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Serum

Serum

Titel: Serum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Reiss
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erinnerte mich entfernt an einen Strand.
    Ich steckte das Fläschchen ein. Ich wollte nicht, dass die Polizei Dwyers Ruf beschädigte, indem sie ihm ein Drogenproblem unterstellte. Das Lenox-Labor in New Jersey konnte das Zeug untersuchen. Wahrscheinlich war es ohnehin harmlos. Falls nicht, und wenn es in irgendeinem Bezug zum Geschehen stand, konnte ich die Information immer noch weiterleiten.
    Ich ging ins Schlafzimmer. Das Bett war aufgeschlagen, als hätte der Vorsitzende bereits geschlafen. Seine Lesebrille lag auf dem Nachttisch neben einem Kugelschreiber. Ich ließ mich auf die Knie nieder und entdeckte unter dem Bett ein Blatt Papier. Vielleicht war es dorthin geflattert, als Dwyer aufstand.
    Es war eine Liste in seiner Handschrift.
     
    SCHLACHTPLAN
    1) Nicht nachgeben!
    2) Als Erstes S zur Bank
    3) Weißes Haus? Naturetech?
    4) Disk noch heute Nacht an Mike
    5) Eisner meiden!
     
    Mein Puls beschleunigte sich. Nicht nachgeben klang nicht gerade nach einem Selbstmordkandidaten. Aber es passte zu Dwyer. Natürlich bestand dennoch die Möglichkeit, dass er seine Meinung bezüglich des »Schlachtplans« geändert hatte und hinausgegangen war, um Selbstmord zu begehen.
    Disk noch heute Nacht an Mike?
    Welche Disk?
    Eisner meiden?
    Wer zum Teufel war das?
    Ich wusste auch nicht, was »S« bedeuten sollte, aber die Worte Weißes Haus sprangen mir ins Auge. Dwyer hatte beste Verbindungen dorthin. Wollte er einen Freund um Hilfe bitten? Oder lag da die Quelle seiner Probleme?
    Die Türglocke ertönte wieder. Auf dem Weg nach unten zeigte ich Danny die Liste, aber sie sagte ihm nichts.
    »Ich habe dich gewarnt«, sagte er. »Na großartig. Das Weiße Haus. Wirst du Sheila von der Liste erzählen?«
    »Davon muss sie nichts erfahren.«
    »Hast du vor, sie auch den Cops zu unterschlagen, Sherlock?«
    Sheila, die PR-Tigerin, hatte den weißhaarigen Bob Cerny aus der Rechtsabteilung mitgebracht. Er sollte bei allen polizeilichen Vernehmungen anwesend sein.
    »Ich will die Leiche sehen«, sagte Sheila mit morbider Neugier. Sie wirkte sexy, kalt und unnahbar in ihrem engen, schwarzen, wadenlangen Kleid und den Stöckelschuhen. Ihr üppiges Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt.
    »Frauen sind Venusfliegenfallen«, hatte sie mal zu mir gesagt. »Das wissen wir alle. Einige tun nur so, als wären sie’s nicht.«
    »Es ist besser, wenn du dich von Dwyer fernhältst«, meinte ich jetzt. »Die Polizei wird sowieso schon sauer genug sein, wenn sie herausfindet, dass eine ganze Truppe da drin war.«
    Sie wirkte enttäuscht, aber der Appell an ihre Professionalität wirkte.
    »Keating will dich sehen, sobald du hier fertig bist«, sagte sie. Sie meinte Lenox’ jetzt amtierenden Geschäftsführer, Dwyers designierten Nachfolger. Er war einer der beiden Männer, von denen ich wusste, dass sie außer mir vor seinem Tod noch mit dem Vorsitzenden gesprochen hatten.
    Sie hätten gerne, dass ich verschwinde. Vielleicht wäre es besser so, hatte Dwyer gesagt. Bezog sich das auch auf Keating?
    »Er ist nicht gerade glücklich, dass du ihn nicht verständigt hast«, fügte Sheila hinzu.
    »Niemand ist heute glücklich«, erwiderte ich.
    »Du hast recht«, ruderte sie zurück. »Du warst als Erster hier. Das muss schrecklich für dich gewesen sein.«
    Aber sie beäugte mich voll Neugier, nicht Mitleid. Ich rief die Polizei an.
     
    Vergessen Sie alles, was Sie aus dem Kino über das Verhältnis zwischen Cops und privaten Sicherheitsdiensten wissen. Hollywood zeichnet uns als den Bodensatz aller Gesetzeshüter, ohne Hirn, ohne Macht, ohne Vertrauenswürdigkeit. Die Drehbuchschreiber nennen uns Mietcops, und ihre Helden machen uns ganz schön zu schaffen. Erinnern Sie sich noch an den Film Auf der Flucht? Da entpuppt sich der Chef des privaten Sicherheitsdienstes als der Mörder.
    Aber im wirklichen Leben bin ich für jeden Cop oder FBI-Agenten mittleren Alters ein potentieller zukünftiger Arbeitgeber. Ich kann ihnen die Zeit nach dem Dienst versüßen und ihre mageren Pensionen aufpeppen, so dass sie ihre Kinder aufs College schicken und die Raten für den Ruhesitz in Myrtle Beach abbezahlen können. Daher sind sie, wenn wir uns über den Weg laufen, so zuvorkommend wie ein Pentagon-General, der über Rüstungsaufträge verhandelt. Auch der weiß genau, dass er sich bald im Privatsektor einen neuen Job suchen wird.
    Der zuständige Detective hieß Berg, und er war respektvoll und professionell, selbst als ich ihm die Liste

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