Sex ist verboten (German Edition)
Schokolade ein.
»Gesegnet seiest du.« Ich griff durch die Wolke und zwickte ihn in die Taille.
»Scheibenkleister«, jammerte er.
»Eigentlich eher Kakao.«
Kristin brach in ihr brüllendes Gelächter aus. Es war eindeutig Tag zehn.
Dann, sobald Mrs. Harper in Hörweite war, sagte ich: »Jetzt weiß ich’s. Meredith brauchte die Pille danach. Das würde die Eile erklären. Sie brauchte ein Rezept.«
Mrs. Harper schaute stur durch die Scheibe des Rational-Backofens. Sie drehte sich nicht einmal um.
»So dumm können sie doch nicht sein«, sagte Marcia.
»Was auch immer der Grund war, es ist nicht sehr respektvoll«, sagte Ines. »Was, wenn wir alle einfach weglaufen würden?«
Paul fühlte sich persönlich im Stich gelassen.
»Gemeinsame Regelverstöße können ein Liebesbeweis sein«, erklärte Tony. »Zwei gegen die ganze Welt, sozusagen.«
Stephanie sagte, sie sei
d’accord.
»Rob ist verliebt.«
»Da sieht man mal, was passiert, wenn die gute alte Beth mal kurz wegschaut.« Ich lachte.
Mrs. Harper sagte, jetzt reicht’s, wir sollten uns auf unsere Arbeit konzentrieren, statt uns mit Spekulationen und Tratsch abzulenken. »Sie haben uns enttäuscht, aber wir müssen uns nicht fragen, warum. Wir werden es auch ohne sie schaffen.«
Ralph steckte den großen Schneebesen in das Rührgerät. Im Rezept stand, man solle den Kakao mit der Hand einrühren, aber bei zehn Litern Sojamilch hätte das ewig gedauert. Wir gingen hinüber zum Fenster, wo die Steckdosen sind, und ich hielt die Schüssel, während er das Gerät ausrichtete.
»Ralph, bitte schalt das Ding erst ein, wenn der Schneebesen richtig drin ist.«
Er warf mir einen gequälten Blick zu.
Die weiße Flüssigkeit wurde verquirlt und bekam braune Schlieren. Ralph war ernsthaft bei der Sache, er bewegte den schweren Motor im Kreis, während ich die Schüssel festhielt. Ich sah die Anspannung in seinem Unterkiefer. Seine jungenhaften Bartstoppeln waren mit Kakaopulver benetzt. Honig auf einerRasierklinge. Die schwere Mischung schlug beim Rühren weiche Falten. Durch den Lärm geschützt, fragte Ralph mich: »Darf ich dich noch mal küssen, Beth?«
»Nein.«
»Bess«, stöhnte er.
»Ich bin nicht Bess. Ich bin noch nicht mal Beth.«
Er lächelte. »Jetzt kannst du nicht mehr behaupten, du wärst Merediss.«
»Du hättest mit ihr weglaufen sollen. Sie war zuerst hinter dir her.«
»Ich mag aber dich, Bess.«
»Von jetzt an«, sagte ich, »musst du mich Lisa nennen.«
GEOFF
SOBALD DAS SCHWEIGEGELÜBDE aufgehoben ist, wird die Trennwand in der Mitte des Speisesaals geöffnet. Männer und Frauen dürfen sich mischen. Die Helfer essen mit den Meditierenden zusammen. Köpfe heben sich, die Leute schauen einander in die Augen. Man kehrt zur üblichen Körpersprache zurück. Harper baut in der Ecke einen Tisch auf, wo er die Spenden entgegennimmt. Man kann per Kreditkarte oder in bar bezahlen, so viel oder so wenig, wie man will. Es wird kein Aufhebens darum gemacht. Niemand hakt die Namen ab oder achtet darauf, wer wie viel bezahlt. Das Dasgupta-Institut kann tatsächlich kostenlos genutzt werden.
Als wir mit dem Kochen fertig waren und das Essen serviert hatten, suchte ich mir einen Platz am Ende eines Tisches und hörte den Gesprächen zu. Der ganze Raum brummte. Eine Frau war sich sicher, dass sie geschwebt war. Ein Mann erzählte, wie er beim Schlafwandeln versucht hatte, in das falsche Bett zu steigen. Er teilte sich ein Zimmer mit vier anderen. Er schlafwandelte oft. Dann hatte er das Problem, dass er dem Typen, den er geweckt hatte, wegen des Schweigegelübdes nicht erklären konnte, was los war.
Alle lachten.
»So viel Nonsens habe ich mein Lebtag noch nicht gehört«, sagte eine ältere Frau. »Karma-Nonsens, Reinkarnations-Nonsens, Nirvana-Nonsens.«
Ich aß mein Risotto langsam. Die Frau, die »mein Lebtag« und »Nonsens« gesagt hatte, sprach mit vornehmem Akzent. Ich ließ die Körner auf der Zunge zergehen, ehe ich sie hinunterschluckte. Reis verwandelte sich in Beth, die ihn alsbald in Scheiße verwandeln würde.
Anicca.
Lisa, meine ich. Von jetzt an werde ich Lisa sein. Ich saß da und hörte dem Geplapper zu. Ich schwamm im Lärm, ließ mich auf dem Lärm treiben. Eine Frau mit kehliger Stimme sprach kichernd über schlechtes Karma, und ein älterer Typ kreischte, er würde die Reinkarnation jederzeit Dantes Paradiso vorziehen.
Etwas ist anders, dachte ich. Ich war ganz ruhig. Ich fühlte mich vollkommen ruhig. Ich hatte
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