Seuchenschiff
Erscheinung zu verändern, wurde das Schiff vollständig ausgeräumt und entkernt. Die alten Dieselmotoren wurden durch die modernsten Hochleistungsaggregate ersetzt. Unter Verwendung eines Prozesses, der Magnetohydrodynamik genannt wurde, waren die Maschinen mit supragekühlten Magneten ausgerüstet, um im Meerwasser vorkommende freie Elektronen einzusammeln und damit nahezu grenzenlosen Nachschub an elektrischem Strom zu produzieren. Dieser Strom trieb vier Aquaimpulsdüsen an, die Wasser mit enormer Kraft durch ein Paar auf Hochglanz polierter verstellbarer Strahlröhren drückten. Diese Technologie war erst bei einigen wenigen Schiffen testweise zur Anwendung gekommen – und seit dem Brand auf einem MHD-getriebenen Kreuzfahrtschiff namens
Emerald Dolphin
wieder zurück ins Labor und zu den maßstabsgerechten Modellen verbannt worden.
Auf Grund der Geschwindigkeiten, die das Schiff jetzt erreichen konnte, musste sein Rumpf zusätzlich versteift und verstärkt werden. Stabilisierungsflossen wurden hinzugefügt, und der Bug wurde dergestalt modifiziert, dass die
Oregon
geradezu Eisbrecherfähigkeiten entwickelte. Mehrere hundert Kilometer Kabel wurden für seine Kollektion elektronischer Einrichtungen durch das Schiff gezogen – mit allem, von militärisch im Einsatz befindlicher Radar- und Sonartechnik bis hin zu Dutzenden von Kameras für ein eigenes Betriebsfernsehen. Gesteuert wurde das Ganze von einem Supercomputer von Sun Microsystems.
Dann kam die Bewaffnung. Zwei Torpedorohre, eine 120mm-Kanone, die mit der Visiereinrichtung eines M1A1-Abrams-Kampfpanzers ausgestattet war. Hinzu kamen drei 20mm-Gatling-Kanonen von General Electric, Abschussvorrichtungen für Boden-Boden-Schiffsabwehrraketen und eine Reihe Maschinengewehre vom Kaliber .30 für die Selbstverteidigung. Alle Waffen waren hinter verschiebbaren Rumpfplatten raffiniert versteckt worden, wie die deutschen Kanonenboote sie während des Ersten Weltkriegs verwendet hatten. Die .30er wurden in verrosteten Ölfässern installiert, die auf Deck festgeschweißt waren. Auf Knopfdruck im Operationszentrum sprangen die Deckel der Fässer auf, und die Waffen erschienen und wurden per Fernsteuerung von Schützen bedient, die sicher im Innern des Schiffes saßen.
Cabrillo fügte noch weitere Überraschungen hinzu. Der hinterste Laderaum wurde in einen Hangar für einen vier Personen fassenden Robinson-R44-Helikopter umgebaut und konnte per Hydraulik zum Deck hochgefahren werden. Versteckte und getarnte Türen und Tore, durch die alle Arten kleiner Wassergefährte, darunter Zodiacs und ein SEAL-Landungsboot, abgesetzt werden konnten, befanden sich in Höhe der Wasserlinie, während sich entlang des Kiels zwei große Klappen zu einem gewölbeartigen Raum, Moon Pool genannt, öffneten, wo man ein Paar Mini-U-Boote unbemerkt zu Wasser lassen konnte.
Was die Unterbringung der Mannschaft betraf, so wurden auch hier keine Kosten gescheut. Die Korridore und Kabinen waren genauso luxuriös eingerichtet wie in einem Fünf-Sterne-Hotel. Die
Oregon
konnte sich der wahrscheinlich besten schwimmenden Küche mit international erfahrener und vielfach ausgezeichneter Kochbrigade rühmen. Einer der Ballasttanks an den Seiten, dafür gedacht, das Schiff voll beladen aussehen zu lassen, falls es sich als notwendig erweisen sollte, war mit Carraramarmor ausgekleidet und diente nebenbei als Swimmingpool mit Olympiamaßen.
Die Arbeiter, die den Umbau vornahmen, hatten geglaubt, sie hätten es im Auftrag der Russischen Marine getan, die eine Flotte von getarnten Spionageschiffen aufbauen wollte. Cabrillos Täuschung wurde durch den Kommandanten der Basis, zu der das Trockendock gehörte, einen außerordentlich leicht korrumpierbaren Admiral, den Juan seit Jahren kannte, unterstützt.
Das Geld, um die Corporation zu gründen und den Umbau der
Oregon
zu bezahlen, war von einem geheimen Konto auf den Cayman-Inseln gekommen, das früher einem Auftragskiller gehört hatte, den Cabrillo im Auftrag seines damaligen Arbeitgebers, der Central Intelligence Agency, unschädlich gemacht hatte. Eigentlich hätte das Geld in die schwarze Kasse der CIA wandern sollen, aber Juan erhielt von seinem direkten Vorgesetzten, Langston Overholt IV, die Erlaubnis, sein neues Unternehmen damit zu finanzieren.
Cabrillo hatte, während Saddam Hussein am 2. August 1990 mit der Invasion Kuwaits begann, nur kurz darüber nachgedacht, die CIA zu verlassen, und damit jeden in Langley vollkommen
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