte. Aber das Letzte, was wir jetzt brauchten, war Zwietracht.
    Ich wandte ein: »Du hast keinerlei Erfahrung mit Feuerwaffen. Du bist in Kanada besser aufgehoben. Du kannst später deine Aussage machen.«
    Sie legte mir den Zeigefinger auf die Lippen und brachte mich damit zum Verstummen.
    »Wenn« ,sagte sie. »Das ist das entscheidende Wörtchen. Hier geht es nicht um dich, Mike. Ich besitze neun Prozent von Lenox. Ich habe bei Dads Beerdigung mit Senatorin Lark Petrie gesprochen. Lenox besitzt Fabriken in Ohio, Petries Staat. Mit Tausenden von Angestellten. Sie sagte zu mir: ›Wenn Sie ein Problem haben, rufen Sie mich an.‹«
    »Ich glaube nicht, dass sie damit 109 meinte.«
    »Ich frage dich nicht. Ich informiere dich. Senatorin Petrie sitzt im Verteidigungsausschuss. Sie sollte über Waffen wie 109 Bescheid wissen. Was wetten wir, dass dem nicht so ist? Lass mich meine Verbindungen nutzen. Wenn ihr auf einen Reporter wettet, kann ich genauso auf eine Senatorin setzen.«
    »Wir wissen nicht, wem wir trauen können.«
    »Die haben meinen Vater umgebracht«, sagte Gabrielle.
    »Ja«, knurrte ich. »Mit dem du schon ewig kein Wort mehr gewechselt hattest.«
    Der Zorn in ihrer Miene sagte mir, dass wir wieder am selben Punkt wie bei unserer ersten Begegnung angekommen waren. Sie wirbelte herum und stampfte davon zur Rolltreppe der Metro. Ich wollte ihr folgen. Eisner hielt mich zurück. Er rief ihr nach: »Melden Sie sich zu jeder vollen Stunde.«
    »Melden Sie sich doch«, schnappte sie. »Sie haben meine Nummer auch.«
    Zu mir sagte Eisner: »Sie könnte recht haben, Mike.«
    »Wir sollten zusammenbleiben.«
    »Das ist nicht Ihre Entscheidung.«
    Ich hörte mich sagen: »Kim konnte ich auch nicht beschützen.«
    Danny legte mir seine großen Pranken auf die Schultern. »Boss, ohne dich gäbe es nicht die geringste Chance, diesen ganzen Schlamassel noch zu verhindern. Hör zu, wir fahren zu Naturetech und warten, bis Teaks herauskommt, wie du gesagt hast. Wir folgen ihm und schnappen ihn uns. Er ist das schwache Glied in der Kette.«
    Dannys Miene verhärtete sich. »Und ich unterhalte mich mit ihm, genau wie damals mit den Burschen auf den Philippinen.«
    Eisner stimmte zu. »Es ist Ihr eigener Plan, Mike.«
    Ich verabschiedete mich von Hoot mit einem Kuss auf die Wange, als wäre ich ihr Vater, der sie aufs College schickte. Eisner warnte sie: »Denken Sie daran, Hoot, keine Kreditkarten.« Sie wirkte verloren vor dem riesigen Marmorbauwerk und verschwand mit dem größten Teil unseres restlichen Bargelds in Richtung Bahnsteig. Wir stiegen wieder

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