Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
materiellen Welt, sondern werden selbst zur Aktion. Wenn ihr die drei oder vier vorherigen Abschnitte nochmals durchlest, werdet ihr begreifen, wo das Mentale und das Physische eins werden.
Ihr beide wisst auch, was Liebe und Hass sind, aber wie ich euch vorher schon gesagt habe, sollt ihr versuchen, die Dinge neu zu betrachten. Liebe und Hass sind zum Beispiel Aktion. Beide sind Aktion und beide bedeuten für den physischen Körper Aktion…
Diese mentalen Enzyme – um nochmals auf sie zu sprechen zu kommen – sind verfestigte Gefühle, aber wiederum nicht unter dem Aspekt, unter welchem ihr sie normalerweise betrachtet… Ich habe gesagt, dass unsere imaginären Drähte, die unser Modelluniversum zu durchdringen scheinen, lebendig sind, und jetzt – wenn ihr es noch aushaltet – sage ich, dass sie mentale Enzyme oder verfestigte Gefühle sind, die selbstverständlich immer in Bewegung, aber dennoch beständig genug sind, um ein mehr oder weniger dauerhaftes Gerüst zu bilden. Man könnte beinahe sagen, dass die mentalen Enzyme zu Tentakeln werden, die Materie erschaffen, wobei ich nicht finde, dass das ein sehr schöner Ausdruck ist…
Das Gerüst dient nur der Bequemlichkeit, so wie eure Wände eurer Bequemlichkeit dienen, wie ich schon früher bemerkt habe. Die Wände an sich existieren als solche nicht, aber ihr tut besser so, als ob das der Fall wäre, andernfalls riskiert ihr möglicherweise ein gebrochenes Genick. Auch auf meiner Ebene muss ich noch viele ähnliche Gerüste beachten, aber mein Verständnis über sie lässt sie nicht die ganze Zeit so… undurchlässig erscheinen …
Intellektuelle Wahrheiten allein werden euch nicht frei machen, obwohl sie natürlich notwendige Voraussetzungen darstellen. Wäre das aber der Fall, würden eure Wände einstürzen, denn intellektuell gesehen, erkennt ihr ihre ziemlich zweifelhafte Natur. Da Gefühle aber so oft das Bindeglied darstellen, mit welchem der Gedanke etwas erschafft, ist es das Gefühl selbst, das geändert werden muss, wenn ihr von eurer bestimmten Existenzebene in eurer bestimmten Zeit Freiheit erlangen wollt. Das heißt, das euch eine teilweise Veränderung der Gefühle erlauben würde, andere Varianten zu sehen… Alle diese Diskussionen sind notwendigerweise von einfacher und unkomplizierter Art. Wenn ich Analogien und Bilder bringe, dann darum, weil ich einen Bezug zu der euch gewohnten Welt herstellen muss.
Tatsächlich dauerte diese Sitzung von 21:00 Uhr bis Mitternacht, so dass ich hier also nur Auszüge eingefügt habe. Das Material über mentale Enzyme faszinierte uns. Rückblickend können wir sehen, was für eine Arbeit es für Seth gewesen sein muss, uns diese – für ihn – grundlegenden Gedanken näher zu bringen, die für uns völlig neu waren. Viel später übermittelte er auch ausgezeichnetes Material über die Natur physischer Materie und ihrer ,,mentalen“ Komponenten. Aber zum Zeitpunkt dieser Sitzung sagte er uns nur das, was wir bereits verstehen konnten, und so baute er langsam den notwendigen Hintergrund und unerlässliche Konzepte auf.
Die Sitzungen hatten am 2. Dezember 1963 ihren Anfang genommen. Wir befanden uns jetzt immer noch erst in der Mitte des Januars von 1964. Auf eigene Faust versuchten wir auch noch andere Experimente, wobei einige wie die oben beschriebenen waren, andere hingegen waren völlig anders. Morgens arbeitete ich an meinem Buch. Nachmittags war ich in der Galerie. An sitzungsfreien Abenden nach dem Abendessen und einer Stunde Gedichte probierten wir andere Experimente aus. Rob investierte sehr viel Zeit, um die Sitzungen abzutippen, was er auch jetzt noch tut. Ohne seine eigenen Zeiten für das Malen zu beschneiden, hätte er nicht viel mehr machen können, so dass ich die Experimente häufig alleine ausführte, während er im Studio war.
Inzwischen waren wir beide davon überzeugt, dass der menschliche Geist oder das Bewusstsein über Fähigkeiten und Wahrnehmungsmethoden verfügte, die weit über das hinausgingen, was wir als möglich betrachtet hatten. Wenn das der Fall war, dann besaß mein Bewusstsein diese Fähigkeiten, und ich war fest entschlossen, ihre Natur und ihr Ausmaß zu entdecken. Ich betrachtete sie nie als übernormal oder übernatürlich. Andererseits konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass es einen anderen Weg geben könnte, das Bewusstsein zu studieren, außer dem, mein eigenes zu erforschen – dies schien und scheint noch immer eine Reise in die Subjektivität zu
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