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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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Anzüge. Außerdem hatte ich genügend gekocht, um ein ganzes
Regiment zu speisen. Maggie und Pete amüsierten sich über die Unmenge von Brötchen,
Pasteten und Salate, die ich unverdrossen mit meiner Pfadfinderausrüstung
zubereitete.
    »Nur nicht die Nase hängen lassen, mein
Schatz! Denk daran, daß es bei den Elefanten drei Jahre dauert! Jedenfalls
weißt du jetzt, daß du bald dein schönes Söhnchen bekommen wirst. Ich muß noch
bis zum Herbst warten — «, sagte Maggie.
    Der Schmerz, der mich nun in meinen
sehnsuchtsvollen Meditationen störte, war anderer Art — anhaltend und scharf.
Ich sah nach der Uhr. Zehn Minuten später wiederholte sich der gleiche Schmerz.
Als Jim nach Hause kam, hatte ich sechs regelmäßige Wehen in Intervallen von
zehn Minuten zustande gebracht und wartete im Flur neben meinem Koffer.
    »Wenn das nicht die richtigen Wehen
sind, lasse ich mich induzieren. Komm, gehen wir hinüber.«
    Jim erwiderte: »Leg dich hin!« und ging
durch den Flur in Petes Wohnung. Während er weg war, kamen zwei weitere Wehen —
in einem Abstand von zehn Minuten. Jedesmal rieb ich mir vergnügt die Hände,
sobald sie aufgehört hatten. Pete kam herein und legte mir seine breite Hand
auf den Bauch. Jim war leichenblaß, und als er mir eine Zigarette reichte,
zitterten seine Finger.
    Ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß
es für Jim nicht leicht sein würde, seine Frau in Wehen zu sehen, daß der
Gedanke an die gefürchteten Möglichkeiten in einem Falle, der ihn persönlich
betrifft, den Arzt unaufhörlich verfolgt und peinigt und daß er Höllenqualen
leidet, wenn einer seiner Angehörigen erkrankt. Auch wäre mir nicht
eingefallen, daß es für Pete etwas anderes sein würde als ungemischte Freude,
mich zu entbinden. Ich war doch Maggies beste Freundin und Jims Frau, intimer
ging es nicht. Mit großer Freude stellte ich fest, daß Jims grimmig
entschlossene Fassade — ›Das Natürlichste von der Welt — du bist schwanger — na
und?‹ — einen leichten Sprung bekommen hatte und daß Pete sich mit
dementsprechendem Ernst auf meinen Zustand konzentrierte.
    Pete richtete sich auf. »Ziehen wir
gleich ins Krankenhaus um! Nimm deinen Koffer, Dickerchen, und komm mit Onkel Pete.
Alle werden um dich herumtanzen, und das wird dir großen Spaß machen.«
    Miss MacFarlane begrüßte mich fröhlich.
»Fahren Sie nur hinauf, Mrs. Jay. Ihr Zimmer ist schon in Ordnung gebracht.«
    Der Aufzugführer sagte: »Sie haben sich
also entschlossen, eine Abmagerungskur vorzunehmen — haha!«
    Jim klopfte mir ab und zu zerstreut auf
die Schulter und fragte mich immer wieder, wie es mir gehe — es war ebenso
überflüssig wie erfreulich.
    In meinem Zimmer wartete eine ganze
Delegation von Krankenschwestern, das Bett war zurechtgemacht, und alles sah
sehr einladend aus. Miss Ward nahm meine Kleider und hängte sie in die
Garderobe. »Wie soll er heißen, Mrs. Jay?«
    »Mari!« sagte Jim von der Schwelle her
entschieden. »Ich will ein Mädchen.«
    Pete kam herein und untersuchte mich.
Seine Stimme klang jetzt gar nicht mehr scherzhaft. »Zwei Finger breit
Dilatation — « Er lächelte warm und teilnahmsvoll. »Jetzt geht’s los,
Dickerchen! Ich komme gleich zu dir.«
    Nachdem man mich präpariert, sämtliche
Proben genommen und tausenderlei Sachen mit mir angestellt hatte, begannen die
Schmerzen immer heftiger zu werden. Das seltsame Wellenspiel — ein paar
Augenblicke lang große Schmerzen haben und im nächsten Augenblick völlig
schmerzfrei sein — fand ich eher interessant als bedrückend.
    Die Krankenschwester gab mir eine
Spritze. Pete setzte sich ans Bett und öffnete einen Kriminalroman. Er legte
die Hand und das Buch auf meinen Bauch und begann zu lesen.
    Ein Dämmerschlaf ist ein wunderliches
Anaesthetikum, man fühlt die beträchtlich gedämpften Schmerzen, ohne böse zu
werden. Ich merkte, wie die Pflegerinnen aus und ein huschten, ich hörte, was
sie sagten, aber ich erinnere mich nicht mehr an meine Reaktionen. Die
Gegenstände im Raum begannen anzuschwellen, ihre Formen verzerrten sich grotesk,
und die Zeit hatte ihren Sinn verloren. Ich erinnere mich dann nur noch, wie
Jim fest meine Hand hielt — seine Kraft und Heiterkeit durchströmten mich — ,
wie Petes kraftvolles Antlitz mich von der anderen Seite des Bettes her mit
scharfen, aufmerksamen Blicken beobachtete, wie die Krankenschwestern ihre
leisen, sachlichen Bemerkungen machten .
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte,
saß Jim neben dem

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