Seuchenschiff
soeben Nachricht von unseren Leuten auf den Philippinen erhalten. Zwei Männer sollen in der stillgelegten Virusfabrik erschienen sein und die alten japanischen Katakomben entdeckt haben. Die beiden Männer wurden zwar in Folge einer Explosion verschüttet, aber allein die Tatsache, dass sie dort waren, ist beunruhigend.«
Severance stützte die Finger unter sein schönheitschirurgisch perfektioniertes Kinn. »Falls jemand ein wenig recherchiert hat, dürfte er wissen, dass wir auf den Philippinen einen Betrieb hatten. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie sie von dem verlassenen japanischen Tunnelsystem Wind bekommen haben könnten. Vielleicht haben sie ein wenig intensiver gegraben. So oder so, es ist ja egal, denn sie sind tot, und wir haben nichts zurückgelassen, das uns belasten könnte.«
»Das gefällt mir nicht, Thom«, sagte Cooper und beugte sich vor. »Es steht zu viel auf dem Spiel, um jetzt das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden, und ich glaube nicht an Zufälle. Ich könnte die Vorstellung von einer Bedrohung für unsere Operation leicht verwerfen, wenn wir es nur mit der Entführung dieses Hanley-Jungen zu tun hätten. Aber jetzt haben wir zwei separate Ereignisse: den Störfall auf den Philippinen und Zach Raymonds tödlichen Unfall. Irgendjemand ist uns auf der Spur.«
»Wenn das wirklich der Fall wäre, hätte sich das FBI längst auf unsere Zentrale in Kalifornien gestürzt und genügend Druck auf Athen ausgeübt, das Gleiche auch mit unserer Einrichtung in Griechenland in die Wege zu leiten.«
Dagegen hatte der Gründer der Responsivistischen Bewegung kein Argument.
»Und wenn es dieselbe Firma ist, die Hanley engagiert hat, um seinen Sohn zurückzuholen?«, gab Kovac zu bedenken. »Sie könnte noch immer an ihrem ursprünglichen Auftrag arbeiten und unsere Abwehrmaßnahmen testen, um einen Weg zu finden, den Jungen und seinen Vater zu retten.«
Cooper griff diesen Gedanken auf. »Das ergäbe einen Sinn.«
»Demnach glauben Sie nicht, dass sie unseren Plan kennen?«, fragte Severance.
»Wahrscheinlich nicht«, erwiderte Kovac. »Aber wenn sie Zach Raymond noch hatten ausfragen können, könnte eine Razzia, wie Thom sie erwähnte, durchaus geplant sein.«
»Haben Sie irgendwelche Vorschläge?«
»Ja, Sir. Ich muss sofort auf die
Golden Sky,
um mich zu vergewissern, dass das Virus nicht entdeckt wurde. Falls es doch geschah und den Behörden übergeben wurde, wären sie in der Lage, ein Gegenmittel zu entwickeln, ehe sich bei den Infizierten Symptome bemerkbar machen. Ich empfehle außerdem, für eine totale Kommunikationssperre auf dem Schiff zu sorgen. Kein Passagier darf ins Internet oder Telefongespräche mit dem Festland führen. Auf diese Art und Weise könnten Agenten an Bord ihre Vorgesetzten nicht mehr erreichen.«
»Wo befindet sich das Schiff zur Zeit?«
»Auf der Fahrt von Istanbul nach Iraklion auf Kreta. Ich könnte es also abpassen, wenn es die griechischen Inseln erreicht.«
Nur wenige Personen außerhalb der Organisation wussten, dass der Eigentümer der Golden Lines, jener Firma, die die
Golden Sky
und ihr unglückliches Schwesterschiff, die
Golden Dawn,
betrieb, ein Responsivist war. Er war zu der Gruppe gestoßen, weil er und seine Frau keine Kinder haben konnten und Lydell Coopers Theorien sie so weit überzeugt hatten, dass sie ihre Kinderlosigkeit endlich akzeptierten und sogar als segensreich propagierten. Obgleich er der Gruppe reichliche Spenden hatte zukommen lassen und ihr gestattete, seine Schiffe mit beträchtlichem Rabatt für ihre Kreuzfahrt-Seminare zu benutzen, gehörte der Schiffsmogul dennoch nicht zum inneren Kreis, der den Plan entwickelt hatte, bei der Verbreitung des genetisch modifizierten Virus Ozeandampfer einzusetzen.
»Sie können sich mit dem Präsidenten der Schifffahrtslinie in Verbindung setzen«, fuhr Kovac fort, »und erklären, dass die gleiche Gruppe, die die
Dawn
heimsuchte, einen ähnlichen Anschlag auf die
Golden Sky
plane. Lassen Sie mich an Bord gehen und dafür sorgen, dass das Schiff auf See bleibt, bis das Virus freigesetzt wurde. Sollten sie es dann entdecken, können sie zumindest niemanden mehr davor warnen.«
»Wenn das der Fall ist, wird er unter Umständen die Kreuzfahrt sofort abbrechen.«
»Sagen Sie ihm, er soll es als Gefallen betrachten. Auf dem Schiff halten sich fünfzig Responsivisten auf, die zum Kreuzfahrt-Seminar gehören. Die meisten haben keine Ahnung, was passieren soll, aber mir stehen mehr als
Weitere Kostenlose Bücher