Seuchenschiff
die den Anzug wasserdicht hielten, auch dicht waren und er genügend Luft aus der Pressluftflasche bekam. Cabrillo wartete, bis ihm Lincoln das Taucherzeichen für »Okay« gab, ehe er das Flutungsventil wieder öffnete. Schnell stieg das Wasser bis zur Decke der Luftschleuse. Er löschte die Beleuchtung und betätigte einen anderen Schalter, um die Außentür zu öffnen.
Die Luke schwang auf und gab eine kleine Menge eingefangener Luft frei. Die Bläschen waren in dem Dämmerlicht silbrig weiß, aber da ständig Wellen gegen den Pier schlugen, wären sie nicht zu sehen.
Juan hievte sich aus der Tauchschleuse und verharrte auf dem oberen Deck des Tauchboots. Ohne Licht war das Wasser so dunkel wie Tinte. Cabrillo war in Kalifornien aufgewachsen und hatte eine enge Beziehung zum Meer, so lange er denken konnte. Er stieg schon als junger Teenager vom Schnorcheln zum Sporttauchen auf und vom Body Boarding zum Surfen. Er fühlte sich im Wasser so wohl wie ein Seehund und war ein fast ebenso guter Schwimmer. Die Dunkelheit steigerte nur die Ruhe, die er immer empfand, wenn er tauchte.
Lincoln kam Sekunden später aus dem Nomad. Juan schloss die Luke, und gemeinsam warteten sie darauf, dass Eddie und Max ihrem Beispiel folgten. Sobald sie sich außerhalb des Tauchboots versammelt hatten, wagte es Cabrillo, eine Unterwasserlampe anzuknipsen, wobei er die Lichtstraße mit der Hand von der Wasseroberfläche abschirmte.
Als der iranische U-Boot-Bunker gebaut wurde, hatte man zuerst eine zweihundert Meter lange und knapp fünfunddreißig Meter breite Rinne vom Meer nach Osten in die Wüste gebaggert. Darüber goss man dann eine stahlarmierte Betonplatte, die angeblich knapp drei Meter dick war und einem direkten Bombentreffer standhalten konnte. Sie war vor der von den USA inszenierten Invasion des Irak gebaut worden, und die Iraner mussten sich mittlerweile bewusst sein, dass eine der Bunker sprengenden Bomben aus dem Waffenarsenal der Amerikaner den gesamten Bau mit einem einzigen Treffer in Schutt und Asche legen konnte. Südlich und nördlich des Trockendocks befanden sich die Hauptpiers der Marinebasis, während Verwaltungsgebäude, Werkstätten und Baracken sich bis zu drei Kilometern weit landeinwärts ausbreiteten.
Auf der dem Meer zugewandten Seite des Bunkers befanden sich zwei massive Tore, die hydraulisch nach draußen geöffnet werden konnten. Aufblasbare Kissen dichteten den Spalt zwischen dem unteren Rand des Tores und einer Betonplatte ab, damit kein Wasser ins Gebäude floss. Außer vielleicht mit einer Sprengladung oder nach einigen Stunden Arbeit mit einem Schweißbrenner waren diese Tore nicht mit Gewalt zu öffnen.
Cabrillo paddelte von den Toren weg und führte sein Team durch unterweltliche Gefilde. Alle paar Sekunden ließ er seine Taschenlampe kurz aufblinken und leuchtete damit auf die Kaimauer, die die Basis vor dem Wüten des Ozeans schützte. Nach knapp zwanzig Metern fiel der Lichtstrahl auf das, was er gesucht hatte. In der Wand befand sich ein Durchlass von knapp anderthalb Metern Durchmesser. Es war ein dunkles Loch, das zu den Pumpen gehörte, die das Trockendock leerten. Sorgfältig den Lichtstrahl abschirmend, untersuchte er das im Beton verankerte Stahlgitter, das dafür sorgte, dass nichts in das Leitungsrohr hineinschwimmen konnte. Der Stahl war nur wenig verrostet, und der Beton erschien solide und unberührt. Er brauchte über eine Minute sorgfältigster Suche, um die Stromdrähte am jeweils oberen und unteren Ende der sechs Stahlstäbe zu finden.
Eine Möglichkeit, um die Sperre vor unbefugtem Zugriff zu schützen, bestand darin, das Gitter mit Bewegungsmeldern auszustatten. Aber bei so vielen neugierigen Fischen im Persischen Golf wäre die Alarmanlage sicher ständig in Gang. Die einfachere Möglichkeit bestand also darin, dass elektrischer Strom durch das Stahlgitter geleitet wurde, und falls diese Verbindung jemals unterbrochen wurde, wüssten die Wächter sofort Bescheid, dass jemand einen Teil des Schutzgitters entfernt hatte.
Juan machte Linc auf die Drähte aufmerksam, denn schließlich war er der fähigste Spezialist der Corporation, wenn es darum ging, in irgendein bewachtes und gesichertes Objekt einzudringen. Indem er vorwiegend seinen Tastsinn zu Hilfe nahm, installierte Linc Leitungsbrücken an drei der sechs Gitterstäben. Dazu benutzte er Krokodilsklemmen und Drahtstücke, um den Stromfluss zu erhalten. Als Nächstes holte er zwei Tuben aus seiner Tauchtasche. Er
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