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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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über ihn hinwegrollte. Die Hitze des Motors fühlte sich auf seinem Rücken wie die offene Tür eines Schmelzofens an.
    Der Laster bremste plötzlich, so dass seine Räder quietschend über den Asphalt radierten. Eddie hörte das Motorrad wieder. Es musste zwischen zwei geparkten Fahrzeugen dicht vor dem Volvo auf die Straße zurückgekehrt sein.
    Er rollte sich unter dem Laster hervor. Auf der Gegenfahrbahn erschien ein oben offener zweistöckiger Touristenbus. Er hatte gerade angehalten, um Fahrgäste aussteigen zu lassen. Eddie befand sich in der Nähe des Fahrzeughecks, so weit vom Fahrer entfernt, dass dieser ihn nicht bemerken würde. Er sprang an der Seite des Busses hoch und zog sich nach oben, um die Fahrbahn zu verlassen. Dann streckte er den anderen Fuß aus, stemmte sich gegen den Laster, der immer noch einen Meter entfernt stand und darauf wartete, dass sich der Verkehrsstrom wieder in Bewegung setzte, und gewann weitere dreißig Zentimeter an Höhe. Diese Prozedur wiederholte er immer wieder, stemmte seine Füße abwechselnd gegen jedes Fahrzeug, ignorierte die erschreckten Mienen der Buspassagiere und schaffte es schließlich mit Kraft und Geschicklichkeit, in der Lücke zwischen den beiden Fahrzeugen hochzuklettern, bis er die obere Kante des Volvo erreichte. Er rollte sich auf sein Dach, keuchte und wäre gerne liegen geblieben, um wieder zu Atem zu kommen. Nur klaffte plötzlich nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt ein Loch, aus dem ein Rauchwölkchen aufstieg.
    Er blickte hoch. Kovac stand wieder auf dem Balkon und zielte sorgfältig. Da nur wenig Gefahr bestand, Passanten mit den Schüssen auf sich aufmerksam zu machen, konnte er sich Zeit lassen. Eddie sprang auf, rannte über das Dach des Lasters und stieg mit einem Satz auf den Bus um, während dieser sich wieder in Bewegung setzte. Er segelte über eine Bank voller japanischer Touristen und stürzte kopfüber in den Mittelgang. Dann rannte er zum Heck des Busses und musste miterleben, wie sich die Ducati um das vordere Ende des Volvo herumschob und den Touristenbus verfolgte.
    Eddie mochte es heil aus dem Hotel geschafft haben, aber er war noch keineswegs in Sicherheit.
    Der Motorradfahrer in Schwarz blieb dicht hinter dem Bus und unternahm gar nicht erst den Versuch, die Tatsache zu kaschieren, dass er ihn verfolgte. Eddie hatte keine Ahnung, ob der Mann ein Sprechfunkgerät in seinem Helm hatte. Hätte er die Operation leiten müssen, so hätte er dafür gesorgt, dass sich alle Mitglieder des Teams in ständiger Verbindung miteinander befänden, was bedeutete, dass der Typ auf der Maschine schon bald Verstärkung bekommen würde. Und da Kovac ein ausführlicher Bericht über das Rettungsteam, das Kyle Hanley geholt hatte, vorliegen musste, würde er höchstwahrscheinlich eine umfangreiche Streitmacht auf die Beine stellen, um Hanley zurückzuholen.
    Der Bus zog auf die vierspurige Straße hinaus und gewann an Tempo, während er sich dem Kolosseum näherte. Autos flitzten vorbei, Hupen blökten, und gelegentlich bedachten Verkehrsteilnehmer einander mit obszönen Gesten. Die Ducati folgte dem Bus wie ein Pilotfisch einem Wal.
    Eddie knetete seine Finger, um ihre Durchblutung anzukurbeln, während er nach einem Ausweg aus diesem Schlamassel suchte. Er hatte sein Mobiltelefon in der Suite zurückgelassen, weil Max seins bei sich hatte. Ihm kam eine verrückte Idee, und wenn er nicht das Gefühl gehabt hätte, dass die Zeit gefährlich knapp wurde, hätte er sie wahrscheinlich rundum verworfen. Doch seine Lage spitzte sich bedrohlich zu.
    Eine Wendeltreppe am hinteren Ende des Busses brachte Eddie hinunter ins Parterre. Zu seiner Erleichterung stellte er fest, dass nicht besonders viele Leute an diesem Teil der Rundfahrt teilnahmen. Oben hatten nur fünfzehn Personen gesessen, und hier unten war es höchstens eine Handvoll. Niemand schenkte ihm besondere Beachtung, als er durch den Mittelgang nach vorn schwankte. Eddie ging in die Hocke, als er sich dem Fahrer näherte. Im Vordersitz saß eine Dolmetscherin und bearbeitete zwischen ihren auswendig gelernten Ansprachen ihre Fingernägel mit einer Diamantfeile. Als sie Eddie näher kommen sah, legte sie ihren Reiseordner beiseite und lächelte strahlend. Auf Grund seiner äußeren Erscheinung nahm sie an, dass er zu ihrer Gruppe gehörte, und fragte ihn etwas auf Japanisch.
    Er ignorierte sie völlig. Der Fahrer trug ein weißes Hemd, eine schwarze Krawatte und eine Mütze, die eher zu

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