Seuchenschiff
einen Bruchteil seiner enormen Kraft aufgewendet, und Hanley hatte das Gefühl, als verwandelten sich seine Eingeweide in Wackelpudding. Er stöhnte vor Schmerz auf und spuckte eine Mischung aus Blut und Speichel aus seinem lädierten Mund.
Es war der vierte Treffer in Folge, und er hatte ihn nicht erwartet. Blind, weil man seine Augen verbunden hatte, konnte er sich nur auf den natürlichen Rhythmus seines Peinigers verlassen, um sich innerlich auf den nächsten Schlag vorzubereiten. Doch bisher hatte Kovac keinen solchen Rhythmus entwickelt. Seine Schläge kamen ebenso wahllos, wie sie brutal waren. Seit zehn Minuten beschäftigte er sich schon auf diese Art und Weise und hatte bisher noch keine einzige Frage gestellt.
Das Klebeband, das Max’ Augen bedeckte, wurde plötzlich weggerissen und nahm einen Teil seiner buschigen Augenbrauen mit. Es war, als hätte man ihm Säure ins Gesicht gespritzt, und er konnte den Schmerzenslaut nicht zurückhalten, der über seine Lippen drang.
Er schaute sich um und musste blinzeln, weil seine Augen tränten. Der Raum wirkte völlig kahl und antiseptisch, mit Wänden aus weißem Mauerwerk und einem grauen Betonboden. Ein Abfluss befand sich im Fußboden zu Max’ Füßen, und neben der Stahltür gewahrte er einen Wasserhahn mit einem Schlauch, der zusammengerollt auf einem Wandhaken darüber hing. Die Tür stand offen, und Max konnte erkennen, dass der Korridor dahinter die gleichen in ein schäbiges Weiß getünchten Mauerwände offenbarte.
Kovac stand halb über Max gebeugt da. Er trug eine Anzughose und ein ärmelloses Unterhemd. Der Schweiß des Serben und Max’ Blut befleckten das Unterhemd. Zwei Wächter in identischen Overalls lehnten an der Wand, die Gesichter steinern und ausdruckslos. Kovac streckte einem der Wächter eine Hand entgegen, und der Mann reichte ihm ein Bündel Papiere.
»Nach der Information Ihres Sohnes«, begann Kovac, »lautet Ihr Name Max Hanley, und Sie arbeiten als Schiffsingenieur bei der Handelsmarine. Ist das korrekt?«
»Geh zur Hölle«, erwiderte Max in leisem, drohendem Tonfall.
Kovac drückte auf ein Nervenzentrum in Max’ Nacken und schickte Schmerzwellen in die entlegensten Bereiche seines Körpers. Er übte weiterhin Druck aus, verstärkte ihn sogar noch, bis Max kurzatmig zu keuchen begann. »Ist diese Information korrekt?«
»Ja, verdammt noch mal«, stieß Max mit zusammengebissenen Zähnen hervor.
Kovac lockerte den Griff und schmetterte seine Faust heftig genug gegen Max’ Kinn, um seinen Kopf herumzudrehen. »Das ist für die Lüge. Sie hatten einen transdermalen Transponder im Bein. Und so etwas ist bei der Handelsmarine nicht üblich.«
»Die Firma, die ich engagiert hatte, um Kyle zurückzuholen«, murmelte Max und wünschte sich mehr als alles andere, Gelegenheit zu bekommen, sein Gesicht zu massieren, das sich bereits stellenweise taub anfühlte. »Sie haben ihn als Teil ihres Sicherheitskonzepts eingesetzt.«
Kovac schlug Max ins Gesicht und lockerte dabei einen Zahn in seinem Mund. »Netter Versuch, aber die Narbe war mindestens ein halbes Jahr alt.«
Es war gut geschätzt. Hux hatte den neuen Chip vor sieben Monaten implantiert.
»War sie nicht – ich schwöre es«, log Max. »So verheilen meine Wunden immer, schnell und nicht besonders schön. Sehen Sie sich meine Hände an.«
Kovac warf einen Blick nach unten. Hanleys Hände waren übersät mit alten Narben. Das hatte aber keinerlei Bedeutung für ihn. Er beugte sich vor, so dass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von Max’ Gesicht entfernt war. »Ich habe in meinem Leben mehr Narben hinterlassen als ein Chirurg und weiß, wie schnell Wunden verheilen. Das Implantat war sechs Monate oder sogar mehr alt. Verraten Sie mir, wer Sie sind und weshalb Sie einen solchen Chip in Ihrem Körper hatten.«
Max’ Antwort bestand darin, seine Stirn gegen Kovacs Nase zu rammen. Die Fesseln, die ihn auf dem Stuhl festhielten, hinderten ihn daran, seinem Peiniger das Nasenbein zu brechen, aber er war zufrieden mit dem Blutstrom, der aus der Nase seines Gegenübers schoss, bis der Serbe ihn mit den Fingern zum Stillstand brachte.
Der Blick, mit dem Kovac Hanley musterte, signalisierte nackte animalische Wut. Max hatte gewusst, dass diese Aktion ihm die Prügel seines Lebens einbringen würde, aber während Kovac ihn anfunkelte, Blutflecken wie eine Kriegsbemalung in seinem Gesicht, war Max überzeugt, dass er zu weit gegangen war.
Die Schläge kamen völlig
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