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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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herumführte, schnappte sich Eddie das Mikrofon der businternen Sprechanlage, das über seiner rechten Schulter baumelte. Er rief: »Alle! Nach! Oben! Sofort!«
    Die Handvoll entsetzter Touristen rannte zum hinteren Ende des Busses und verstopfte die Treppe, um seinem Befehl Folge zu leisten. Eddie behielt den Innenspiegel im Auge, während die rote Limousine – ein Fiat Bravo, vermutete er – durch den ruhenden Verkehr pflügte. Nun tauchte er neben dem Bus auf. Eddie konnte die drei Männer in seinem Innern sehen. Die Hände des vorne sitzenden Passagiers befanden sich unterhalb der Türschwelle, aber er entdeckte eine Waffe in den Armen des Mannes auf der Rückbank.
    Der Mann schob den Lauf eines Sturmgewehrs durch das Fenster und nahm die Flanke des Busses unter Beschuss. Glasscheiben explodierten, als die Kugeln ihre Ziele fanden, und Polstermaterial von den zerfetzten Sitzen wirbelte wie Konfetti durch die Luft. Eddie lenkte den Bus gegen den Verfolgerwagen und zwang ihn, sich wieder zurückfallen zu lassen, während die Schreie der Passagiere auf dem Aussichtsdeck immer lauter und aufgeregter wurden.
    Als er das Fahrzeug noch weiter rüberzog, um einer verstopften Fahrspur auszuweichen, spürte Eddie, wie die Belastung der innen liegenden Räder rapide abnahm und die Fliehkräfte den Bus umzukippen drohten. Behutsam lenkte er dagegen, und der schwere Bus fiel wieder in seine ursprüngliche Lage zurück, wobei er gefährlich schaukelte. Die Straße verlief wieder schnurgerade, nachdem sie das Kolosseum umrundet hatten und nach Nordosten rollten. Auf beiden Seiten der Straße fügte sich Moderne mit Altertum zusammen, sie rasten an Bürogebäuden, Kirchen und Tempelruinen vorbei. Der Fiat versuchte abermals, den Bus zu überholen, und Eddie schwenkte zur Seite und hörte ein beruhigendes Knirschen von Metall auf Metall.
    Während er auf achtzig Stundenkilometer beschleunigte, glaubte Eddie, die Limousine gründlicher beschädigt zu haben, als er angenommen hatte, denn sie versuchten nun nicht mehr, sich an ihm vorbeizuschieben. In diesem Augenblick hörte er das Hämmern einer Maschinenpistole. Trotz der Masse des Busses konnte er das Einschlagen der Kugeln in das Chassis deutlich spüren. Sie feuerten auf den im Heck gelegenen Motor, um das Fahrzeug zum Stehen zu bringen und Eddie in aller Ruhe ausschalten zu können.
    Vor sich konnte Eddie etwas erkennen, das nur als überdimensionaler Hochzeitskuchen zu beschreiben war. Das Gebäude war riesig, vollständig aus Marmor erbaut und schien die gesamte Umgebung zu erdrücken. Er erinnerte sich vage, gehört zu haben, dass dies das Monument Viktor Emanuels II. war, jenes Herrschers, der alle italienischen Provinzen zu dem modernen Staat vereint hatte, den Italien heute darstellte. Die Schwülstigkeit der Architektur wurde durch die übertriebene Größe des Gebäudes noch verschlimmert, und seine Säulen und Treppen erinnerten eher an ein gigantisches Gebiss als an die Gedenkstätte für einen bedeutenden Staatenlenker.
    Die Straße machte einen Schwenk nach links und gab den Blick auf eine mächtige Bronzestatue frei, die Viktor zu Pferde darstellte. Im warmen Schein der untergehenden Sonne waren die Treppen noch immer mit Touristen und Rucksackträgern bevölkert, die sich an Getränken labten, die von fliegenden Händlern mit kleinen Karren verkauft wurden.
    Eine weitere Salve schlug in das hintere Ende des Busses ein, und die Touristen draußen begannen wie aufgescheuchte Vögel herumzurennen.
    Eddie wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er in einen schweren Unfall verwickelt wurde oder auf eine Straßensperre der Polizei traf. Der ferne Klang von Sirenen kam von Sekunde zu Sekunde näher. Ein Schild verkündete, dass er sich auf der Via Dei Fori Imperiali befand. Doch dies hatte keinerlei Bedeutung für ihn. Die Straße war breit, nach römischen Standards, und für Eddies Geschmack viel zu offen. Sie teilte sich vor ihm in Höhe eines Parkplatzes, der mit Bussen gefüllt war – ähnlichen wie dem, den er gerade lenkte.
    Er bog nach links in eine Straße ab, die mit vier- und fünfstöckigen Klinkerbauten gesäumt war. Das Angebot der Läden erstreckte sich von Lederwaren über Elektronik bis hin zu exotischen Haustieren. Bremslichter flammten plötzlich vor dem Bus auf, als sich der Verkehr nur noch im Schritttempo weiterbewegte. Eddie hämmerte auf den Hupknopf und lenkte den Bus auf den Bordstein. Der Gehsteig war auch nicht annähernd breit

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