Sex & junge Eltern
Vorgeschichte: Fruchtbare Tage? Dann ran! Es ging nicht mehr um Lust, es ging ums Kindermachen. Anfangs hat uns das beflügelt, später belastet. Mechanisch und lieblos war unser Sex. Dann hat es endlich geklappt – ein riesiger Befreiungsschlag. Ich war plötzlich so entspannt und glücklich, fühlte mich so fruchtbar und weiblich. Meine Brüste wurden von Tag zu Tag größer, mein Teint strahlend, die Haare dicker. Jede kleinste Berührung von dir elektrisierte mich. Ich spürte so viel Lust wie ganz zu Beginn unserer Liebe. Dir ging es genauso, zumindest vier Monate lang. Wir holten alles nach, was in den vergangenen Monaten aus Kopfgründen nicht möglich war. Ich war selig, dass sie wieder da war. Die Lust. Dann fing mein Bauch an zu wachsen. Ich weiß nicht, warum, aber je größer er wurde, desto weniger Sex wolltest du. Jetzt bin ich im achten Monat, und im Bett herrscht absolute Flaute. Dabei könnte ich sogar zweimal am Tag. Vielleicht sind es die Hormone. Vielleicht ist es auch einfach nur das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu können. Und du? Kuschelst dich abends im Bett an mich, streichst mir über den Kopf, Küsschen auf die Stirn, und sagst: „Heute nicht, Schatz!“ Dann schläfst du ein. Mir kommt das vor wie eine verkehrte Welt. Sind es nicht sonst wir Frauen, die das sagen? Zum ersten Mal kann ich Männer verstehen, die sich über zu wenig Sex beklagen. Mich kränkt dein Verhalten. Es verunsichert mich, macht mich traurig. Gefalle ich dir nicht mehr? Habe ich als zukünftige Mutter deines Kindes, mein Soll erfüllt? Entschuldige, ich weiß, dass du so nicht denkst. Aber ich bin trotzdem unsicher: Stimmt mit unserer Liebe etwas nicht? Deine knapp gemurmelte Erklärung, dem Baby könnte beim Sex vielleicht etwas passieren, glaube ich einfach nicht. Auch der Arzt hat bestätigt, dass das Quatsch ist. Ich kann dich nicht zum Sex zwingen. Und das will ich auch gar nicht. Und würde gern besser verstehen: Was ist los mit dir?
Er sagt: Zum ersten Mal seit Jahren muss ich an den Witz denken von den Zwillingen im Bauch, die sich fragen, wer der glatzköpfige Kerl sei, der jeden Tag reinschaut. Nicht, dass ich diesen Witz sonderlich komisch finde, aber es ist der Gedanke, der mich beschäftigt, wenn es um Sex geht. Wir sind nicht mehr allein, und das hemmt mich. Ich weiß nicht, ob du das verstehst, aber es ist der Grund, weshalb mir zum ersten Mal im Leben mehr nach Kuscheln ist, nach Nebeneinanderliegen und Worte-ins-Ohr- Flüstern, nach zarten Berührungen und Liebkosungen. Anderen Sex zu haben, richtigen, kann ich mir derzeit nicht vorstellen. Ich habe es dir noch nicht so explizit gesagt, aber schon die Vorstellung löst bei mir Beklemmungen aus. Du darfst es nicht falsch verstehen, es hat nichts mit dir zu tun. Sondern mit dem Kleinen in dir. Ich habe das Gefühl, in seine Privatsphäre einzudringen, Hausfriedensbruch zu begehen. Er hat sich in dir eingerichtet; jetzt ist dein Körper sein Lebensbereich, den wir beide schützen müssen. Du hast es mir schon erklärt, dass ihm nichts passieren kann, wenn wir Sex haben, dass er sozusagen außer Reichweite ist. Aber diese Botschaft erreicht nur den Kopf, nicht das Gefühl. Blöderweise hast du jetzt besonders große Lust. Es tut mir leid, aber wir kommen derzeit, was den Sex angeht, nicht so richtig zusammen. Und das hat nichts mit deinem Bauch zu tun, der von Woche zu Woche größer wird. Ich möchte einfach diesem kleinen, so gut behüteten Wesen nicht so auf den Leib rücken.
4. Sie ist schwanger, sexy und so heilig
Es ist erstmal nur ein blassblauer Strich auf dem Schwangerschaftstest, und doch fühlt sich alles schon anders an. Gedanken eines werdenden Vaters
Vor dem Spiegel beugt sie den Oberkörper. Prüft ihren Leib, kokettiert und stellt sich auf. „Da! Siehst du? Das ist ein Bauch! Siehst du!“ Sehe ich nicht. Da ist nichts. Im zweiten Monat sieht man nichts, das steht überall, das weiß man. Das Es ist jetzt eine kleine Bohne, gerade mal erkennbar auf dem Marmorkuchenbild vom Ultraschall.
Aber das Fehlen sichtbarer Zeichen macht es schwierig für Männer. Wir brauchen Zeichen, Siegeszeichen, Erfolgszeichen, Ausrufezeichen. Irgendetwas Handfestes. Wenn wenigstens die Ohren ein kleines Stückchen wachsen würden! Ihr Unterbauch legt sich zwischen die zwei Hüftknochen wie ein sanfter Hügel zwischen Berge. Der Ausläufer ihres Thailand-Tatoos züngelt hinunter zum Leistendelta. Hier, unter meiner persönlichen
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