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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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einigen Monaten beendet. Der Sex mit ihm war perfekt und abwechslungsreich. Peer war oft einfühlsam, dann aber auch wieder sehr männlich. Es gab einfach nichts zu bemängeln. Trotzdem fehlte mir das gewisse Etwas. Der Sex war fast klinisch. Es fehlte einfach die Hingabe, der Wunsch, in den anderen hineinkriechen zu wollen, ganz egal, ob er schwitzt oder einen Pickel hat. Man will doch die Gerüche des Partners geradezu aufsaugen und kann gar nicht genug davon bekommen. So stelle ich mir jedenfalls erfüllenden Sex vor. Ich muss oft an das Lied von Klaus Lage denken, in dem er eine verflossene Liebe besingt: »Zeig dich frühlingsfrisch den andern Kerlen, zeig ihn’ meinetwegen mehr, nur dein Schweiß, die kleinen Perlen, die gib bitte niemand her.« Und deswegen ist »Hingabe« für mich das Zauberwort beim Sex. Aber mit Peer war es, als ob mich ein Callboy besuchte: Er spulte perfekt sein technisches Programm ab, duschte und ging. Das wollte ich irgendwann nicht mehr.
    Viel später gab es wegen meines Umbaus noch einmal etwas zu bereden. Bei der Gelegenheit gestand mir Peer, dass er sich damals heftig in mich verliebt und eine richtige Beziehung gewollt hatte. Da war ich dann doch betroffen. Hatte ich ihn so völlig falsch eingeschätzt? Er ist übrigens heute mit einem Pärchen zusammen und ganz zufrieden. Ich bin nach dieser kurzen Episode leider wieder alleine.
    Oswalt Kolle ganz persönlich
»Durch das Duschen will er den Sex ungeschehen machen«
    Der amerikanische Schauspieler Woody Allen wurde einmal gefragt, ob er Sex für schmutzig hält. Seine Antwort: »Ja, wenn er gut ist.« Das Tierische, Wilde und Schmutzige beim Sex ist oftmals ein Ausgleich für einen Alltag, in dem Höflichkeit, Freundlichkeit und Angepasstheit die Regeln bestimmen. Man will dann die eigenen Grenzen überspringen, und es entsteht eine totale Hingabe, bei der eben keine »Anstandsregeln« mehr gelten – und auch nicht gelten sollten. Aus der Erzählung von Christiane ist herauszulesen, dass sie Sex so versteht. Nicht aber Peer, der den Akt wohl mehr als hygienischen Vorgang betrachtet, an dessen Ende Reinheit und Sauberkeit stehen sollten. Doch sei hier kurz angemerkt: Generell ist es so, dass viele Männer nach dem Sex am Penis sehr empfindlich sind. Erzwingen Sie als Partnerin in dem Fall kein Kuscheln und Streicheln. Das macht beide nur unglücklich. Normal ist auch, wenn ein Mann nach dem Sex einschläft. Das ist rein biologisch begründet: Der Blutdruck, der zuvor stark erhöht war, fällt ab, bei manchem Mann geht er sogar richtig in den Keller, und dementsprechend erschöpft fühlt er sich erst einmal. Hormonelle Veränderungen nach dem Orgasmus verstärken außerdem die Müdigkeit. Und dann fallen ihm eben die Augen zu. Nehmen Sie es ihm nicht übel. Damit vergällen Sie sich nur das schöne Erlebnis zuvor.
    Vermutlich geht es in der Geschichte mit Peer und Christiane aber um mehr, nämlich um Peers Einstellung zur Sexualität und alles, was dazugehört, wie Intimität und Hingabe. Mir scheint es, als hätte Peer richtig Angst vor Intimität – übrigens eine typische Männerangst. Die Fixierung auf das richtige Outfit – Leder, Lack und so weiter – beim Sex spricht dafür. Denn es war nicht die Rede davon, dass die beiden sich auch einfach einmal nackt und ohne Drumherum dem Sex hingegeben hätten. Und so scheint mir das Outfit wie eine Barriere zwischen den beiden gestanden zu haben.
    Oft entsteht die Angst vor Intimität, wenn jemand in einem zärtlichkeitsarmen Zuhause aufgewachsen ist. Und wenn es auch noch ein Junge war, der mit den Eltern kuscheln wollte, hieß es vielleicht zu oft: »Lass das, du bist doch ein Junge.« Und das wirkt bis ins Erwachsenenalter nach: Ein solcher Mann hat gelernt, sein Bedürfnis nach Zärtlichkeit zu verbergen, um sich nicht schutzlos auszuliefern.
    Dass Peer direkt nach dem Sex unter die Dusche springt, zeigt für mich, dass er sich unbehaglich fühlt. Er will das, was noch auf das soeben Vollbrachte hindeutet, nämlich den Geruch nach der Feuchtigkeit der Frau und nach seinem eigenen Sperma, quasi ungeschehen machen, indem er es schnellstmöglich abwäscht. Es drängt sich der Eindruck auf, Sexualität sei für Peer etwas Schmutziges. Dahinter steckt die Angst vor dem Animalischen. Oder vielleicht hat Peer auch in der kritischen Phase seiner Kindheitsentwicklung prägende Erfahrungen gemacht, die bis heute nachwirken ( siehe dazu Kapitel 1 – das Brückenexperiment ).
    Generell

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