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Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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sie das Virus in sich.
    Es wird monatelang symptomfrei in seinem Wirt bleiben, während es sich von Person zu Person verbreitet. Und dann erst werden die ersten Anzeichen einer Infektion bemerkbar. Es wird so aussehen, als sei jeder Mensch auf der Erde an einer leichten Grippe mit hohem Fieber erkrankt. Die Sterblichkeitsrate beträgt weniger als ein Prozent, ein tragischer, aber unvermeidlicher Tribut, den diejenigen leisten müssen, deren Immunsystem geschwächt ist. Erst später, wenn die Menschen der Frage nachgehen werden, weshalb sie keine Kinder mehr bekommen, werden sie erfahren, dass die Hälfte der Weltbevölkerung zeugungsunfähig ist.
    Wenn sich diese schlimme Erkenntnis verbreitet, wird es zu Aufständen und Protesten kommen, weil die Menschen Antworten auf die Fragen fordern, die ihre Führer aus Angst nicht stellen wollten. Aber dies sollte nur eine kurze Periode der Unruhen sein – ein paar Wochen, höchstens Monate. Und die Weltwirtschaft wird vielleicht ein wenig ins Straucheln geraten, während wir uns den neuen Verhältnissen anpassen. Und anpassen werden wir uns auf jeden Fall, weil dies die andere treibende Kraft der Menschheit ist: die Fähigkeit der Anpassung. Und dann, meine Freunde, werden wir alle Probleme gelöst haben, werden alle Krankheiten geheilt sein, und es erwartet uns eine Periode des Wohlstands, wie die Welt sie noch nie gekannt hat.«
    Eine Träne rann an Zelimir Kovacs Wange herab, und er machte keinerlei Anstalten, sie abzuwischen. Thom Severance, der Cooper während seines gesamten Erwachsenenlebens gekannt und ihn sicherlich an die tausend Mal reden gehört hatte, war genauso tief bewegt.

27
    »Diese beiden dort«, sagte Linda Ross und deutete hin.
    Mark Murphy folgte der Linie ihres Arms und entdeckte das Paar sofort. Während viele der Passagiere, die die
Golden Sky
verließen, älter oder zumindest im mittleren Alter waren, hatte sie einen Mann und eine Frau in den Dreißigern entdeckt. Außerdem hielt jeder die Hand eines kleinen Mädchens von etwa acht Jahren fest, das ein pinkfarbenes Kleidchen trug.
    »›Candy from a baby‹«, summte Mark leise, als er sah, wie die Frau ihre kreditkartengroße Schiffs-ID-Karte ihrem Mann reichte. Er verstaute sie in seiner Brieftasche und steckte diese wieder in seine vordere Hosentasche.
    Hinter der Schar aussteigender Passagiere, die begierig waren, die Hagia Sophia, die Blaue Moschee und den Topkapi-Palast zu besichtigen und sich auf dem Basar ausnehmen zu lassen, erinnerte die
Golden Sky
auf gespenstische Weise an ihr Schwesterschiff. Schreckliche Erinnerungen stürmten immer wieder aufs Neue auf Mark ein, wenn er das Schiff betrachtete. Er hatte seine Gemütslage nicht sorgfältig genug überprüft, als er sich freiwillig zu dieser Mission gemeldet hatte, und war nun von der Vorstellung, an Bord des Schiffes zu gehen, alles andere als begeistert.
    »Sie wollen zu den Autobussen.« Linda deutete mit einem Kopfnicken zum Bordstein, wo ein Dutzend Mietbusse mit laufendem Motor wartete. Passagiere zeigten Angestellten ihre Tagespässe vor, mit denen sie wieder an Bord gelangten.
    »Sollen wir es jetzt tun oder ihnen in die Stadt folgen?«
    »Jetzt sofort ist der richtige Moment. Also los, tun wir’s.«
    Sie warteten darauf, dass die drei vor ihnen einen gewissen Vorsprung gewannen, ehe sie mit der Passantenschar verschmolzen und ihnen folgten. Mühelos bewegten sie sich durch das Gedränge der vorwiegend langsam dahinschlendernden Leute, bis sich ihre Zielpersonen genau vor ihnen befanden und keine Ahnung hatten, dass sie verfolgt wurden.
    »Beeil dich!«, rief Linda plötzlich. »Ich glaube, unser Bus fährt gleich ab.«
    Mark beschleunigte seine Schritte und ging mit dem Mann auf Tuchfühlung, als dieser sich an ihm vorbeidrängte. Der Mann tastete sofort nach seiner Brieftasche. Sie in seiner vorderen Tasche zu verstauen und sofort danach zu greifen, sobald jemand sich gegen ihn drängte, wies ihn als erfahrenen Reisenden aus. Unter den meisten Bedingungen hätten diese Sicherheitsmaßnahmen auch ausgereicht. Aber wie sie es geplant hatten, als Linda sich an ihm vorbeidrängte, fühlte der Passagier sich sicher, dass die beiden Amerikaner keinerlei Bedrohung darstellten, und verzichtete darauf, ein zweites Mal in seine Hosentasche zu greifen.
    Er hatte Lindas schlanke Hand nicht gespürt, als sie ihm in die Khakihose griff und seine Brieftasche herausangelte.
    Ein Amateur hätte sich sofort so weit wie möglich von seinem

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