Sex-Star: Erotischer Roman (German Edition)
wer konnte das schon wissen?
Ihr kam es wie ein boshafter Witz der Evolution vor. Frauen erreichten ihren sexuellen Gipfel mit Mitte dreißig. Damals, als die Menschen noch gejagt und gesammelt hatten, waren viele in dem Alter schon tot. Frauen setzten Kinder in die Welt auf Kosten ihrer Zähne, und manchmal auch auf Kosten des eigenen Lebens. Mutter Natur hatte einen schäbigen Humor.
Sie musste aufhören, sich selbst zu bemitleiden und an Daniel zu denken, an Daniels Körper, Daniels Haare und Haut und an seinen Geruch. Er roch immer so frisch, selbst am Morgen. Es war, als ob Schmutz ihm nichts anhaben konnte. Er war so appetitanregend wie frisch gestampfte Butter. Seine Zähne waren zu jung und zu weiß glänzend, deshalb hatte Plaque keine Chance - so wunderte es sie nicht, dass auch sein Morgenatem so frisch war.
Sie sorgte sich um ihn, um die Fältchen um seine Augen und um die Zeit, die es mit sich brachte, die glatte Oberfläche seiner Zähne aufzurauen. Dann würde sie ihn nicht mehr wollen. Es sorgte sie, dass sie nur seine Jugend attraktiv fand, und es sorgte sie, dass sie zu einer alten geilen Frau geworden war.
Sie musste hart gegen sich selbst sein. Sie hatte die Waschmaschine angestellt, nachdem sie die Betttücher abgezogen hatte, als wollte sie alle seine Spuren auslöschen und den Geruch seiner Haut tilgen. Wie eine praktisch veranlagte, erwachsene Hausfrau. Sie hatte Spuren seiner Barthaare aus dem Becken im Badezimmer gewischt, die kurzen braunen Stoppeln, die sie so gern auf ihrem Gesicht spürte oder wenn sie zwischen den Brüsten kratzten.
Wie Claire wollte sie werden, besser organisiert sein als bisher und neue Schwerpunkte in ihrem Leben setzen. Claire hatte solche Probleme nicht; sie war in der Lage, Männer aus ihrem Bett zu werfen, ohne sich viel dabei zu denken. Ihr Mangel an Gewissen war bewundernswert.
Santosh war sicher, dass sie das auch schaffte. Sie konnte eine erfolgreiche Karriere haben und eine gute Hausfrau wie ihre Mutter und ihre Schwestern sein. Sie war prächtig stolz auf sich, als es ihr gelang, den Turm für die CDs zum Stehen zu bringen, nachdem sie die vorgeschriebene Zeit gewartet hatte, bis der Holzleim getrocknet war. Dir hab ich's gezeigt, was, verdammter CD-Turm. Das kannst du mit mir nicht machen.
Das Telefon schlug an, als sie vor dem Turm stand und ihre Arbeit bewunderte. Es war Claire.
»Darling, du wirst nicht glauben, was passiert ist ...«
»Das glaube ich dir gern«, erwiderte Santosh und drückte versuchsweise eine Handfläche auf den Turm, um seine Stabilität zu testen. »Was ist los?«
»Willst du immer noch ein Expose zu unserem Thema schreiben? Wenn ja, dann kommst du jetzt sofort her - ich kann es dir übers Telefon nicht erzählen, aber, Teufel, es ist das Komischste, was ich je gehört habe.«
Mit einer boshaften Unvermeidlichkeit neigte sich eine Seite des Turms - eines der Teile, die sie mit Leim zusammengesetzt und mit einem Hammer an die vorgesehene Stelle getrieben hatte, scherte langsam aus und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. »Okay«, sagte sie, zu kaputt, um sich an eine erneute Zusammensetzung zu trauen, »ich mache mich auf den Weg.«
Sie legte den Hörer auf und ließ den ganzen Turm auf dem Boden liegen, nachdem sie ihm einen Tritt mit ihrem schwersten Stiefel gegeben hatte. Sie konnte »Nicht schießen! Journalistin!« in sechs Sprachen sagen, was nützlicher war als ein perfekt sortierter CD-Turm.
Wen interessierte es schon, ob du deine CDs auf dem Boden aufbewahrst oder auf einem großen Haufen auf dem Schreibtisch? Was für ein Unsinn, die CDs alphabetisch zu ordnen! Und wen juckte es, dass sie es vorzog, mit jungen Männern zu schlafen statt mit Kerlen in ihrem Alter?
Sie dampfte den ganzen Weg bis zu Claires Büro. Wenn die Frauen endlich mit dem Unsinn aufhörten, dass ›ältere Männer auch sexy sind‹, und wenigstens sich selbst gegenüber zugaben, dass sie junge Männer attraktiver fanden, würden sie ihre Großzügigkeit ablegen. Es gab nur wenige Gründe, warum man eine junge, schöne Frau am Arm eines älteren Mannes sah: Er war reich, mächtig, brillant oder komisch. Diese Eigenschaften waren potente Aphrodisiaka, aber sie waren bestimmt kein Ersatz für wahre Lust, nicht wahr?
Es gab nur einen Typ Mann in der Welt, der ihr diese Lust besorgen konnte, und der Ärger bestand darin, dass dieser Typ eigentlich zu jung war. Männer dieses Typs hatten all die wünschenswerten Eigenschaften -
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