Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
stände neben mir“
Den nächsten Moment war ich wieder Clodagh und setzte ihren üblichen kalten Blick auf.
„Zweifelst du etwa an mir?“, sagte Clodagh mit ihrer zuckersüßen Stimme.
Ich ließ eine Flamme in meiner Hand tanzen.
„Gebbie!“, schrie Sunny.
Sie sah mich mit einem Blick an, der böse wirken sollte, doch sie war zu verwirrt. Lachend verwandelte ich mich wieder zurück. Sie stimmte in mein Lachen ein.
„Wehe, du machst das noch einmal“, drohte sie.
„Schon gut, schon gut, ich mach’s nicht mehr. Versprochen“
Sunny sah mich einen Moment an.
„Sie war sehr mächtig“, sagte sie schließlich.
„Kann ich mir vorstellen. Ich habe mir bei meiner ersten Begegnung mit ihr fast in die Hose gemacht“
Sunny lachte und ich stimmte in ihr Lachen ein, weil ich mich unwillkürlich daran erinnern musste. Doch dann veränderte ich meine Miene.
„Könnte sie Skar besiegen?“
Sunny zögerte einen Moment.
„An ihrer Stärke zweifle ich nicht, doch alleine würde sie es nicht schaffen. Skar hat eine furchtbar starke Armee mit Zauberern, die er selbst ausbildet. Es würde lange Zeit dauern, bis auch sie eine so starke Armee zusammengestellt hat“
„Warum habt ihr mich nicht gelassen, ihr zu helfen? Warum habt ihr mich meinem Zuhause entrissen?“
Ich wandte mich ab, denn ich konnte nichts dagegen machen, dass mir heiße Tränen in die Augen stiegen.
„Lady Clodagh ist kein Engel. Sie würde hier zu viel Ärger verbreiten. Ein starker Zauberer reicht schon aus, um die ganze Welt zu verändern. Wie würde sie aussehen, wenn Clodagh sie als Schlachtfeld gegen Skar benutzen würde?“
Ich drehte mich wieder zu ihr um und sah ihr in die Augen, doch ich war mir nicht sicher, auf welcher Seite ich stand. Was war, wenn Clodagh mich die ganze Zeit belogen hatte? Wer wusste schon die Wahrheit? Sie hatte mir noch nicht mal von ihrer Herkunft erzählt.
„Glaub mir, Gebbie. Es ist besser so. Clodagh wird für die Taten büßen müssen, die sie getan hat. Mächtige Menschen verzehren sich nach weiterer Macht, nach Reichtum, Begehren, Ansehen. Es macht sie blind und unberechenbar“
Ich nickte stumm, unfähig, etwas dagegen zu sagen. Sunny schien ebenfalls in ihren Gedanken verloren zu sein und überlegte. Nach einiger Zeit wechselte sie das Thema.
„Zeig mir deine Familie“
„Bitte“, schloss sie leise daran.
Schweigen.
„Wen willst du sehen?“, fragte ich leise.
Sie dachte kurz nach. Ich betete, dass ich das aushalten würde. Schon allein der Gedanke an meine geliebte Familie zerriss mir das Herz.
„Deine Mutter“, sagte sie entschlossen.
Meine Mom, sprach ich ihr nach und schluckte.
„Ich sehe ihr sowieso schon sehr ähnlich“
Sunny zuckte mit den Schultern.
„Ich will sie trotzdem unbedingt sehen“, versicherte sie.
Als ich die Augen öffnete, sah ich nicht erst in den Spiegel, sondern streckte Sunny lächelnd eine Hand aus. Sie ergriff sie. Ich sah den Ehering an meiner Hand, den Mom immer anhatte.
„Natalia“, sagte ich mit der Stimme von Mom.
„Sehr erfreut“
Sunny schüttelte lächelnd meine Hand. Den nächsten Augenblick hatte ich meine Gestalt und Stimme wieder. Das reichte vorerst.
„Deine Mutter ist eine hübsche Frau“
Ich nickte leicht und sah wieder in den Spiegel. Sunny lächelte und biss sich leicht auf die Unterlippe.
„Ich will alle sehen“, verkündete sie mir und blickte mich erwartungsvoll an.
Mir fiel fast alles aus dem Gesicht.
Widerwillig nahm ich die Gestalt meiner blonden Schwester an. Sie war so klein wie ich, hatte genauso lange Haare, aber hellgrüne Augen.
„Du siehst ihr aber nicht sehr ähnlich“, war Sunnys Kommentar dazu.
Dann stellte ich ihr Emma, Tomas und meinen Vater vor. Bei den Männern wollte es nicht so ganz klappen. Meine Gestalt wollte sich nicht richtig verändern, erst beim vierten Versuch klappte es. Irgendwie tat es gut, meine Familie wiederzusehen. Ich fühlte mich nicht mehr so alleine. Es war ein unglaublich großer Trost für mich zu wissen, dass sie immer bei mir sind. Dass sich sie jedes Mal sehen kann, wenn ich will, obwohl sie so weit weg sind. Dass ich ihre Stimme immer wieder hören kann, wenn es so still ist. Absurder Weise fühlte ich mich viel besser dabei. Denn es fühlte sich so an, als ob ich ihnen gezeigt hätte, wo ich mich hier befand, als ob ich ihnen Sunny vorgestellt hätte und ihnen gesagt hätte, sie bräuchten sich keine Sorgen zu machen, weil ich in guten Händen war.
Einen Moment
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