Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seuchenschiff

Seuchenschiff

Titel: Seuchenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Freund, du bist wirklich … ’n ganz besonderer Typ.«

29
    Es war der älteste Trick der Welt, doch er hatte makellos funktioniert.
    Sekunden, nachdem er aus dem unterirdischen Bunker entkommen war, hatte Max die Klippe entdeckt. Er war vom ATV abgesprungen, hatte Vollgas gegeben und das Fahrzeug über die Klippe abstürzen lassen. Es war zu dunkel gewesen, um verfolgen zu können, wie es landete. Aber er wusste, dass Kovac das Gelände nach dem geflohenen Gefangenen absuchen und die kleine Maschine am Ende finden würde.
    Dann war er zum Bunkereingang zurückgekehrt, und mitten im herrschenden Durcheinander aus ausschwärmenden Such-Mannschaften und Sanitätern, die sich um die verletzten Mechaniker kümmerten, war Max dreist wieder hineingegangen. Dass er sozusagen an den Ort seines Verbrechens zurückkehrte, war das Letzte, was Kovac jemals erwartete. Daher wäre die Anlage auch der allerletzte Ort, an dem er nach ihm suchen würde.
    In dem unterirdischen Komplex gab es mehr als genug Versteckmöglichkeiten. Er fühlte sich sicherer, wenn er die Anlage in Mechanikermontur durchstreifte, daher öffnete er ein paar von den Türen, die er bei seiner Flucht zuvor passiert hatte. Viele der Räume waren als Schlafsäle eingerichtet. Sie enthielten zahllose Pritschen mit Vorhängen für ein wenig Privatsphäre und schrankähnliche Duschkabinen. Max schätzte, dass hier unten mehrere hundert Leute untergebracht werden konnten, allerdings war nur ein Bruchteil davon zur Zeit anwesend. Ein großer Raum diente offenbar als Cafeteria. Eine kurze Überprüfung der Herdflammen ergab, dass sie noch nie benutzt worden waren. Die begehbaren Gefrierschränke waren mit Lebensmitteln vollgestopft, und er fand einen Vorratsraum, in dem Paletten mit Mineralwasserflaschen und Konservendosen bis zur Decke gestapelt waren.
    Dabei drängte sich ihm der Vergleich mit einem Atombunker aus den Zeiten des Kalten Krieges auf. Diese Anlage schien selbst versorgend und mit genügend Lebensmitteln, Trinkwasser, Elektrizität und Platz ausgestattet zu sein, um ihre Bewohner eine Katastrophe stilvoll und komfortabel aussitzen zu lassen. Die Tatsache, dass sie neu und von den Responsivisten erbaut worden war, brachte ihn zu der Vermutung, dass sie es waren, die die Katastrophe auslösen würden. Er dachte wieder an das nackte Grauen, dem sich Juan und sein Team auf der
Golden Dawn
plötzlich gegenübergesehen hatten.
    Er genehmigte sich zwei Flaschen Wasser und eine große Dose Birnen – und aß mit den Fingern, so dass der süße Obstsaft an seinem ramponierten Kinn herabrann. Außerdem wickelte er sich Klettband um den Oberkörper, auch wenn er wusste, dass sich in der modernen Medizin die Praxis durchgesetzt hatte, gebrochene oder angebrochene Rippen verbandfrei zu lassen. Der Druck des Plastikverbandes linderte die Schmerzen erheblich, und das Essen und das Wasser gaben ihm ein wenig Kraft.
    Max verstaute zwei weitere Wasserflaschen in den tiefen Taschen seines Overalls und setzte seinen Besichtigungsrundgang fort. Er ging in den gewundenen Korridoren an einigen Leuten vorbei. Sie wunderten sich über seine Verletzungen und nickten mitfühlend, als er ihnen erklärte, er sei von einem geflohenen Gefangenen angegriffen worden.
    Er befand sich in der Etage über der Zelle, in der man ihn gefangen gehalten hatte, als er entdeckte, dass nicht alle Responsivisten die letzte Schlacht der Menschheit in einem Betonlabyrinth überdauern würden. Er stieß auf eine Doppeltür mit einem elektronischen Sicherheitsschloss mitsamt Zahlentastatur zur Eingabe eines Geheimcodes. Das Schloss sollte offensichtlich ausgebaut werden, denn ein paar Werkzeuge lagen neben einem kleinen Hocker auf dem Fußboden. Es sah aus, als habe sich der Techniker nur kurz entfernt, um etwas zu holen, das er womöglich mitzunehmen vergessen hatte.
    Max fackelte nicht lange und betrat den gesicherten Bereich. Seine Füße versanken in dickem grünem Teppichboden, und die Wände waren teils mit Natursteinplatten verkleidet, teils holzgetäfelt. Die Farbe der Holztäfelung verströmte einen leicht säuerlichen Geruch, der ihm verriet, dass sie erst vor Kurzem verstrichen worden war. Die Beleuchtung bestand noch immer aus Neonlampen, aber diese Röhren waren von besserer Qualität, und gelegentlich sah Max auch Wandleuchter. Die gerahmten Bilder an den Wänden waren in kräftigen Farben gehalten, aber ziemlich nichtssagend. Aus irgendeinem Grund erinnerte ihn das gesamte Interieur an

Weitere Kostenlose Bücher