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Setz dich über alles weg

Setz dich über alles weg

Titel: Setz dich über alles weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Bard
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Schwelle setzte, benähmen sie sich so
gemein, niederträchtig und abscheulich, daß sie sich nach der guten alten Zeit
sehne, da man ihnen hundert Hiebe hätte verabreichen dürfen. Sie bezweifle, daß
man sie, wenn sie heranwüchsen, in die staatliche Erziehungsanstalt aufnehmen
würde. Ihr Haus sei ein Schweinestall, es sehe aus, also ob es in einen
Wirbelsturm geraten wäre, und ihre Blumen — Pete werfe ihr vor, sie hätte sie
in einen Topf gestopft und sich draufgesetzt...
    Betsy aß noch ein paar Bissen, und das
Essen war endlich vorbei. Faith machte sich erbötig, die Kinder einzusammeln
und sie auf die Familien zu verteilen — obwohl sie, weiß Gott, genauso gern
andere nehmen würde wie ihre eigenen, aber das wäre nicht gerecht. Ihre Kinder
seien die reinen Teufel.
    »Laßt sie doch alle bei uns!« riet
Betsy abermals.
    Faith sagte: »O nein! Eine Untersuchung
und ein Dutzend kleine Teufel an einem einzigen Vormittag ist zuviel — noch
dazu für eine Frau, die Blumen hat arrangieren müssen.« Sie ging hinaus, um die
Mäntel und Hüte zu holen. Ich stand auf und wollte ihr folgen, unter dem
Vorwand, ihr zu helfen, in Wirklichkeit aber, weil ich es nicht mehr aushielt.
Maggie sah mich an und schüttelte den Kopf. »Da wir gerade von kleinen Teufeln
reden — ich habe in einer allzu mütterlichen Anwandlung meinen, Faiths und
Marys Sprößlingen versprochen, morgen mit ihnen in den Zoo zu gehen. Ich kann
auch eure Kinder mitnehmen, dann kommt ihr aus der Praxis alle zu mir zum
Abendessen!«
    Barbara und Jinny blätterten in
Magazinen. Jetzt blickten sie auf. »Wir sind verhindert — wir haben Kollegen zu
Besuch — wir müssen mit ihnen auf den Mount Rainier gehen.«
    Auf diese Art wollte Maggie dafür
sorgen, daß sich Betsy nicht abermals drücke. Ich sagte ihr, wenn sie für das
Essen sorgte, würden Faith und ich mit den Kindern in den Zoo gehen. Maggie
schlug vor: »Betsy, du kommst direkt aus der Sprechstunde zu mir — dann erzähle
ich dir den ganzen Tratsch, den du durch deine Tournee versäumt hast.«
    »Auf die Gefahr hin, undankbar zu
erscheinen, möchte ich morgen lieber im Bett bleiben, wenn Pete mich aber
zwingt, in die Stadt zu fahren, würde ich schrecklich gern bei euch essen. Dick
kann die Kinder auf dem Weg zu Petes Praxis bei euch abliefern.«
    Die üblichen, bekannten Pläne, wie sie
uns Hausfrauen zur zweiten Natur geworden waren. Betsy griff nach einer
Zigarette, und Maggie lehnte sich mit einem triumphierenden Seufzer zurück.
    Der Sonntag verlief programmgemäß.
Betsy wurde untersucht, und wir aßen alle bei Maggie. Das Gewimmel der vielen
Kinder erleichterte es uns, unsere Befürchtungen zu verstecken. Betsy ging
schon früh mit Dick weg. Sie mußte zur Beobachtung ins Krankenhaus. Wir machten
uns nicht viel später auf den Heimweg.
    Am Montag wurde sie operiert.
    Den ganzen Winter lag Betsy im
Krankenhaus. Im März bat sie, auf die Farm zurück zu dürfen.
    »Ich muß ein Hyazinthenbeet sehen mit
dem blühenden Pfirsichbaum dahinter. Ich habe das Beet noch nie blühen sehen —
bitte, laßt mich nach Hause!« Pete mußte ihr sagen, es wäre unrecht von ihr,
die Kinder ihr Leiden miterleben zu lassen. — Da gab sie nach und streckte die
Waffen.
    Im April starb sie.
     
     
     
    15
     

Der Schlangenbeschwörer
     
    Die erste Maiwoche weckt die Arztfrauen
aus ihrem langen, mit Medizinerkongressen und Banketts gespickten Winterschlaf.
Gardinen flattern im Frühlingswind, Anstreichergerüste hängen an den Häusern,
und die Telefone klingeln unaufhörlich vor Schnupfen, Heufieber und Arthritis,
den Folgen ähnlicher Betriebsamkeit in den Heimen der Patienten.
    Weiße Segelboote sind über den See
verstreut wie frischgewaschene Taschentücher. Die üppig blühenden Bäume locken
die Frauen in die Gärten, und der angehäufte Winterschmutz treibt sie in die
Häuser zurück. Mit voller Lautstärke begleiten die Radios das Klatschen der
Teppichklopfer, das Summen der Staubsauger und das Klatschen der Malerpinsel.
Seidelbast und Hyazinthen verdrängen die aus Samenschoten und Salbei
fabrizierten Winterarrangements des Gartenklubs, und ihre zudringlichen Düfte
erfüllen im Verein mit dem scharfen, sauberen Geruch des Terpentins die Herzen
der Vernachlässigten mit neuer Unruhe.
    Aus rein physischer Erschöpfung muß man
diese fieberhafte Tätigkeit ab und zu unterbrechen, und die Klagen summen wie
Sturmzeichen durch die Drähte. »Ich bin so ausgepumpt, daß ich kaum noch
kriechen

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