Sevenheart-2
Gedanken daran und konzentrierte mich auf meine Flucht. Enroe führte mich eine lange Wendeltreppe hinunter.
Nach kurzer Zeit entdeckte ich schließlich eine kleine Tür, die nach draußen zu führen schien. Enroe öffnete sie einen Spalt breit und spähte hindurch. Dann winkte sie mir zu.
Sie zeigte auf die Schlosstore, die sich gerade aus irgendeinem Grund öffneten. Plötzlich schloss sie wieder ihre Augen und forderte mich auf, dasselbe zu tun.
In meinem Geist sah ich auf einmal ein Bild.
Sie zeigte mir eine Vision.
Gut fünfzig Meter neben den Schlosstoren, hinter einer alten Schubkarre, konnte ich sehen, dass Enroe dort eine Hand auf die Steine legte und sie durch Magie wegbewegte, sodass ich hindurchkrabbeln kann.
Wir öffneten wieder unsere Augen und ich hatte ihre Vision verstanden. Irgendwie mussten wir unentdeckt zu der Schubkarre kommen, sodass mir Enroe eine Möglichkeit zum Fliehen bieten könnte. Doch das war das Problem.
Durch die Tore ritt eine kleine Eskorte des Königs und entlang der Schlossmauer waren Wachen aufgestellt. Wir mussten geschickt handeln, um nicht aufzufallen und wir hatten keine Zeit mehr zu verlieren. Man würde uns bald suchen.
Ich begann gerade, einen strategischen Plan aufzustellen, da war Enroe plötzlich aus unserem Versteck gestürmt.
Ohne zu zögern rannte ich ihr nach und betete, dass sie das Richtige tat. Nun gab es kein Zurück mehr.
Ich wollte ihren Namen schreien und sie fragen, was sie da tat, doch ich konnte nicht. Die Wachen waren auf uns aufmerksam geworden und doch waren es nur noch wenige Meter bis zu unserem Ziel.
Ohrenbetäubendes Gebrüll schallte durch den Schlosshof. Die Wachen zeigten auf uns und begannen, mit Pfeilen zu schießen.
Enroe erreichte schon fast die Schlossmauer.
Ein Pfeil schoss plötzlich haarscharf an mir vorbei. Das Adrenalin strömte durch meine Adern, mein Überlebensinstinkt wurde geweckt.
Sie wollten uns töten, denn sie erkannten uns nicht.
Ich spannte in Windeseile meinen Bogen, drehte mich zu den Wachen um und begann zu schießen.
Ein paar Wachen wurden von meinen Pfeilen getroffen und fielen um.
Ich drehte mich panisch zu Enroe.
„ENROE!“, brüllte ich.
Ohne Nachzudenken stürzte ich mich zu ihr und fiel auf die Knie.
Ein Pfeil hatte sie in die Brust getroffen. Ich schüttelte panisch meinen Kopf, während ich sie auf meinen Schoß bettete.
„Nein, nein, nein! Alles wird gut“
Ich zog den Pfeil aus ihrer Brust. Sie keuchte auf und spuckte Blut. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich fing an, am ganzen Leib zu zittern. Sie durfte mir nicht wegsterben.
Die Bewaffneten schossen noch immer nach uns.
„AUFHÖREN!“, schrie ich sie an, doch sie hörten mich nicht.
Ich nahm Enroes Gesicht in meine mit Blut verschmierten Hände und fuhr ihr sanft durch die Haare.
„Enroe... meine Enroe...“
Meine Tränen prallten auf ihr Gesicht. Sie atmete schwer und ich konnte spüren, wie ihre Kräfte langsam dahinschwanden. Ihre Aura wurde von Sekunde zu Sekunde schwächer.
„Flieh, Gebbie!“, sprach sie mit schwacher Stimme.
Ich sah auf sie und konnte es nicht begreifen.
Sie hatte zu mir gesprochen.
Ich küsste ihre Stirn und weinte weiter. Ihre Aura schwand, ihre Magie verlor ihre Kraft, deshalb konnte sie reden.
Die Wachen kamen nun auf uns zugestürmt. Ich drehte mich voller Zorn zu ihnen um.
Plötzlich flogen alle in einem großen Bogen nach hinten. Es war meine Zauberkraft, die das vermachte. Desto schwächer Enroes Magie wurde desto stärker wurde meine.
„Flieh! Du musst - Ciaran verzeihen. Sein Herz- gehört- dir. Nur ihr- könnt- Tandera- retten!“
Sie brachte die Worte stockend hervor. Dann atmete sie leicht auf, schloss ihren Mund und ihre Augen und öffnete sie wieder. Ihre Hände fielen auf meine, ihre Seele wich aus ihrem Körper und ihr Gesicht wurde aschfahl. Ich schrie laut auf. Im selben Augenblick erreichten mich die Wachen. Sie starrten auf die tote Enroe und auf mich.
Ich richtete mich hasserfüllt auf. Dann wanderte mein Blick nach oben. Gewaltige Flügel wuchsen mir. Ich verwandelte mich, schlug einmal mit einem gewaltigen Flügeln und flog über sie hinauf, bis ich auch über die Schlossmauern hinaus war.
Mein Kopf war nun leer.
Ich war nur erfüllt von dem Wind um mich herum, das regelmäßige Schlagen meiner Flügel beruhigte mich. Mein Ziel waren die Meridian-Inseln, meine Kraft war so stark wie noch nie.
Ich flog lange über die Wälder. Wahrscheinlich waren es Tage,
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