Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
den Brief oder lies ihn vor!“, sagte ich außer mir.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte Rob.
„Du meinst, es ist ein echter Brief? Es ist kein präkognitives Symbol? Ich kann ihn also lesen, auch wenn ich aufwache?“
Erneut versicherte mir Rob, dass ich nicht träumte, aber jetzt war ich sicher, dass ich das tat, und ich hatte Angst, dass ich gleich aufwachen würde. Rob reichte mir den Brief. Rasch packte ich ihn. Später vergaß ich viel von dem, was ich gelesen hatte, aber ich wusste, dass der Vertrag noch nicht gegeben würde – dass es eine Verzögerung geben würde. Irgendein Hindernis hatte sich ergeben, aber es bestand noch immer Hoffnung. Da war auch etwas darüber, dass ich aus einer Stelle entlassen würde, weil ich eine berüchtigte Autorin sei.
Von hier aus glitt ich in eine lange Traumsequenz, die vom Tod eines jungen Italieners handelte, der irgendetwas mit unserem Vermieter zu tun hatte, und in eine weitere über den Tod von jemandem, der einer meiner Studentinnen, Lanna Crosby, nahe stand. Als ich aufwachte und die Träume aufschrieb, war ich nicht allzu glücklich. Ich hoffte, dass meiner Übersicht bald ein Vertrag folgen würde; und die anderen Teile des Traumes waren auch nicht allzu heiter.
Am nächsten Tag erfuhren wir, dann ein junger Italiener gestorben war – ein ehemaliger Nachbar, der vor einiger Zeit in diesem Wohnhaus gelebt hatte; von da stammte auch die Verbindung zu unserem Vermieter im Traum. Aus Erfahrung wusste ich, dass, wenn ein Element in einem Traum präkognitiv war, die anderen es für gewöhnlich auch waren – wenigstens in meinem Fall. Daher wartete ich. Am nächsten Tag vernahm ich, dass ein Freund von Lanna gestorben war. Aber von Prentice-Hall hörte ich noch immer nichts.
Jeden Tag durchsuchte ich die Post. Es kamen keine Briefe, keine Anrufe. Am 30. Mai hatte ich einen kurzen Traum, in welchem ich am Telefon mit einer Frau über ein geplantes Buch sprach. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Ich hatte immer mit Tam zu tun gehabt – also einem Mann.
Drei Wochen vergingen. Schließlich rief ich an und erfuhr, dass mein Traum korrekt war. Es gab einige Widerstände. Tam, mit dem ich korrespondiert hatte, musste die Idee seiner Vorgesetzten verkaufen – also einer Frau. Tam fragte mich, ob ich zustimmen würde, an meiner Stelle ein bekanntes Medium meine Geschichte erzählen zu lassen, und zwar wegen der Publizität, die sein Name verleihen würde. An meinem Traum denkend, lehnte ich ab. Jetzt verstand ich auch den Bezug darauf, dass ich aus meiner „Stelle“ entlassen würde und die Verbindung zu dem „berüchtigten“ Autor. Tam sagte, er habe großes Vertrauen in das Buch und würde zu meinen Gunsten weiterarbeiten. Und dabei blieb es vorerst.
Dann träumte ich am 23. Juni, dass der Verleger meines ersten Buches anrief und mir verschiedene Informationen über die Verkäufe gab. Am 29. Juni schrieb mir Tam einen ermutigenden Brief und fragte mich nach den Verkaufszahlen meines ersten Buches.
Schließlich kombinierte ich Teile des Traumbuch-Manuskripts zu einem neuen Buch mit Titel Das Seth-Material , das im September 1970 von Prentice-Hall veröffentlicht wurde. Dieses Buch war also ein einziges Projekt, das aber aus zwei völlig unterschiedlichen hervorgegangen war. Ich hatte es am 9. Mai angefangen, einen Tag nach meinem Geburtstag. Seths Interpretation jenes ersten Traumes vor etwa drei Jahren war korrekt gewesen. In einer Serie von Träumen erfuhr ich zudem, dass die ungenutzten Teile des ursprünglichen Traum-Manuskripts in einem anderen Buch erscheinen würden – was sie auch tun – und zwar im vorliegenden Buch.
Jene Traumserie war wichtig für mich, denn jeder einzelne Traum gab mir zusätzliche Informationen über ein Projekt, an welchem ich das größte emotionale Interesse hatte, und sie verkürzten die in der normalen Kommunikation aufgetretene Wartezeit.
Offensichtlich hat auch Rob sein Traumauge auf meine schriftstellerischen Interessen ausgerichtet. 1964 hatte ein überregionales Magazin meine Kurzgeschichte „Der große Frost“ angenommen. Die Bezahlung sollte nach der Veröffentlichung erfolgen. Die Zeit verging, und ich hatte noch immer nicht von ihnen gehört. Beim Magazin handelte es sich um keines, das wir regelmäßig kaufen. Ich machte mir eine mentale Notiz, dass ich ihnen schreiben wollte, verschob es aber immer wieder. Dann, am 21. Oktober 1965, träumte Rob, dass meine Geschichte „Der große Frost“ bereits
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