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Sex - die 10 Todsünden

Titel: Sex - die 10 Todsünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Oswalt & Wagner Kolle
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haben übrigens viele Menschen, Männer und Frauen, Angst davor, sich völlig hinzugeben und zu losgelöst zu wirken. Sie haben Angst, zu laut zu stöhnen, weil sie nicht wissen, wie sie dann auf den Partner oder die Partnerin wirken. Insbesondere Frauen haben gelegentlich auch Angst um ihre Frisur, also weniger davor, die Haare anschließend wieder richten zu müssen, sondern dass sie während des Sexualaktes eventuell nicht so vorteilhaft aussehen. Natürlich muss dem anderen nicht alles gefallen, was er sieht, aber man muss das Vertrauen haben, dass es ihn auch nicht stört, sondern ihm in dem Moment einfach egal ist, weil es um Wichtigeres geht. Deswegen spricht die Fähigkeit zur Hingabe zum einen für eine gute, vertrauensvolle Beziehung, zum anderen aber auch für ein gesundes Selbstvertrauen und Selbstsicherheit. Bei Peer war es nun so: Er scheint insgesamt etwas unsicher zu sein, wofür auch die kalten, feuchten Hände bei der ersten Begrüßung sprechen. Im Rausch der sexuellen Gefühle gelang es ihm offensichtlich, seine Ängste oder Bedenken teilweise zu vergessen. Seine starke Fixierung auf die äußerliche Kleiderordnung im Bett gibt ihm weitere Sicherheit, er muss sich nicht ganz nackt zeigen und kann körperliche Mängel verstecken. Doch umso stärker kamen Ängste und Bedenken danach, wenn der Akt beendet war, wieder in sein Bewusstsein.
    Was haben Hingabe und Vertrauen mit Hirn und Hormonen zu tun?
    Ob jemand das Vertrauen entwickelt, das nötig ist, um sich einem anderen Menschen voll und ganz hingeben zu können, ist eine Frage, mit der sich vor allem die Psychologie beschäftigt hat. Mittlerweile weiß man aber auch einiges über Abläufe im Gehirn und im Hormonhaushalt, die mit der sexuellen Hingabe in Zusammenhang stehen.
    Die Rolle des Hormons Oxytocin
    Eine Studie der Universität Bonn und des Babraham-Instituts Cambridge unter der Leitung von René Hurlemann zeigte erstmals, dass Oxytocin durch Dehnung der Geschlechtsorgane bei der Geburt und durch den Saugakt beim Stillen ausgeschüttet wird. Deswegen galt es lange Zeit auch ausschließlich als Mutterschaftshormon. Doch mittlerweile ist bekannt: Oxytocin wird freigesetzt, wenn sich Liebende zärtlich anfassen, liebevoll ansehen oder sich nette Dinge ins Ohr flüstern. Allerdings, so schreibt die Neurobiologin Louann Brizendine in ihrem Buch »Das weibliche Gehirn«, haben Männer nur halb so viel Oxytocin im Gehirn wie Frauen. Das erklärt vielleicht, weshalb Männern das Image der raubeinigen Kerle anhaftet und für sie Hingabe schwieriger ist als für Frauen. Glaubt man einer Studie der schwedischen Wissenschaftlerin Kerstin Uvnäs-Moberg, müssen Männer zwei- bis dreimal häufiger berührt werden als Frauen, damit sie auf den gleichen Oxytocingehalt im Gehirn kommen.
    Die Frage ist, ob dieser Aspekt auch Peer aus Christianes Geschichte geholfen hätte. Sein fluchtartiges Verhalten spricht nämlich eher dafür, dass er Hingabe gar nicht anstrebte oder dass ihm das nötige Vertrauen dafür fehlte. Laut Psychoanalyse bildet sich das Vertrauen in den ersten Kindheitsjahren, wenn sich auch die Bindung zu den Eltern entwickelt. Beziehungsweise es ist vielmehr von Anfang an ein Urvertrauen vorhanden, das aber besonders in den ersten Jahren durch Defizite im Verhältnis zu den Eltern oder anderen Bezugspersonen gestört werden kann. Vernachlässigung, Lieblosigkeit und Gewalt sind die schlimmsten und auch häufigsten Verfehlungen, die Eltern an einem Kind begehen können. Allerdings besteht in Bezug auf Bindung und Urvertrauen doch auch wieder eine Verbindung zu Oxytocin. Denn beim Baby wird durch Saugen und Hautkontakt ebenfalls Oxytocin freigesetzt und damit die soziale Interaktion angeregt, Angst reduziert und Entspannung hervorgerufen – also Vertrauen hergestellt. Und auch wenn eine Person erst später immer wieder enttäuscht wird, wird sie irgendwann aus Selbstschutz lernen, möglichst kein Vertrauen zu anderen Menschen zu entwickeln.
    Die weibliche Ejakulation
    Totale Hingabe kann zum totalen Orgasmus führen. Bei ungefähr einem Drittel aller Frauen, so die Ärztin Sabine zur Nieden in ihrer Dissertation, kommt es dann zur weiblichen Ejakulation. Das ist ein Flüssigkeitserguss, wobei es sich allerdings nicht um Urin, auch nicht um die normalen Vaginalsekrete handelt. Die Flüssigkeit kommt – jedenfalls zum Teil – von Drüsen, die sich neben der Harnröhre befinden. Ihre Zusammensetzung ist jedoch noch nicht analysiert, und man

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