Seth, Träume und Projektionen des Bewusstseins (German Edition)
weiter“, sagte ich, denn trotz allem hätte ich es dumm gefunden, einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Zudem fühlte ich, dass in uns allen eine tiefe Verbindung zu den „magischen“ Elementen unserer Natur vorhanden ist – magisch darum, weil sie wie eine poetische Inspiration aufsteigen und die alltägliche Welt durch eine besondere, persönliche Bedeutung anreichern. Solche „Geschenke“ der „Götter“ abzulehnen, könnte viel gefährlicher sein als sie anzunehmen. Diese Gedanken lagen aber weit unterhalb meines bewussten Denkens. Erst jetzt, als ich dieses Buch schrieb, erinnerte ich mich wieder daran.
Aber ich wusste noch immer nicht, was ich mit dem Material anfangen sollte, das uns Seth an jenem Abend über Träume und die Persönlichkeit gab. War es symbolisch wahr oder praktisch wahr oder beides? Als es abgetippt war, lasen wir es beide mehrere Male durch. Wir sollten entdecken, dass das Traumuniversum weit gültiger war, als wir jemals angenommen hatten, aber was Seth damals darüber sagte, hörte sich völlig anders an als alles, was wir jemals gelesen oder gehört hatten.
Es war Sitzung 28 vom 24. Februar 1964 und unsere zweite ohne das Brett. Seth hatte recht: Ich war ungeduldig geworden und hatte mich gefragt, wie lange es wohl noch dauern würde, bis wir darauf verzichten könnten und ich ihn in einer Sitzung einfach würde sprechen lassen; aber das Brett hatte auch etwas Solides und Reales dargestellt, das half, dass der Übergang stattfinden konnte. Jetzt saß ich einfach da, bis ich plötzlich in Trance fiel und für Seth zu sprechen begann.
Ich habe gesagt, dass für euch in einem Traum viele Tage vergehen können, während keine entsprechende physische Zeit vergeht. Es sieht so aus, als ob ihr in der Zeitspanne eines Augenzwinkerns sehr weit reist. Verdichtete Zeit ist die Zeit, welche die Wesenheit fühlt oder die durch die Wesenheit erfahren wird, während eine ihrer Persönlichkeiten auf einer Ebene physischer Materialisierung „lebt“. Um dies zu vertiefen: So lässt sich auch bemerken, dass schon viele Menschen den Ausspruch getan haben, dass das Leben ein Traum gewesen sei. Sie haben die Tatsachen in einem Punkt sehr klar erkannt, sind aber, was den Hauptpunkt betrifft, sehr weit davon entfernt.
Individuelles Leben, oder das Leben des gegenwärtigen Individuums, könnte ohne weiteres mit dem Traum einer Wesenheit verglichen werden. Während das Individuum seine ihm gegebenen Jahre erleidet und genießt, sind für die Wesenheit diese Jahre nicht mehr als ein Aufblitzen. Die Wesenheit beschäftigt sich mit diesen Jahren in der gleichen Weise wie ihr euch mit euren Träumen beschäftigt. So wie ihr euren Träumen einen inneren Zweck und eine Organisation verleiht und so wie ihr Erkenntnis und Befriedigung durch eure Träume erlangt, obwohl sie nur einen Teil eures Lebens betreffen, so lenkt und gibt die Wesenheit ihren Persönlichkeiten bis zu einem gewissen Grad den Zweck und eine Organisation während ihrer Existenzen vor. Und so erhält auch die Wesenheit Einsichten und Befriedigung von ihren existierenden Persönlichkeiten, obwohl keine dieser Persönlichkeiten die ganze Aufmerksamkeit der Wesenheit einnimmt.
Und so wie eure Träume ihren Ursprung in euch haben, aus euch wachsen, eine scheinbare Unabhängigkeit erlangen und in euch ihr Ende haben, so wachsen die Persönlichkeiten einer Wesenheit aus ihr, erlangen verschiedene Grade von Unabhängigkeit und kehren zu ihr zurück, während sie sie für keinen Moment verlassen haben.
Durch eure Lektüre seid ihr mit so genannten Sekundärpersönlichkeiten vertraut. Es hat schon Fälle von Menschen mit drei verschiedenen Persönlichkeiten gegeben. Nun, diese Vorstellung kommt der Beziehung zwischen einer Wesenheit und ihren Persönlichkeiten recht nahe. Sie sind bis zu verschiedenen Graden unabhängig und sie handeln aus Gründen ganzheitlicher Erfüllung und Entwicklung auf verschiedenen Ebenen.
Zu einem geringeren Grad handelt ihr auf ähnliche Weise in verschiedenen Rollen, wenn ihr gleichzeitig als Familienmitglied, als Mitglied einer Gemeinde, einer Nation und als Künstler oder Schriftstellerin existiert. So wie ihr versucht, eure Fähigkeiten zu gebrauchen, so versucht auch die Wesenheit, ihre Fähigkeiten zu gebrauchen, und sie organisiert ihre verschiedenen Persönlichkeiten und lenkt bis zu einem gewissen Grad deren Aktivitäten, während sie ihnen immer noch das gewährt, was ihr den freien Willen
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