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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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ich.
    »Bestrafst du sie?«
    »Ich denke gar nicht an sie.«
    »Und diese Männer? Bestrafst du sie? Wünschst du dir, dass sie nach dir suchen und herkommen?«
    »Mit Männern bin ich fertig.«
    Mi Nu seufzte. Sie schaute mich ganz fest an. Dann sagte sie: »Ich glaube, es wird Zeit, dass du deinen Namen änderst.«
    »Was? Wie meinst du das?«
    »Es wird Zeit, diese unglücklichen Zeiten hinter dir zu lassen. Du hast dich verändert. Du bist nicht mehr dieselbe. Es wird Zeit, anders zu werden.«
    »Ich wünschte, ich hätte mich verändert.«
    »Morgen geben wir dir einen neuen Namen. Aber jetzt solltest du schlafen.« Sie lächelte. »Ruh dich aus, Beth. Schlaf.«
    Ich war tatsächlich plötzlich furchtbar müde.
    »Und du?«
    »Ich bleibe hier sitzen. Ich passe auf dich auf.«
    Ich lächelte. »Ich wünschte, ich könnte dich küssen, Mi Nu. Ich wünschte, du würdest zulassen, dass ich dich umarme. Eine Gutenachtumarmung.«
    Sie lachte laut. »Du bist ein böses Mädchen, Beth. Ein böses Mädchen. Schlaf jetzt.«
    Genau das Gleiche hatte Jonathan auch gesagt.

LISA
    JEMAND BEUGTE SICH ÜBER meine Schulter und fragte: »Wann bekomme ich denn nun meinen Leserbericht?«
    Es war nicht die Stimme, die ich erwartet hatte. Ziemlich hoch für einen Mann. Typisch Süd-London.
    Ich aß weiter, und er setzte sich neben mich. Er legte die Hände auf den Tisch. Sie hatten kleine Altersflecken und waren stärker behaart, als man es sich wünschen würde.
    »Wie fanden Sie das Essen?«, fragte ich.
    »Manchmal gut, manchmal so lala.«
    »Sie wissen es nicht mehr genau?«
    Er dachte darüber nach. »Ich erinnere mich an ein leckeres Curry. Haben Sie das gekocht? Eine rechtschaffene Ofenkartoffel. Einen furchtbaren Nussbraten.«
    »Und der Haferbrei?«
    »So was rühr ich nicht an.«
    »Der Toast?«
    »Gut, solange er warm war.«
    Ich aß Schokoladencreme. Meine Lippen waren bestimmt verschmiert.
    »Lassen Sie mich aufessen, und dann können wir einen Spaziergang auf der Wiese machen.«
    »Das wäre schön«, sagte er.
    Ältere Männer sind immer so höflich.
    Ich war in meinem eigenen Bett aufgewacht, in einer Blutpfütze. Wie war das passiert? Hatte ich Mi Nus Bett auch eingesaut? Ich war auf jeden Fall dort eingeschlafen. Hatte sie mich rausgeworfen? Die Nacht hatte eine seltsame Lücke, ähnlich wie beim Meditieren, wenn man zwischen Kopf und Brüsten überhaupt nichts spürt. Man hat keinen Hals. Man hat keine Schultern. Der Geist ist nicht konzentriert genug, um sie zu spüren.
    Die anderen Betten waren leer. Ich stand auf und zog die Bettwäsche ab. Ich durfte keine Aversion empfinden. Akzeptiere deinen Schmodder mit Gleichmut. Jetzt hörte ich ein Stimmengewirr. Ich ging ans Fenster. Die Leute verließen eilig die Meditationshalle, sie plauderten und lachten. Es musste schon Mittagszeit sein. Tag zehn. Das Schweigegelübde war aufgehoben.
    Ich hatte lange geschlafen. Aber vorher war ich ja auch lange wach gewesen.
    Es wird Zeit, deinen Namen zu ändern, hatte Mi Nu gesagt. Es wäre so schön gewesen, in ihrem Bett aufzuwachen und sie neben mir vorzufinden, wie sie auf mich aufpasst. Was denn für einen Namen? Ich mag Beth. Es war typisch, dass ich zu ihr gegangen war, als ich keine richtige Frage hatte, als mir überhaupt nichts Schlaues einfiel. Muss ich irgendeinen komischen orientalischen Namen annehmen, um zu werden wie Mi Nu?
    Ich wusch mich unter der Dusche und ging dann zurück, um die Bettwäsche zu holen. Alle Matratzen im Dasgupta-Institut haben einen Plastiküberzug. Gute Idee. Aber ich musste wissen, ob ich Mi Nus Bett beschmutzt hatte. Wie kann ich mit ihr reden, ohne zu wissen, wie wir uns getrennt haben?
    Beim Einsammeln der Laken fiel mir ein, dass ich einmal Flecken auf Jonathans Sofa gemacht hatte. Das muss gewesen sein, als wir zum zweiten oder dritten Mal miteinander geschlafen hatten. Er hatte ein großes blaues Sofa in seinem Atelier, und dasBlut war braun und schmierig, wie nasser Rost. Ich war bestürzt. Jonathan steckte einen Finger hinein und rieb es sich um den Mund. Er drehte das Polster um und lachte. »Das Leben besteht aus schmutzig machen und sauber machen. Mir persönlich macht schmutzig machen mehr Spaß.«
    »Aber dein Atelier ist immer total sauber und aufgeräumt.«
    »Nur, um es besser einsauen zu können, Beth.«
    Als ich die knarrende Treppe hinabstieg, dachte ich, Jonathan und Mi Nu sind ein und dieselbe Person. Ich sagte es laut: »Sie sind dieselbe Person.« Was für ein

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