Sevenheart (1) - Gefährliche Zeiten (German Edition)
glaubte ich selbst daran und es tat gut. Sunny holte mich aber wieder in die Realität zurück.
„Was ist mit deinem besten Freund? Den will ich auch sehen“, sagte sie aufgeregt.
Wie konnte ich ihr Seth nicht vorstellen? Er musste doch wissen, bei wem ich war, sonst würde er sich noch Sorgen machen.
Ich nahm langsam seine Gestalt an und wuchs ein gutes Stück, bis ich hundertneunzig Zenitmeter groß war. Dann sah ich mich, oder besser gesagt, ihn an. Doch das Blatt hatte sich gewendet. Sein Anblick zerriss mich beinahe. Enttäuscht von mir sah ich zu Boden, um mich zusammenzureißen und nicht endgültig in Tränen auszubrechen. Doch genau in dem Moment geschah etwas Unerwartetes. Es fegte wie ein Wirbelsturm all meine Gedanken weg, sogar Sunnys mit dazu. Ich war nicht mal in der Lage, mich zu bewegen oder meinen Verstand einzusetzen. Nein, es kam so überraschend, dass es meine ganzen Reaktionen lahmlegte, so wie immer, wenn Ciaran das Zimmer betrat. Der Knackpunkt war, dass er nicht allein im Bad stand und die ungünstige Pose mit Seth und Sunny begutachtete. Den ganzen Turi`-Stamm gab’s inklusive.
Sie brauchten einen Moment, um die Situation zu verstehen. Ciaran schien nicht zu wissen, was er von der Situation halten sollte und die bemalten Männer wirkten etwas belustigt. Anscheinend wollte er ihnen das Badezimmer zeigen. Schlechtes Timing.
Ich versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen.
Ich war nicht Gebbie, das war nicht mein Körper. Gebbie gab es zu dem Zeitpunkt nicht, stattdessen stand Seth dort mit Sunny. Ertappt. Das machte es noch schlimmer.
„Ciaran“, versuchte Sunny.
Sie ging einen Schritt mit flehender Miene auf ihn zu. Ciarans Gesicht verhärtete sich und zurück blieb eine ausdruckslose, leere Miene. Seine blassen Lippen zogen sich zu einem Strich.
Er zeigte auf mich. Sunny beachtete er nicht.
„Du bleibst hier und rührst dich nicht vom Fleck, hast du mich verstanden?“
Seine Tonart war gefährlich. Er kam auf einmal so bedrohlich rüber, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.
Er drängte weiter.
„Hast du mich verstanden?“, wiederholte er etwas schärfer.
Ich nickte schnell. Doch da war ein weiteres Problem. Ciaran blickte kurz hinter uns.
„Wo ist Gebbie?“
Ich schluckte schwer. Das war nicht gut.
„Ciaran“, versuchte Sunny wieder.
Er presste die Zähne zusammen und blickte sie an.
„Ich kann dir das erklären“, flehte sie.
Seine behandschuhte Hand ballte sich wieder zur Faust. Er wartete auf eine Antwort.
„Später“, flüsterte sie mit einem Blick auf die Turi`.
Seine Gesichtszüge verhärteten sich noch mehr. Er sah nicht mehr aus wie ein erwachsener junger Mann, sondern wie ein Mann, bedrohlich und erfahren war wie kein anderer.
Er warf mir einen scharfen Blick zu.
„Hol sie her“, befahl er, „sofort!“
Und knallte die Tür hinter sich zu.
Ich nahm wieder die Gestalt von Gebbie an und wir wechselten einen langen Blick.
„Was sagen wir ihm jetzt?“, fragte ich.
„Die Wahrheit“
Ich seufzte. Ciaran würde mich umbringen, wenn wir ihm nicht die Wahrheit sagen würden. Was für eine Ausrede würden wir finden, um zu entschuldigen, dass ich alleine in der Festung herumgelaufen bin? Die Wahrheit wäre in meinem Fall das Sinnvollste. Was war schon dabei? Er wusste sowieso schon, was meine Gabe war.
„Komm, Gebbie“
Sunny nahm mich an der Hand und zog mich sanft mit. Ich überlegte kurz, ob es auch irgendeinen Zeitpunkt gab, in dem ich keinen Ärger machte. Die Antwort lautete nein. Ich lächelte innerlich. Warum sollte ich ihnen auch das Leben leicht machen, wenn sie mich schon entführt hatten?
Wir kamen an meinem Zimmer vorbei. Sunny blieb stehen.
„Du hast doch einen Spiegel in deinem Zimmer?“, fragte sie.
Ich nickte. Einen Handspiegel.
„Hol ihn doch, dann können wir weiterüben und uns so die Zeit vertreiben. Ich warte in meinem Zimmer auf dich“
Wieder ein Nicken und ich griff an die Tür.
„Beeil dich“, flüsterte sie mir noch hinterher und bog um die Ecke.
Ein Schatten.
Ich sah noch kurz um die Ecke, um zu Sehen, ob Sunny dort lang lief.
Der Gang war leer. Erleichtert drehte ich mich wieder um.
Mein Herz sank einen halben Meter nach unten und ich hatte das Gefühl, es erst finden zu müssen, bevor ich wieder atmen konnte.
Einauge kam auf mich zu.
Ein kurzer Atemstoß entwich meinem Mund. Sein Auge fixierte mich.
„Gebbie!“, rief er erleichtert, „wir haben schon überall nach dir gesucht“
Ich
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