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Sex und Folter in der Kirche

Sex und Folter in der Kirche

Titel: Sex und Folter in der Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Herrmann
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Pri-vateigentum) gehört; Katholiken setzten sich im Lauf der nächsten Jahre mehrfach in Straßenaktionen und ganzseitigen Zeitungsan-zeigen für das Regime ein.162
    Die DINA, Stütze der Diktatur, hatte Spezialgesetze.163 Bei
    männlichen Gefangenen wurde die kollektive Masturbation er-
    zwungen, um die unter Machos besonders verletzende Redensart
    »Ihr seid alle Wichser!« einzulösen. Die Folterer der DINA setzten auch das Wissen der Psychologie um die persönlichkeitszerstörende Wirkung von Vergewaltigung und Folter an Genitalien und After ein. Es war im Vergleich mit den übrigen Geheimdiensten ihre
    Spezialität, daß alle weiblichen Gefangenen vergewaltigt wurden.
    Den Jahreswechsel 1974/1975 feierten die Offiziere der DINA zu Hause und überließen fast hundertfünfzig Gefangene den wachha-benden Unteroffizieren; diese vergewaltigten etwa zwanzig Frauen.
    Fast wäre es zu einem Massenausbruch gekommen, da das Wach-
    personal nackt war und eine Gefangene beinahe in den Besitz einer Maschinenpistole gekommen wäre. Wegen dieses Sicherheitsrisi-kos verbot die DINA spontane Vergewaltigungen; die systemati-
    schen durch Offiziere gingen weiter. Gegen Ende der Diktatur
    wurden Prozesse wegen Folter und Entführung reihenweise eingestellt. Folterer wurden amnestiert, zukünftige Prozesse durch Gesetz verboten. Pinochet hatte gedroht: »Wenn einer einen meiner Männer anrührt, ist der Rechtsstaat zu Ende!«164
    Meldung 1993: Pinochet, mittlerweile nicht mehr Staatschef,
    doch noch immer Oberbefehlshaber der Armee, erklärt zum zwan-
    zigsten Jahrestag des Militärputsches, weder das Militär noch er selbst hätten sich für irgend etwas zu entschuldigen. Bei anderer Gelegenheit nennt er die spurlos verschwundenen und wahrscheinlich gefolterten und getöteten Gegner des Regimes Banditen.165
    In Argentinien166, römisch-katholisch, verschwanden zwischen
    1976 und 1979, als Diktator und Junta sich zu Festgottesdiensten einstellten und mit kirchlichen Würdenträgern talkten, dreißigtausend Menschen, darunter vierhundert Kinder. Der Verbleib der
    meisten ist bis heute nicht geklärt.167 In diesem Land, dessen Offi-zierkorps zu mehr als achtzig Prozent aus praktizierenden Katholi-264
    ken bestand,168 begann die Folter169 mit Tritten und Schlägen, setzte sich fort im Prügeln mit Knüppeln, Brettern, Eisenketten und Hämmern, mit denen man Füße und Hände zerschlug. Alternativen waren: Untertauchen in Schmutzwasser; Plastiktüten über den
    Kopf, die kurz vor dem Ersticken abgezogen wurden oder auch
    nicht; Augenbinden, die so fest angezogen wurden, daß die Augäpfel in den Schädel gepreßt wurden; Binden, die verschmutzt und mit Würmern besetzt waren, die sich in die Augenbindehaut einfraßen; Ausdrücken von Zigaretten auf allen Körperteilen; Versengen mit glühenden Nägeln; Elektroschocks an allen sensiblen Stellen des Körpers; unter Strom stehende Metallknüppel an den Brustwarzen, unter den Achseln, an Augen, Ohren, Zahnfleisch, Zunge; Zwang, kleine Elektroden zu schlucken, die Speiseröhre und Magen verbrannten; Metallroste, die unter Strom standen und mit Wasser übergössen wurden - war ein Leib bereits zerschunden, war es
    Salzwasser; Abreißen der Haut unter den Fußsohlen; tagelanger Durst (der Mund mit Pfeffer gefüllt); Zerquetschen von Hoden; Scheinexekutionen. Oder eine Katze unters Hemd gesteckt, die
    unter Strom gesetzt wird und den mitgefolterten Menschen zer-
    kratzt. Oder die Folter eines Kindes, der die Mutter zusehen muß.
    Oder einfach nur sitzen lassen: Tage, Wochen, oft mit einer Kapuze über dem Kopf; noch simpler: einen Menschen in diesem Zustand vergessen...
    Wer waren die Täter? Oft genug Engagierte, von der gerechten
    Sache Überzeugte, Christen und/oder Nazis.170 Der spätere Leiter der argentinischen Bundespolizei: »Das Heer schätzt den Menschen als solchen, denn es ist ein christliches Heer.« Gewiß waren auch viele Christen, darunter Priester171, unter den Opfern. Gewiß setzten sich Christen in Argentinien wie in der Bundesrepublik 172
    zur Wehr, doch ebenso gewiß gehörten Priester zu den Folterern,173
    ebenso sicher wurde im Offizierskasino eine Messe gelesen und den Gefolterten die heilige Kommunion gereicht. Sicher ist auch eine Unterstützung des Regimes durch Bischöfe, die zwar kritische Hirtenbriefe veröffentlichten, doch ihr praktisches Verhalten nicht an diesen ausrichteten und sich kaum für ihre verfolgten Mitchristen einsetzten174.
    Hier fanden sich zwei

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