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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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dann meist von selbst.
    Katherine und ich kamen uns auf einer kurzen Forschungsreise nach Chicago näher. Nach einem erfolgreichen Get-together-Abend mit unseren Kollegen saßen wir noch zusammen, um den Abend ausklingen zu lassen. Sie sah an diesem Tag besonders attraktiv aus, bewegte sich verführerisch und warf mir auch immer wieder auffordernde Blicke zu. Ich fühlte mich richtig angezogen von ihr. Und dann kam es auf einmal zum ersten Kuss. Normalerweise vermeide ich sexuelle Begegnungen innerhalb meines Instituts, weil das letztlich nur zu Komplikationen führt. Andererseits bin ich geschieden, ein freier Mann, und wir beide sind erwachsen. Und so landeten wir im Bett.
    Für mich zählt allerdings das erste Mal immer nicht so richtig, weil es eigentlich nur ein Testlauf dafür ist, ob ein weiterer Kontakt möglich sein könnte. Deswegen ist für mich das erste Mal ein Nullkontakt, aus dem heraus – je nach Erfahrung – entweder etwas Vernünftiges entsteht oder eben nicht. Mit Katherine allerdings war das so eine Sache. Im Beruf wirkte sie sehr selbstständig und souverän. Aber im Bett entwickelte sie keine eigenen Ideen und zeigte kaum Leidenschaft. So bestimmte ich das Geschehen, war mir aber nicht sicher, ob ihr das alles so gefiel. Ich wusste auch nicht, wie ich sie zum Höhepunkt bringen sollte, weil sie auf nichts richtig reagierte. Schließlich kam ich selbst irgendwann zum Orgasmus und wollte mich danach etwas müde für einen kurzen Moment ausruhen. Plötzlich aber wurde sie lebendig: Sie kuschelte sich an mich, wollte mich streicheln und küssen und sagte mir ein ums anderes Mal, wie schön es gewesen sei. Aber ich bin in dieser Hinsicht ein typischer Mann, ich möchte nach dem Sex gerne erst einmal wieder die alleinige Herrschaft über meinen Körper zurückgewinnen. Ich bin dann einfach überempfindlich, vor allem auch im genitalen Bereich, sodass Berührungen fast unangenehm sind. Also stand ich auf und sagte ihr, dass ich nun auf mein Zimmer gehen würde. Sie schaute mich sehr enttäuscht an: »Ach, und ich dachte, wir verbringen die ganze Nacht zusammen.« Ich erklärte, dass ich selbst während meiner Ehe ein eigenes Schlafzimmer gehabt hatte, und ging schnell weg.
    Am nächsten Tag war Katherine genauso, wie ich sie kannte: geistreich, durchsetzungskräftig und charmant, sodass ich aufs Neue von ihr eingenommen war. So beendeten wir auch diesen und die weiteren Tage in Chicago jedes Mal bei ihr im Bett. Der Sex blieb allerdings weiterhin eher mittelmäßig, doch danach kam ihr großer Gefühlsausbruch: Sie schaute mich anhimmelnd an und sagte so merkwürdige Sachen wie: »Ich liebe den Sex mit dir, dann gehörst du endlich ganz mir.« Ich weiß schon, dass Sex die Gefühlspforten öffnet. Aber trotzdem waren ihre Sprüche dazu angetan, mir im Nachhinein ein bisschen die Lust zu vergällen.
    Was ich auch tat, es war ihr einfach nicht genug
    Zurück in Deutschland, haben mich die Arbeit und sonstige Verpflichtungen wieder so in Anspruch genommen, dass der Kontakt mit Katherine etwas ins Hintertreffen geriet. Auch wollte ich alles noch geheim halten, weil ich mir noch nicht im Klaren darüber war, wohin die Reise mit ihr gehen sollte, was sie auch respektierte. Aber ihr Bedürfnis nach mir war offenbar groß. Sie fragte mich jeden Tag, wann wir uns denn endlich wiedersehen könnten. Ich erhielt laufend E-Mails und SMS, manchmal einfach nur mit den zwei Wörtern: »Und wann?« Sie arbeitete lange und wartete oft, bis alle anderen gegangen waren, nur um mir vorzuschlagen, noch zu ihr oder zu mir zu fahren. Sex war dabei immer ein wichtiges Thema. Das sollte mich eigentlich freuen. Aber es fehlte die Leichtigkeit, es war immer mit dem Gefühl einer Pflichterfüllung verbunden. Ich kam mir mit der Zeit vor wie in einer Vollzugsanstalt. Aber Katherine bemerkte gar nicht, dass ich mich, als ihr Sexualpartner, wie in einem Gefängnis zu fühlen begann. Ich kann im Nachhinein gar nicht sagen, warum ich die Beziehung, oder was auch immer wir führten, nicht einfach nach ein paar Wochen beendet habe. Menschlich gesehen, lag mir viel an Katherine, sexuell gesehen war das Ganze noch etwas ausbaufähig. Aber diese Umklammerung war unerträglich.
    Es stellte sich eine gewisse Routine in unserem Umgang miteinander ein. Ich besuchte Katherine etwa ein- oder zweimal in der Woche, und wir gingen miteinander ins Bett. Gelegentlich aßen wir auch zusammen zu Abend, besuchten eine Kunstausstellung oder spielten

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