Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
der
Oregon
die jeweils sieben Patronen, die das Magazin jeder Pistole enthielt, ausgebohrt und die Höhlungen mit Quecksilber gefüllt. Wenn das Projektil auf Fleisch traf und abgebremst wurde, sorgte der Schwung dafür, dass das Quecksilber die Kugel explosionsartig verließ und auf die gleiche Art und Weise Gewebe zerstörte, wie sich ein Hohlspitzgeschoss durch die Armierung eines Panzers fraß. Ein Treffer in der Nähe des Massenmittelpunkts war auf jeden Fall tödlich, und selbst ein Streifschuss an der Schulter oder der Hüfte trennte das jeweilige Glied sauber ab. Cabrillo gab eine der kleinen Pistolen an Linc weiter und schob sich die andere auf dem Rücken in den Hosenbund.
    Ein kleiner Würfel Plastiksprengstoff und zwei Zündstifte, die auf eine Verzögerung von fünf Minuten eingestellt waren, befanden sich ebenfalls in dem Schmugglerbein. Juan hatte im Laufe der Jahre herausgefunden, dass wenn seine Prothese Metalldetektoren auf Flughäfen auslöste und er sein Hosenbein hochzog, um sein künstliches Bein zu zeigen, er jedes Mal mit einem mitfühlenden Lächeln durchgewinkt wurde. Obwohl ihnen bei dieser Mission noch keine Hunde begegnet waren, die auf das Aufspüren von Bomben dressiert waren, hatte er für diesen Fall ein kleines Fläschchen mit Nitro-Tabletten bei sich, deren Besitz er mit chronischen Herzproblemen erklären konnte.
    Die Straße, die aus der Stadt in die Berge führte, hatte seit Jahrzehnten keine neue Asphaltdecke mehr gesehen. Die Responsivisten hatten sich auf der anderen Seite der Insel niedergelassen. Sie brauchten eine Stunde, um diese Gegend zu erreichen. Die Sonne war während der Fahrt am Horizont aufgestiegen und zeigte dichten Regenwald und undurchdringlichen Dschungel, der die Straße säumte und wie ein endloser Tunnel überwucherte. Die wenigen Dörfer, die sie passierten, bestanden aus primitiven schilfgedeckten Hütten und vereinzelt vorhandenen rostigen Wellblechbaracken. Abgesehen von der japanischen Besetzung während des Krieges hatte sich das Leben auf diesem Teil der Inseln in Jahrtausenden nicht verändert.
    Als sie nur noch sieben oder acht Kilometer von ihrem Ziel entfernt waren, lenkte Linc den Jeep von der Straße hinunter und in ein Dickicht hinein, um das Fahrzeug zu verstecken. Sie hatten keine Ahnung, ob die Responsivisten Wachen auf ihrem Anwesen zurückgelassen hatten, und wollten kein unnötiges Risiko eingehen. Er und Cabrillo nahmen sich einige Minuten Zeit, um die Tarnung zu vervollständigen und die Fahrspuren zu verwischen, die der Jeep im weichen Untergrund hinterlassen hatte. Auch wenn sie wussten, wo der Wagen versteckt war, konnte ihn keiner der Männer von der Straße aus sehen. Juan hinterließ einen kleinen Steinhaufen am Straßenrand, um die Stelle zu markieren.
    Nachdem sie Rucksäcke mit ihrer Ausrüstung geschultert hatten, drangen sie in den Dschungel ein und begannen mit ihrem langen Marsch. Die Sonne schien zu verschwinden, ihre Strahlen wurden durch einen grünen Lichtschein ersetzt, der kaum durch die hohen Baumkronen drang. Die Farbe erinnerte Cabrillo an den Moon Pool der
Oregon
bei Nacht, wenn die Kiellampen des Schiffes eingeschaltet waren.
    Trotz seiner Körpergröße bewegte sich Linc mit der Eleganz einer Raubkatze durch den Dschungel und fand stets auch die winzigsten Öffnungen innerhalb dieser dichten Vegetation, um keine frischen Spuren zu hinterlassen. Seine Füße schienen den lehmigen Untergrund kaum zu berühren. Er verhielt sich derart unauffällig, dass das allgegenwärtige Summen der Insekten und das Vogelgezwitscher keinen Deut leiser oder lauter wurden.
    Cabrillo blieb hinter ihm und hielt ständig Ausschau nach irgendeinem Anzeichen, dass sie verfolgt wurden. Die Luft war so feucht, dass es ihnen vorkam, als füllten sich ihre Lungen bei jedem Atemzug mit Flüssigkeit. Schweiß rann über seinen Rücken und tränkte das Hutband seiner Baseballmütze. Er spürte ihn auch kalt und glitschig, wo der Beinstumpf in seiner Prothese steckte.
    Nach zwei Stunden stummer Wanderung durch den Regenwald hob Linc eine Hand, dann ging er auf alle viere hinunter. Cabrillo folgte seinem Beispiel und holte im Kriechgang zu dem athletischen Ex-SEAL auf. Sie hatten den Rand des Dschungels erreicht. Vor ihnen erstreckte sich offenes Grasland über etwa vierhundert Meter, ehe es über einer Formation nahezu senkrechter Abhänge und Klippen abbrach.
    Da sie die Sonne im Rücken hatten, machte sich Cabrillo keine Sorgen wegen

Weitere Kostenlose Bücher