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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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ein und nahmen die Massachusetts Avenue Richtung Maryland. Im Wagen roch es immer noch nach Vanille – Kims Duft. Wir passierten eine Straßensperre in der Nähe der Residenz des Vizepräsidenten, doch glücklicherweise kontrollierten die Soldaten nur stadteinwärts. Ich weiß nicht, ob sie nach uns suchten.
    »Kleiner Umweg, bevor wir zu Naturetech fahren«, verkündete Eisner mit einem Blick auf die Straßensperre. »Dieser Wagen wird zu riskant.«
    Er fuhr zu einer Werkstatt abseits der Hauptstraße zwischen einem Autozubehörhandel und einer italienischen Bäckerei. Wir passten kaum durch die schmale Einfahrt. Drinnen lackierten zwei Männer in Overalls einen zivilen Hummer von rot nach blau um. Bei unserem Eintreffen blickten sie nervös um sich, entspannten sich aber, als sie Eisner aussteigen sahen.
    »Mein alter Freund!«, rief der Dickere der beiden und schüttelte ihm enthusiastisch die Hand. Er war blass, schmierig, und beim Anblick des Explorers begann er praktisch zu sabbern. »Ein sehr, sehr schöner Wagen, Lawrence«, sagte er, während er die Karosserie nach Beulen absuchte.
    Eine Viertelstunde später waren wir Besitzer eines sieben Jahre alten, champagnerfarbenen Acura, der wesentlich weniger wert war als der Explorer, gegen den Eisner ihn eingetauscht hatte, plus sechshundert Dollar Bargeld, die wir sehr gut brauchen konnten. Der Innenraum roch nach Lufterfrischer und Zigaretten. Wir hatten die Sturmgewehre ungesehen in den Kofferraum verfrachtet. Eisner meinte, dass die Werkstatt einem weißrussischen Hehlerring gehörte, der Wagen aus Armeebeständen stahl und mit neuen Papieren und Fahrgestellnummern nach Polen und in die baltischen Staaten verschiffte.
    »Wer ist Lawrence?«, fragte ich Eisner.
    »Er glaubt, das wäre mein Name. Ich wollte den Gauner eigentlich selbst festnehmen. Die Razzia ist für den Vierundzwanzigsten angesetzt. Die Überwachung wurde vor zwei Wochen eingestellt.«
    Fünf Minuten später erreichten wir die Ringstraße. Wir schalteten die Nachrichten ein. Unsere Namen wurden nicht erwähnt, auch nicht in Zusammenhang mit der Explosion in Virginia. Die landesweite Suche nach uns lief im Verborgenen.
    »Colonel Otto glaubt wahrscheinlich, wir hätten Dwyers Disk noch«, sagte ich.
    Ein Kommentator berichtete von einem weiteren Geheimdienstcoup in Übersee. Dank US-Informationen hatten russische Fahnder ein Schiff mit gestohlenem Anthrax für den Nahen Osten aufgebracht.
    Ich dachte an Kim, wie überrascht sie gewesen war, als ich gestern Abend zu ihr kam, wie stark und gleichzeitig weich sie sich angefühlt hatte. Ich erinnerte mich an ihren Geschmack nach Zimt, das Salz auf ihren Brüsten und ihrem Bauch. Und ich dachte daran, wie ihr Blick kurz glasig geworden war, als sie sich den Kopf im Tunnel angeschlagen hatte. In diesem Augenblick hatte sie zu sterben begonnen, das wusste ich jetzt.
    Und ich war glücklich, als sie die Augen schloss, während ich am Steuer saß, weil ich dachte, sie würde ein wenig schlafen.
    Ich fühlte, wie der Zorn in mir hochkochte.
    Während unseres letzten Besuchs bei Naturetech waren Danny und ich noch nicht sicher gewesen, ob Dwyers Tod mit der Firma zusammenhing. Jetzt schon. Diesmal bog ich eine halbe Meile nördlich scharf nach links zum Deer Run Park ab, einem Naherholungsgebiet. Es lag auf einem niedrigen Plateau mit Blick auf das Laboratorium . Jeder, der Naturetech Richtung Washington verließ, musste hier vorbeikommen.
    Es war schon vier Uhr, aber wer wusste schon, wie viele Überstunden Wissenschaftler auf der Suche nach einer Droge leisteten, die die Welt verändern konnte?
    Wir fuhren auf einen grasbewachsenen Hügel. Es war August und wimmelte von Ausflüglern.
    »Mit unseren Anzügen und den Ferngläsern fallen wir hier fast überhaupt nicht auf«, sagte Danny mit einem Blick auf ein paar ballspielende Kinder. »Vielleicht halten die Eltern uns für Talentsucher. Was meint ihr?«
    »Ich vermute, Kinder aus Washington denken sich gar nichts bei unseren Anzügen. Die Bäume bieten uns Deckung, und außerdem, hast du eine bessere Idee?«
    »Ich doch nicht«, sagte er. »Was ist das, eine Idee?«
    Ein gut ausgetretener Pfad führte uns bis zu einem Aussichtspunkt, der ein Gestüt überblickte und – hinter einer niedrigen Scheune – den Stacheldraht und den elektrifizierten Zaun von Naturetech. Mit den Feldstechern konnten wir das Gelände gut einsehen. Alles wirkte ruhig.
    »Gabrielle muss ihre Senatorin inzwischen erreicht haben.

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