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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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und er hasste sich geradezu dafür, Severance’ Erwartungen enttäuscht zu haben.
    Dieser stieß der Helikoptertür auf, und seine Windjacke und Haare flatterten im Rotorwind. Irgendwie gelang es ihm, seine Bewegungen halbwegs elegant aussehen zu lassen, als er in geduckter Haltung unter den wirbelnden Rotorblättern hervorkam. Kovac schaffte es nicht, Severance’ strahlendes Lächeln zu erwidern, ein Lächeln, das er eigentlich nicht verdient hatte. Also schaute er weg und erkannte den zweiten Passagier.
    Verwirrung verdrängte kurzzeitig seinen Zorn auf sich selbst.
    »Schön, Sie hier zu sehen, Zelimir«, setzte sich Severance’ Stimme gegen den Lärm der Helikopterturbine durch. Er bemerkte den erschrockenen Ausdruck im Gesicht seines Sicherheitschefs und kicherte belustigt. »Ich wette, das ist die letzte Person auf der ganzen Welt, die Sie in meiner Begleitung erwartet hätten, nicht wahr?«
    Kovac fand seine Stimme wieder, ohne den Blick von Dr. Adam Jenner zu lösen. »Ja, Sir.«
    Severance senkte seine Stimme um eine Oktave, verlieh seinen nächsten Worten einen Ausdruck von Intimität und Vertrauen. »Es ist wohl an der Zeit, dass Sie in alles eingeweiht werden. Sogar höchste Zeit.«
    Jenner näherte sich und betastete mit einer behandschuhten Hand den Verband, wo Kovacs Pistole ihn in dem römischen Hotel getroffen hatte. »Ich bin Ihnen nicht böse, Mr. Kovac.«
    Zehn Minuten später befanden sie sich in der luxuriösesten Suite der unterirdischen Basis. Hier würden Thom und seine Frau das bevorstehende Chaos abwarten. Insgesamt befanden sich an diesem Ort Unterbringungsmöglichkeiten für zweihundert führende Mitglieder der responsivistischen Bewegung.
    Als Severance das letzte Mal hier gewesen war, hatten die vier Räume lediglich aus kahlen Betonwänden bestanden. Er bewunderte die Arbeit, die inzwischen in die Suite hineingesteckt worden war, und abgesehen von der Tatsache, dass die Fenster in Wirklichkeit Flachbildschirme waren, konnte er keinen Hinweis darauf finden, dass sie sich etwa zwanzig Meter unter der Erdoberfläche aufhielten.
    »Hier ist es fast genauso schön wie in unserem neuen Haus in Beverly Hills«, stellte er fest und strich mit den Fingern über eine seidene Damasttapete an der Wand. »Heidi wird begeistert sein.«
    Er bat den wartenden Helfer, der selig war, sich in der Nähe des Führers ihrer Gemeinschaft aufhalten zu dürfen, Kaffee zu servieren, und ließ sich in einen der hochlehnigen Sessel seines Büros fallen. Der Flachbildschirm hinter ihm zeigte das Meer, das schäumend gegen eine felsige Küste brandete. Die Bilder kamen von einer Kamera, die nicht allzu weit vom Eingang der Basis installiert worden war.
    Jenner setzte sich auf ein feudales Sofa, während Kovac fast in strammer Habachtstellung vor Severance stand.
    »Zelimir, setzen Sie sich, bitte.«
    Der Serbe nahm Platz, entspannte sich jedoch kein bisschen.
    »Kennen Sie den alten Spruch ›deine Freunde müssen sich bei dir sicher fühlen, aber deine Feinde noch mehr‹?«, fragte Severance, sobald der Helfer Kaffee eingeschenkt hatte. Er wartete nicht auf Kovacs Antwort. »Unsere größten Feinde sind nicht nur die, welche unsere Glaubensinhalte ins Lächerliche ziehen, ohne sie zu kennen. Es sind jene, die einmal geglaubt, diesen Glauben aber verloren haben. Sie fügen uns den größten Schaden zu, weil sie Geheimnisse kennen, die wir niemals mit Außenstehenden teilen würden. Lydell Cooper und ich haben ausführlich darüber diskutiert.«
    Als der Name des Gründers der responsivistischen Bewegung genannt wurde, deutete Kovac mit einem Kopfnicken auf Jenner und bedachte ihn mit einem Blick, als wollte er sagen, dass Jenner nicht einmal das Recht habe, sich im gleichen Raum aufzuhalten, wenn der Name des Gründers auch nur gemurmelt wurde. Der Psychiater quittierte sein Lächeln mit einem freundlichen, beinahe väterlichen Lächeln.
    »Wir beschlossen, einen Experten in Sachen Responsivismus zu erschaffen, jemanden, an den sich Familien wenden konnten, wenn sie das Gefühl hatten, den Zugang zu einem ihrer Angehörigen verloren zu haben. Er könnte auch auf all jene zugehen, die aus eigenem Antrieb austraten, um ihre Motive zu erfahren. Er könnte uns dann Bericht erstatten, so dass man, äh, geeignete Maßnahmen ergreifen könnte.«
    Auf Kovacs Miene lag ein Anflug von Hochachtung, als er Dr. Jenner ansah. »Ich hatte ja keine Ahnung.«
    »Das Beste wissen Sie noch gar nicht«, fuhr Severance fort.

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