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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Bürgersteig fort. Als der zum fünften Stock gehörende Balkon an seinem Gesicht vorbeischoss, streckte er wieder die Hände aus, ergriff zwei schmiedeeiserne Stäbe und bremste seinen Fall gerade so weit ab, dass er seinen Eilabstieg genau kontrollieren konnte. Es war eine atemberaubende Demonstration von Kraft, Gleichgewichtssinn und vollständigem Mangel an Angst.
    Er balancierte auf dem Balkongeländer im vierten Stock und bereitete sich auf den nächsten Sprung vor, als Kovac auf den Balkon der Suite trat. In der Erwartung, Eddies Leiche ausgestreckt unten auf dem Asphalt zu sehen, konnte Kovac das Objekt seiner Begierde nicht orten, bis Seng vom Geländer sprang. Der Serbe eröffnete sofort das Feuer und entfesselte einen dichten Kugelregen.
    Eddie spürte, wie die Projektile in seiner nächsten Nähe Luftturbulenzen erzeugten, während er am nächsten Paar Spindeln abwärtsrutschte. Seine Hände trafen auf Zement. Egal wie sehr er sich streckte, seine Füße reichten nicht ganz bis zum Geländer des Balkons im nächsten Stockwerk. Seine Handgelenke wurden übermäßig gedehnt, daher ließ er los und fiel nur wenige Zentimeter, ehe seine Füße Halt fanden. Sekundenlang ruderte er wild mit den Armen, ehe er seinen Sturz fortsetzte. Falls seine Hände nicht gebrochen waren, wenn er unten auf der Straße ankam, würde er es als ein klassisches Wunder betrachten.
    Kovac konnte keinen gezielten Schuss anbringen, und anstatt das Risiko einzugehen, von Passanten entdeckt zu werden, die bereits die Köpfe reckten, um Eddies irrsinnige Akrobatennummer zu verfolgen, steckte Kovac seine Pistole ins Holster und kehrte in die Suite zurück.
    Für einen kurzen Moment dachte Eddie daran, auf den Balkon zu springen und in den Raum im dritten Stock einzudringen, aber er hatte keine Ahnung, wie viele Männer Kovac zur Überwachung des Gebäudes eingeteilt hatte. Das Beste wäre, so schnell und unauffällig wie möglich zu verschwinden und später über Gegenmaßnahmen nachzudenken.
    Er tat wieder einen Schritt ins Leere und radierte sich jetzt die mittlerweile trockene Haut von den Handflächen, als er an den Eisenstäben nach unten rutschte. Der Balkon im zweiten Stock befand sich anderthalb Etagen über dem Pflaster, so dass das Hotelfoyer über eine hohe Decke verfügte. Die Höhe betrug etwa sieben Meter. Links von Eddie befand sich eine hellgelbe Markise, die über den Bürgersteig ragte, um den Eingang vor den Unbilden des Wetters zu schützen. Wie ein Seiltänzer tastete er sich über das Balkongeländer und tauchte zur Markise hinab. Dabei drehte er seinen Körper so, dass er mit dem Rücken in dem steifen Gewebe landete.
    Während er über die abwärts geneigte Fläche rutschte, griff er zwischen seine Beine und bekam den stählernen Rahmen der Markise zu fassen. Er machte einen Purzelbaum über den Rand, hielt sich so lange fest, wie seine malträtierten Hände es zuließen, und baumelte noch eine Sekunde lang hin und her, ehe er sich das kurze Stück bis auf den Bürgersteig fallen ließ. Ein paar Gaffer applaudierten begeistert, ohne zu begreifen, was sich in Wahrheit vor ihren Augen abspielte.
    Eddie spurtete nun den Bürgersteig hinunter und schlängelte sich so gut es ging durch das herrschende Gedränge. Das Röhren eines kraftvollen Motors erhob sich über den gedämpften Lärm des normalen Straßenverkehrs. Er wirbelte herum und gewahrte ein schwarzes Motorrad, das den Bordstein mit einem Satz überwand und die Verfolgung aufnahm. In panischer Angst aufschreiend, brachten sich Passanten verzweifelt in Sicherheit, um der Maschine den Weg freizumachen, während der Fahrer Vollgas gab. Weniger als fünf Meter trennten Eddie von dem Motorrad, und die schwere Ducati beschleunigte.
    Indem er so tat, als hätte er es auf den Eingang zum Buchladen direkt neben dem Hotel abgesehen, schlug Eddie stattdessen einen Haken nach links und warf sich über die Motorhaube eines geparkten Autos. Sein Schwung ließ ihn so über das lackierte Blech rutschen, dass er dicht vor einem Volvo-Lastwagen, der soeben im Begriff war, eine Lücke in der Autoschlange zu schließen, auf der Fahrbahn landete. Der Fahrer sah Eddie nicht über die Motorhaube rutschen, daher behielt er den Fuß auf dem Gaspedal. Eddie hatte eine Sekunde Zeit, höchstens zwei, um sich zur Seite zu rollen und sich vor den schweren Reifen in Sicherheit zu bringen. Er barg den Kopf in den Armen – in dem sinnlosen Versuch, ihn zu schützen –, während der Lastzug

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