Sex ist verboten (German Edition)
sein, rein werden zu wollen.«
»Verlangen ist Verlangen.«
Sie entzog sich meinen Armen und schlüpfte aus dem Bett. Ich hatte keine Chance, sie festzuhalten. Sie warf sich ein Tuch um die Schultern und blieb am Bett stehen. Ihre Stirn war gerunzelt, aber auf freundliche Art.
»Bleib unter der Decke. Ich mache uns einen Tee.«
Weg war sie. Wieder hörte ich ein vages Klingeln in der Dunkelheit. Sie musste eines von diesen Mobiles haben, die sich im Luftzug bewegen. Ich bedauerte, dass sie das Bett verlassen hatte, aber wenigstens warf sie mich nicht hinaus. Vielleicht würdesie wiederkommen und wir würden zusammen im Bett Tee trinken. Ich schaute mich um. Im orangefarbenen Schimmer des Buddha-Lichtes vom Flur schienen die Gesichter oben an der Wand zu flimmern. Jedes lächelnde Gesicht trug eine Krone, eine Halskette und baumelnde Ohrringe.
Mi Nu brauchte ewig. War sie Mrs. Harper holen gegangen? Ich hörte weder Wasser laufen noch einen Kessel. Es ging auch nirgends Licht an. Was, wenn ich zu GH ins Bett gekrochen wäre? Oder zu Ralph. Ich hätte mit jemandem schlafen können. Ich sehnte mich danach, mit jemandem zu schlafen. Aber ich dachte, Mi Nu könnte mir helfen. Hat irgendjemand mir je wirklich geholfen? Ich habe immer alles alleine gemacht. Diesmal wollte ich Hilfe.
Sie kam mit einem Tablett zurück. Vielleicht war sie gar nicht lange weg gewesen. Vielleicht war ich eingedöst. Ich war so lange wach gewesen. Sie schenkte Tee ein und stellte eine Tasse auf den Nachttisch. Dann setzte sie sich auf einen niedrigen Hocker und kreuzte die Beine.
»Trink. Heiß schmeckt er am besten.«
War ihr klar, dass ich nackt war?
Ich setzte mich langsam auf und zog die Decke um mich. Es war irgendein Kräutertee. Mi Nu wirkte schattenhaft, wie sie ihre Tasse an die Lippen hob, nippte, sie wieder sinken ließ und erneut hochhob. Wir tranken eine Weile. Dann stellte ich meine Tasse ab.
»Ich war schwanger und habe dafür gesorgt, dass das Baby stirbt. Ich habe es mit Absicht gemacht. Ich habe versucht, mich zu ertränken, mich und das Baby umzubringen. Stattdessen ist ein anderer gestorben, weil er mich retten wollte.«
Ich schwieg. Sie schien auf den Boden neben dem Bett zu schauen.
»Ich war mit einem Typen zusammen, einem echt netten Jungen, wir waren schon drei Jahre zusammen, aber es war nicht sein Kind. Der Vater war ein älterer Mann, der auch noch verheiratet war. Ich war in ihn verliebt. Ich war richtig verliebt. Ihm war ich egal. Oder vielleicht nicht ganz egal, aber im Prinzip schon. Sogar als ich so getan habe, als läge ich im Sterben. Ich habe ihm erzählt, ich läge im Sterben, damit er mir hilft. Ich wünschte, ich hätte das nicht getan. Vermutlich war ich zu jung für ihn. Er war erfolgreich. Er hatte schon ein Leben. Ich kam mir vor, als wäre ich überhaupt nichts wert.«
Mi Nu war ganz still und ruhig, genauso, wie sie ist, wenn sie nach dem Abendvortrag Fragen entgegennimmt.
»Ich kann nicht zurückgehen.«
Sie sagte nichts.
»Wenn ich zurückgehe, werde ich nur wieder Mist bauen mit Männern. Und mit Frauen. Ich hatte auch was mit Mädchen. Weißt du, dass Mrs. Harper versucht hat, mich zu küssen?« Ich lachte. »Sie findet mich echt attraktiv. Ich glaube, sie mag mich wirklich.«
Mi Nu wiegte sich hin und her. Ihr schlanker Körper mit den gekreuzten Beinen schaukelte auf dem Hocker ganz leicht hin und her. Ich glaube, es war dieser innere Rhythmus, der sie von den Menschen um sie herum trennte. Das war ihr Geheimnis.
»Ich würde nur Mist bauen. Deshalb will ich hierbleiben. Ich muss nur lernen, besser zu meditieren. Meine Gedanken sind einfach überall.«
Mi Nu trank in kleinen Schlucken ihren Tee. Was sie wohl dachte? Je stiller sie wurde, desto mehr plapperte ich drauflos.
»Ich möchte deine Freundin sein«, sagte ich.
»Aber das bist du doch, Beth. Wir sind alle Freunde hier im Dasgupta-Institut.«
Ich setzte mich aufrechter hin, und die Decke rutschte herunter.
»Oh, Pardon.« Ich zog sie wieder hoch. »Nein, ich meine, ich möchte alles über dich wissen, wo du geboren bist, wie deine Familie so ist, ob du je einen Freund hattest. Oder einen Ehemann. Oder sogar Kinder. Verstehst du? Die ganze Geschichte.«
Sie lächelte. »Sonst nichts?«
»Das dürfte fürs Erste reichen.« Ich lachte. Vielleicht war ich ein Stück weitergekommen. Sie mochte mich. »Bitte erzähl’s mir.«
»Es gibt keine Geschichte«, sagte Mi Nu.
Ich dachte kurz nach. Ich versuchte, ernst zu
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